Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.Zweite Abtheilung. Wahrmund. Nun, Thoms, du sprichst kein Wort? Thoms. Ich bin so froh, Vater, daß ich wieder bei Euch bin. Da draußen im Walde ist es recht traurig. Peter. Garstig und erbärmlich, dunkel, kalt, es graut einem, nur daran zu denken. Hier sitzt sichs besser. Stimme (von außen). Der Wandrer irrt auf dunkeln Wegen, Dann steht er bittend vor der Thür, Ihn schlägt der kalte Wind, der Regen; Tritt keiner helfend ihm herfür? Wahrmund. Nur herein, wers seyn mag! Hier ists gut. (er öffnet). Kommt herein, armer Mensch! Persiwein kommt. Persiwein. Ich danke Euch herzlich, lie- ben Freunde; ich bin verirrt, kein Mensch zeigt sich, kein Licht ist sichtbar, nur bei Euch war es noch hell; vergönnt mir, die Nacht hier zu ruhen, und ich will Euch gern Eure Gastlichkeit belohnen. Wahrmund. Setzt Euch; Frau, gieb noch 'nen irdnen Teller für den Herrn. Eßt und trinkt, es wird euch munden, wenn man lange verirrt gewesen, schmeckt alles. Persiwein. Ihr seid ein freundlicher Wirth. Wahrmund. Es ist Euch gegönnt! -- Pe- ter! willst Du wohl dem Manne das Stück Fleisch nicht vor dem Munde wegnehmen! Leben und Zweite Abtheilung. Wahrmund. Nun, Thoms, du ſprichſt kein Wort? Thoms. Ich bin ſo froh, Vater, daß ich wieder bei Euch bin. Da draußen im Walde iſt es recht traurig. Peter. Garſtig und erbaͤrmlich, dunkel, kalt, es graut einem, nur daran zu denken. Hier ſitzt ſichs beſſer. Stimme (von außen). Der Wandrer irrt auf dunkeln Wegen, Dann ſteht er bittend vor der Thuͤr, Ihn ſchlaͤgt der kalte Wind, der Regen; Tritt keiner helfend ihm herfuͤr? Wahrmund. Nur herein, wers ſeyn mag! Hier iſts gut. (er oͤffnet). Kommt herein, armer Menſch! Perſiwein kommt. Perſiwein. Ich danke Euch herzlich, lie- ben Freunde; ich bin verirrt, kein Menſch zeigt ſich, kein Licht iſt ſichtbar, nur bei Euch war es noch hell; vergoͤnnt mir, die Nacht hier zu ruhen, und ich will Euch gern Eure Gaſtlichkeit belohnen. Wahrmund. Setzt Euch; Frau, gieb noch 'nen irdnen Teller fuͤr den Herrn. Eßt und trinkt, es wird euch munden, wenn man lange verirrt geweſen, ſchmeckt alles. Perſiwein. Ihr ſeid ein freundlicher Wirth. Wahrmund. Es iſt Euch gegoͤnnt! — Pe- ter! willſt Du wohl dem Manne das Stuͤck Fleiſch nicht vor dem Munde wegnehmen! Leben und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0491" n="482"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> <sp who="#WAH"> <speaker><hi rendition="#g">Wahrmund</hi>.</speaker> <p>Nun, Thoms, du ſprichſt kein<lb/> Wort?</p> </sp><lb/> <sp who="#THO"> <speaker><hi rendition="#g">Thoms</hi>.</speaker> <p>Ich bin ſo froh, Vater, daß ich<lb/> wieder bei Euch bin. Da draußen im Walde iſt<lb/> es recht traurig.</p> </sp><lb/> <sp who="#PET"> <speaker><hi rendition="#g">Peter</hi>.</speaker> <p>Garſtig und erbaͤrmlich, dunkel, kalt,<lb/> es graut einem, nur daran zu denken. Hier ſitzt<lb/> ſichs beſſer.</p> </sp><lb/> <sp who="#STI"> <speaker> <hi rendition="#g">Stimme</hi> </speaker> <stage>(von außen).</stage><lb/> <p>Der Wandrer irrt auf dunkeln Wegen,<lb/> Dann ſteht er bittend vor der Thuͤr,<lb/> Ihn ſchlaͤgt der kalte Wind, der Regen;<lb/> Tritt keiner helfend ihm herfuͤr?</p> </sp><lb/> <sp who="#WAH"> <speaker><hi rendition="#g">Wahrmund</hi>.</speaker> <p>Nur herein, wers ſeyn mag!<lb/> Hier iſts gut. <stage>(er oͤffnet).</stage> Kommt herein, armer<lb/> Menſch!</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Perſiwein</hi> kommt.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#PER"> <speaker><hi rendition="#g">Perſiwein</hi>.</speaker> <p>Ich danke Euch herzlich, lie-<lb/> ben Freunde; ich bin verirrt, kein Menſch zeigt<lb/> ſich, kein Licht iſt ſichtbar, nur bei Euch war es<lb/> noch hell; vergoͤnnt mir, die Nacht hier zu ruhen,<lb/> und ich will Euch gern Eure Gaſtlichkeit belohnen.</p> </sp><lb/> <sp who="#WAH"> <speaker><hi rendition="#g">Wahrmund</hi>.</speaker> <p>Setzt Euch; Frau, gieb noch<lb/> 'nen irdnen Teller fuͤr den Herrn. Eßt und trinkt,<lb/> es wird euch munden, wenn man lange verirrt<lb/> geweſen, ſchmeckt alles.</p> </sp><lb/> <sp who="#PER"> <speaker><hi rendition="#g">Perſiwein</hi>.</speaker> <p>Ihr ſeid ein freundlicher Wirth.</p> </sp><lb/> <sp who="#WAH"> <speaker><hi rendition="#g">Wahrmund</hi>.</speaker> <p>Es iſt Euch gegoͤnnt! — Pe-<lb/> ter! willſt Du wohl dem Manne das Stuͤck Fleiſch<lb/> nicht vor dem Munde wegnehmen! Leben und<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [482/0491]
Zweite Abtheilung.
Wahrmund. Nun, Thoms, du ſprichſt kein
Wort?
Thoms. Ich bin ſo froh, Vater, daß ich
wieder bei Euch bin. Da draußen im Walde iſt
es recht traurig.
Peter. Garſtig und erbaͤrmlich, dunkel, kalt,
es graut einem, nur daran zu denken. Hier ſitzt
ſichs beſſer.
Stimme (von außen).
Der Wandrer irrt auf dunkeln Wegen,
Dann ſteht er bittend vor der Thuͤr,
Ihn ſchlaͤgt der kalte Wind, der Regen;
Tritt keiner helfend ihm herfuͤr?
Wahrmund. Nur herein, wers ſeyn mag!
Hier iſts gut. (er oͤffnet). Kommt herein, armer
Menſch!
Perſiwein kommt.
Perſiwein. Ich danke Euch herzlich, lie-
ben Freunde; ich bin verirrt, kein Menſch zeigt
ſich, kein Licht iſt ſichtbar, nur bei Euch war es
noch hell; vergoͤnnt mir, die Nacht hier zu ruhen,
und ich will Euch gern Eure Gaſtlichkeit belohnen.
Wahrmund. Setzt Euch; Frau, gieb noch
'nen irdnen Teller fuͤr den Herrn. Eßt und trinkt,
es wird euch munden, wenn man lange verirrt
geweſen, ſchmeckt alles.
Perſiwein. Ihr ſeid ein freundlicher Wirth.
Wahrmund. Es iſt Euch gegoͤnnt! — Pe-
ter! willſt Du wohl dem Manne das Stuͤck Fleiſch
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Zitationshilfe: | Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 482. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/491>, abgerufen am 26.06.2024. |