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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.

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Däumchen.
Else. Gnädiger Herr, das ist alles erlogen.
Wahrmund. Ei! ei! hätt' ich das damals
hinter Euch gesucht, und gewußt, daß ich so bösen
Gesellen beherbergte, so hätt' ich Euch draußen
stehn lassen.
Thoms. Ihro Majestät, diese Gesänge
thun meiner Reputation zu nahe.
Ginevra.
Laß, Kleiner, ihn nur singen, Du bleibst doch,
Der Du uns bist, des Vaterlands Erretter.
Persiwein. (singt.)
Da begab sich's, daß man wirkte,
Hackte, kochte, stopfte Wurst,
Und der kleine Thoms, das Däumchen,
Fleißig in die Töpfe kuckt.
Das Gemengsel wird zum Kochen
Hingesetzt auf Feuers Gluth,
Keinem ist, daß an des Kessels
Rand der Kleine klebt, bewußt.
Und ein Schwindel stürzt ihn jählings
Nieder in des Fettes Fluth,
Abgehoben wird der Kessel
Und gestopft das Fleisch und Blut.
Er will sprechen, Kessel siedet,
Da wird nicht gehört sein Ruf,
Und die Hausfrau, ach! verwirkt den
Sohn hinab in jene Wurst.
Drauf hängt sie sie in den Schornstein,
Daß der Rauch soll Dienste thun,
Und sie beißen und sie würzen,
Schmackhaft machen dem Genuß.

II. [ 35 ]
Daͤumchen.
Elſe. Gnaͤdiger Herr, das iſt alles erlogen.
Wahrmund. Ei! ei! haͤtt' ich das damals
hinter Euch geſucht, und gewußt, daß ich ſo boͤſen
Geſellen beherbergte, ſo haͤtt' ich Euch draußen
ſtehn laſſen.
Thoms. Ihro Majeſtaͤt, dieſe Geſaͤnge
thun meiner Reputation zu nahe.
Ginevra.
Laß, Kleiner, ihn nur ſingen, Du bleibſt doch,
Der Du uns biſt, des Vaterlands Erretter.
Perſiwein. (ſingt.)
Da begab ſich's, daß man wirkte,
Hackte, kochte, ſtopfte Wurſt,
Und der kleine Thoms, das Daͤumchen,
Fleißig in die Toͤpfe kuckt.
Das Gemengſel wird zum Kochen
Hingeſetzt auf Feuers Gluth,
Keinem iſt, daß an des Keſſels
Rand der Kleine klebt, bewußt.
Und ein Schwindel ſtuͤrzt ihn jaͤhlings
Nieder in des Fettes Fluth,
Abgehoben wird der Keſſel
Und geſtopft das Fleiſch und Blut.
Er will ſprechen, Keſſel ſiedet,
Da wird nicht gehoͤrt ſein Ruf,
Und die Hausfrau, ach! verwirkt den
Sohn hinab in jene Wurſt.
Drauf haͤngt ſie ſie in den Schornſtein,
Daß der Rauch ſoll Dienſte thun,
Und ſie beißen und ſie wuͤrzen,
Schmackhaft machen dem Genuß.

II. [ 35 ]
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[545/0554] Daͤumchen. Elſe. Gnaͤdiger Herr, das iſt alles erlogen. Wahrmund. Ei! ei! haͤtt' ich das damals hinter Euch geſucht, und gewußt, daß ich ſo boͤſen Geſellen beherbergte, ſo haͤtt' ich Euch draußen ſtehn laſſen. Thoms. Ihro Majeſtaͤt, dieſe Geſaͤnge thun meiner Reputation zu nahe. Ginevra. Laß, Kleiner, ihn nur ſingen, Du bleibſt doch, Der Du uns biſt, des Vaterlands Erretter. Perſiwein. (ſingt.) Da begab ſich's, daß man wirkte, Hackte, kochte, ſtopfte Wurſt, Und der kleine Thoms, das Daͤumchen, Fleißig in die Toͤpfe kuckt. Das Gemengſel wird zum Kochen Hingeſetzt auf Feuers Gluth, Keinem iſt, daß an des Keſſels Rand der Kleine klebt, bewußt. Und ein Schwindel ſtuͤrzt ihn jaͤhlings Nieder in des Fettes Fluth, Abgehoben wird der Keſſel Und geſtopft das Fleiſch und Blut. Er will ſprechen, Keſſel ſiedet, Da wird nicht gehoͤrt ſein Ruf, Und die Hausfrau, ach! verwirkt den Sohn hinab in jene Wurſt. Drauf haͤngt ſie ſie in den Schornſtein, Daß der Rauch ſoll Dienſte thun, Und ſie beißen und ſie wuͤrzen, Schmackhaft machen dem Genuß. II. [ 35 ]

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 545. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/554>, abgerufen am 24.11.2024.