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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.

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Zweite Abtheilung.
das Maul aufthun, wenn man Euch frägt? Kriecht
da an meinem Schloß unten herum, und als ich
anfrage: wer da? keine Antwort. Habt Ihr denn
gar keinen Appell ins Henkers Namen? Gar keine
Erziehung und Lebensart?
Alfred. Ich fand die allerseltensten Exem-
plare, und dachte nicht, daß der gnädige Herr gleich
so zuthätig seyn würden.
Kirmes. Das Kranium ist, Gottlob, noch
ganz, die Pia Mater nicht verletzt, hoffentlich hat
auch das Cerebrum nicht gelitten, es ist hauptsäch-
lich aufs Occiput gefallen, und das ist schon mehr
auf solche Sachen eingerichtet, Sinciput hat wenig
bekommen. -- Wie ist Ihnen? Sind Sie bei sich?
Kay. So recht! examinirt ihn mal ein we-
nig, ob er nicht übergeschnappt ist, denn Ihr wißt,
ich führe eine gute Hand.
Kirmes. Der gnädige Herr sind dafür be-
rühmt. Sagen Sie mal, mein Herr, damit wir
gleich eine solide Materie berühren: welches ist so
unter den Naturreichen das interessanteste? Das
leblose, wie Steine, Mineralien, Felsen, oder das
belebte, wie Thiere, Menschen, oder die Amphi-
bien, wie Pflanzen und dergleichen?
Alfred. Pilze.
Kirmes. Pilze? Nimmermehr. Da wüßt
ich doch wohl noch interessantere Dinge zu nen-
nen, zum Beispiel gleich Trüffeln. -- Wonach
strebt unsre menschliche Seele am ersten, wenn sie
zur Erkenntniß kommt?
Alfred. Nach Pilzen.

Zweite Abtheilung.
das Maul aufthun, wenn man Euch fraͤgt? Kriecht
da an meinem Schloß unten herum, und als ich
anfrage: wer da? keine Antwort. Habt Ihr denn
gar keinen Appell ins Henkers Namen? Gar keine
Erziehung und Lebensart?
Alfred. Ich fand die allerſeltenſten Exem-
plare, und dachte nicht, daß der gnaͤdige Herr gleich
ſo zuthaͤtig ſeyn wuͤrden.
Kirmes. Das Kranium iſt, Gottlob, noch
ganz, die Pia Mater nicht verletzt, hoffentlich hat
auch das Cerebrum nicht gelitten, es iſt hauptſaͤch-
lich aufs Occiput gefallen, und das iſt ſchon mehr
auf ſolche Sachen eingerichtet, Sinciput hat wenig
bekommen. — Wie iſt Ihnen? Sind Sie bei ſich?
Kay. So recht! examinirt ihn mal ein we-
nig, ob er nicht uͤbergeſchnappt iſt, denn Ihr wißt,
ich fuͤhre eine gute Hand.
Kirmes. Der gnaͤdige Herr ſind dafuͤr be-
ruͤhmt. Sagen Sie mal, mein Herr, damit wir
gleich eine ſolide Materie beruͤhren: welches iſt ſo
unter den Naturreichen das intereſſanteſte? Das
lebloſe, wie Steine, Mineralien, Felſen, oder das
belebte, wie Thiere, Menſchen, oder die Amphi-
bien, wie Pflanzen und dergleichen?
Alfred. Pilze.
Kirmes. Pilze? Nimmermehr. Da wuͤßt
ich doch wohl noch intereſſantere Dinge zu nen-
nen, zum Beiſpiel gleich Truͤffeln. — Wonach
ſtrebt unſre menſchliche Seele am erſten, wenn ſie
zur Erkenntniß kommt?
Alfred. Nach Pilzen.

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[474/0483] Zweite Abtheilung. das Maul aufthun, wenn man Euch fraͤgt? Kriecht da an meinem Schloß unten herum, und als ich anfrage: wer da? keine Antwort. Habt Ihr denn gar keinen Appell ins Henkers Namen? Gar keine Erziehung und Lebensart? Alfred. Ich fand die allerſeltenſten Exem- plare, und dachte nicht, daß der gnaͤdige Herr gleich ſo zuthaͤtig ſeyn wuͤrden. Kirmes. Das Kranium iſt, Gottlob, noch ganz, die Pia Mater nicht verletzt, hoffentlich hat auch das Cerebrum nicht gelitten, es iſt hauptſaͤch- lich aufs Occiput gefallen, und das iſt ſchon mehr auf ſolche Sachen eingerichtet, Sinciput hat wenig bekommen. — Wie iſt Ihnen? Sind Sie bei ſich? Kay. So recht! examinirt ihn mal ein we- nig, ob er nicht uͤbergeſchnappt iſt, denn Ihr wißt, ich fuͤhre eine gute Hand. Kirmes. Der gnaͤdige Herr ſind dafuͤr be- ruͤhmt. Sagen Sie mal, mein Herr, damit wir gleich eine ſolide Materie beruͤhren: welches iſt ſo unter den Naturreichen das intereſſanteſte? Das lebloſe, wie Steine, Mineralien, Felſen, oder das belebte, wie Thiere, Menſchen, oder die Amphi- bien, wie Pflanzen und dergleichen? Alfred. Pilze. Kirmes. Pilze? Nimmermehr. Da wuͤßt ich doch wohl noch intereſſantere Dinge zu nen- nen, zum Beiſpiel gleich Truͤffeln. — Wonach ſtrebt unſre menſchliche Seele am erſten, wenn ſie zur Erkenntniß kommt? Alfred. Nach Pilzen.

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/483>, abgerufen am 22.11.2024.