Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.Der Blaubart. Hugo kommt. Hugo. Du wirst schon gehört haben, liebe Agnes, daß ich Dich verlassen muß. Agnes. Ja. Hugo. Es giebt kein so zänkisches, unbän- diges Thier, als den Menschen, Agnes. Sie sehn nun, daß sie mich nicht überwältigen können, und doch ist es ihnen nicht möglich, Ruhe zu halten. Aber sie sollen auch dafür gezüchtiget werden! Die- selben wenigstens sollen nicht wieder kommen. Agnes. Lieber Mann! -- Hugo. Sei ruhig, ich habe noch nie etwas gefürchtet. -- So eben sind zwei Narren ange- kommen, die noch zu meinen Dienern gehören. Ich denke, sie werden Dir Spaß machen. Der Rathgeber und Claus treten ein. Hugo. Ihr kommt ziemlich spät, noch ge- rade zur rechten Zeit, um mich abreisen zu sehn. Claus. Wir sind beide nicht gut zu Fuß, Herr Ritter, und das hat uns unterwegs ein we- nig aufgehalten. Hugo. Ihr seid der sogenannte Rathgeber? -- Nehmts nicht übel, wenn ich über den närri- schen Titel lachen muß. Rathgeber. Ich bin derselbe. Claus. Unterwegs gab er immer den Rath, in jede Herberge, die sich finden ließ, einzukehren. Ich hoffe, Ihr sollt noch bis Dato die Spuren davon an ihm gewahr werden. Der Blaubart. Hugo kommt. Hugo. Du wirſt ſchon gehoͤrt haben, liebe Agnes, daß ich Dich verlaſſen muß. Agnes. Ja. Hugo. Es giebt kein ſo zaͤnkiſches, unbaͤn- diges Thier, als den Menſchen, Agnes. Sie ſehn nun, daß ſie mich nicht uͤberwaͤltigen koͤnnen, und doch iſt es ihnen nicht moͤglich, Ruhe zu halten. Aber ſie ſollen auch dafuͤr gezuͤchtiget werden! Die- ſelben wenigſtens ſollen nicht wieder kommen. Agnes. Lieber Mann! — Hugo. Sei ruhig, ich habe noch nie etwas gefuͤrchtet. — So eben ſind zwei Narren ange- kommen, die noch zu meinen Dienern gehoͤren. Ich denke, ſie werden Dir Spaß machen. Der Rathgeber und Claus treten ein. Hugo. Ihr kommt ziemlich ſpaͤt, noch ge- rade zur rechten Zeit, um mich abreiſen zu ſehn. Claus. Wir ſind beide nicht gut zu Fuß, Herr Ritter, und das hat uns unterwegs ein we- nig aufgehalten. Hugo. Ihr ſeid der ſogenannte Rathgeber? — Nehmts nicht uͤbel, wenn ich uͤber den naͤrri- ſchen Titel lachen muß. Rathgeber. Ich bin derſelbe. Claus. Unterwegs gab er immer den Rath, in jede Herberge, die ſich finden ließ, einzukehren. Ich hoffe, Ihr ſollt noch bis Dato die Spuren davon an ihm gewahr werden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#AGN"> <pb facs="#f0092" n="83"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Der Blaubart</hi>.</fw><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Hugo</hi> kommt.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#HUGO"> <speaker><hi rendition="#g">Hugo</hi>.</speaker> <p>Du wirſt ſchon gehoͤrt haben, liebe<lb/> Agnes, daß ich Dich verlaſſen muß.</p> </sp><lb/> <sp who="#AGN"> <speaker><hi rendition="#g">Agnes</hi>.</speaker> <p>Ja.</p> </sp><lb/> <sp who="#HUGO"> <speaker><hi rendition="#g">Hugo</hi>.</speaker> <p>Es giebt kein ſo zaͤnkiſches, unbaͤn-<lb/> diges Thier, als den Menſchen, Agnes. Sie ſehn<lb/> nun, daß ſie mich nicht uͤberwaͤltigen koͤnnen, und<lb/> doch iſt es ihnen nicht moͤglich, Ruhe zu halten.<lb/> Aber ſie ſollen auch dafuͤr gezuͤchtiget werden! Die-<lb/> ſelben wenigſtens ſollen nicht wieder kommen.</p> </sp><lb/> <sp who="#AGN"> <speaker><hi rendition="#g">Agnes</hi>.</speaker> <p>Lieber Mann! —</p> </sp><lb/> <sp who="#HUGO"> <speaker><hi rendition="#g">Hugo</hi>.</speaker> <p>Sei ruhig, ich habe noch nie etwas<lb/> gefuͤrchtet. — So eben ſind zwei Narren ange-<lb/> kommen, die noch zu meinen Dienern gehoͤren.<lb/> Ich denke, ſie werden Dir Spaß machen.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">Der <hi rendition="#g">Rathgeber</hi> und <hi rendition="#g">Claus</hi> treten ein.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#HUGO"> <speaker><hi rendition="#g">Hugo</hi>.</speaker> <p>Ihr kommt ziemlich ſpaͤt, noch ge-<lb/> rade zur rechten Zeit, um mich abreiſen zu ſehn.</p> </sp><lb/> <sp who="#CLAU"> <speaker><hi rendition="#g">Claus</hi>.</speaker> <p>Wir ſind beide nicht gut zu Fuß,<lb/> Herr Ritter, und das hat uns unterwegs ein we-<lb/> nig aufgehalten.</p> </sp><lb/> <sp who="#HUGO"> <speaker><hi rendition="#g">Hugo</hi>.</speaker> <p>Ihr ſeid der ſogenannte Rathgeber?<lb/> — Nehmts nicht uͤbel, wenn ich uͤber den naͤrri-<lb/> ſchen Titel lachen muß.</p> </sp><lb/> <sp who="#RATHGEBER"> <speaker><hi rendition="#g">Rathgeber</hi>.</speaker> <p>Ich bin derſelbe.</p> </sp><lb/> <sp who="#CLAU"> <speaker><hi rendition="#g">Claus</hi>.</speaker> <p>Unterwegs gab er immer den Rath,<lb/> in jede Herberge, die ſich finden ließ, einzukehren.<lb/> Ich hoffe, Ihr ſollt noch bis Dato die Spuren<lb/> davon an ihm gewahr werden.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [83/0092]
Der Blaubart.
Hugo kommt.
Hugo. Du wirſt ſchon gehoͤrt haben, liebe
Agnes, daß ich Dich verlaſſen muß.
Agnes. Ja.
Hugo. Es giebt kein ſo zaͤnkiſches, unbaͤn-
diges Thier, als den Menſchen, Agnes. Sie ſehn
nun, daß ſie mich nicht uͤberwaͤltigen koͤnnen, und
doch iſt es ihnen nicht moͤglich, Ruhe zu halten.
Aber ſie ſollen auch dafuͤr gezuͤchtiget werden! Die-
ſelben wenigſtens ſollen nicht wieder kommen.
Agnes. Lieber Mann! —
Hugo. Sei ruhig, ich habe noch nie etwas
gefuͤrchtet. — So eben ſind zwei Narren ange-
kommen, die noch zu meinen Dienern gehoͤren.
Ich denke, ſie werden Dir Spaß machen.
Der Rathgeber und Claus treten ein.
Hugo. Ihr kommt ziemlich ſpaͤt, noch ge-
rade zur rechten Zeit, um mich abreiſen zu ſehn.
Claus. Wir ſind beide nicht gut zu Fuß,
Herr Ritter, und das hat uns unterwegs ein we-
nig aufgehalten.
Hugo. Ihr ſeid der ſogenannte Rathgeber?
— Nehmts nicht uͤbel, wenn ich uͤber den naͤrri-
ſchen Titel lachen muß.
Rathgeber. Ich bin derſelbe.
Claus. Unterwegs gab er immer den Rath,
in jede Herberge, die ſich finden ließ, einzukehren.
Ich hoffe, Ihr ſollt noch bis Dato die Spuren
davon an ihm gewahr werden.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |