Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Fortunat. He! Pater Kellermeister! schafft den Wein, Zwei große Fässer sinds, die der Herr Graf Uns gnädigst hat verliehn, in Eure Keller: Die Wohlthat zwingt zu hoher Dankbarkeit, Da selten hier der Trank des Rebenstocks. Für dies und alles andre was ihr gabt Soll stets inbrünstiges Gebet von uns Für Euer Wohl zum Thor des Himmels steigen: Fortunat. Ich bin schon viel gereist, und hörte oft Von Sankt Patricius Fegefeuer reden, Sagt mir, Herr Abt, wie ists um diese Sache? Abt. In dieser rauhen Gegend, edler Herr, Die rings von Felsen starrt und Tannenwäldern, Lehrte zur Zeit, als hier noch Heiden wohnten, Ein frommer, heilger Mann, Patricius. Andächtig betend und im tiefen Sinnen Verlor er sich im Wandeln bis hieher, Wo vieler Höhlen unterird'sche Gänge Sich weit verbreiten, hoch und niedrig bald; Da hört er Windessausen und Geheul, Furchtbarer Stimmen Klageton und Winseln, Ein schrecklich Aechzen und dazwischen Lachen, Und wie er betet fällt von seinen Sinnen Der ird'sche Schleier, und auf seine Fragen Wird ihm die Antwort von gequälten Seelen. Daß sie allhier von Schuld gereinigt werden. Seitdem ward hier vom heil'gen Mann der Platz Für eines Kirchleins Gottesdienst geweiht; Dann hat man dieses Kloster aufgebaut, Fortunat. He! Pater Kellermeiſter! ſchafft den Wein, Zwei große Faͤſſer ſinds, die der Herr Graf Uns gnaͤdigſt hat verliehn, in Eure Keller: Die Wohlthat zwingt zu hoher Dankbarkeit, Da ſelten hier der Trank des Rebenſtocks. Fuͤr dies und alles andre was ihr gabt Soll ſtets inbruͤnſtiges Gebet von uns Fuͤr Euer Wohl zum Thor des Himmels ſteigen: Fortunat. Ich bin ſchon viel gereiſt, und hoͤrte oft Von Sankt Patricius Fegefeuer reden, Sagt mir, Herr Abt, wie iſts um dieſe Sache? Abt. In dieſer rauhen Gegend, edler Herr, Die rings von Felſen ſtarrt und Tannenwaͤldern, Lehrte zur Zeit, als hier noch Heiden wohnten, Ein frommer, heilger Mann, Patricius. Andaͤchtig betend und im tiefen Sinnen Verlor er ſich im Wandeln bis hieher, Wo vieler Hoͤhlen unterird'ſche Gaͤnge Sich weit verbreiten, hoch und niedrig bald; Da hoͤrt er Windesſauſen und Geheul, Furchtbarer Stimmen Klageton und Winſeln, Ein ſchrecklich Aechzen und dazwiſchen Lachen, Und wie er betet faͤllt von ſeinen Sinnen Der ird'ſche Schleier, und auf ſeine Fragen Wird ihm die Antwort von gequaͤlten Seelen. Daß ſie allhier von Schuld gereinigt werden. Seitdem ward hier vom heil'gen Mann der Platz Fuͤr eines Kirchleins Gottesdienſt geweiht; Dann hat man dieſes Kloſter aufgebaut, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#Abt"> <pb facs="#f0151" n="141"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</fw><lb/> <p>He! Pater Kellermeiſter! ſchafft den Wein,<lb/> Zwei große Faͤſſer ſinds, die der Herr Graf<lb/> Uns gnaͤdigſt hat verliehn, in Eure Keller:<lb/> Die Wohlthat zwingt zu hoher Dankbarkeit,<lb/> Da ſelten hier der Trank des Rebenſtocks.<lb/> Fuͤr dies und alles andre was ihr gabt<lb/> Soll ſtets inbruͤnſtiges Gebet von uns<lb/> Fuͤr Euer Wohl zum Thor des Himmels ſteigen:</p> </sp><lb/> <sp who="#FORT"> <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich bin ſchon viel gereiſt, und hoͤrte oft<lb/> Von Sankt Patricius Fegefeuer reden,<lb/> Sagt mir, Herr Abt, wie iſts um dieſe Sache?</p> </sp><lb/> <sp who="#Abt"> <speaker><hi rendition="#g">Abt</hi>.</speaker><lb/> <p>In dieſer rauhen Gegend, edler Herr,<lb/> Die rings von Felſen ſtarrt und Tannenwaͤldern,<lb/> Lehrte zur Zeit, als hier noch Heiden wohnten,<lb/> Ein frommer, heilger Mann, Patricius.<lb/> Andaͤchtig betend und im tiefen Sinnen<lb/> Verlor er ſich im Wandeln bis hieher,<lb/> Wo vieler Hoͤhlen unterird'ſche Gaͤnge<lb/> Sich weit verbreiten, hoch und niedrig bald;<lb/> Da hoͤrt er Windesſauſen und Geheul,<lb/> Furchtbarer Stimmen Klageton und Winſeln,<lb/> Ein ſchrecklich Aechzen und dazwiſchen Lachen,<lb/> Und wie er betet faͤllt von ſeinen Sinnen<lb/> Der ird'ſche Schleier, und auf ſeine Fragen<lb/> Wird ihm die Antwort von gequaͤlten Seelen.<lb/> Daß ſie allhier von Schuld gereinigt werden.<lb/> Seitdem ward hier vom heil'gen Mann der Platz<lb/> Fuͤr eines Kirchleins Gottesdienſt geweiht;<lb/> Dann hat man dieſes Kloſter aufgebaut,<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [141/0151]
Fortunat.
He! Pater Kellermeiſter! ſchafft den Wein,
Zwei große Faͤſſer ſinds, die der Herr Graf
Uns gnaͤdigſt hat verliehn, in Eure Keller:
Die Wohlthat zwingt zu hoher Dankbarkeit,
Da ſelten hier der Trank des Rebenſtocks.
Fuͤr dies und alles andre was ihr gabt
Soll ſtets inbruͤnſtiges Gebet von uns
Fuͤr Euer Wohl zum Thor des Himmels ſteigen:
Fortunat.
Ich bin ſchon viel gereiſt, und hoͤrte oft
Von Sankt Patricius Fegefeuer reden,
Sagt mir, Herr Abt, wie iſts um dieſe Sache?
Abt.
In dieſer rauhen Gegend, edler Herr,
Die rings von Felſen ſtarrt und Tannenwaͤldern,
Lehrte zur Zeit, als hier noch Heiden wohnten,
Ein frommer, heilger Mann, Patricius.
Andaͤchtig betend und im tiefen Sinnen
Verlor er ſich im Wandeln bis hieher,
Wo vieler Hoͤhlen unterird'ſche Gaͤnge
Sich weit verbreiten, hoch und niedrig bald;
Da hoͤrt er Windesſauſen und Geheul,
Furchtbarer Stimmen Klageton und Winſeln,
Ein ſchrecklich Aechzen und dazwiſchen Lachen,
Und wie er betet faͤllt von ſeinen Sinnen
Der ird'ſche Schleier, und auf ſeine Fragen
Wird ihm die Antwort von gequaͤlten Seelen.
Daß ſie allhier von Schuld gereinigt werden.
Seitdem ward hier vom heil'gen Mann der Platz
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