Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Fortunat. Wasmuth. Herr Abel, Euch steht es auch gut, wenn Euch so grob begegnet wird. Kommt, Frau und Tochter, nun wird mir selber die Zeit lang. (gehn.) Abel. Was solch Lumpengesindel noch hoffär- tig seyn kann, Volk, das nicht das liebe Brod hat. Aber hübsch ist sie bei alledem. -- Was kommt denn da angezogen? Vielleicht Fremde, vielleicht Gäste; es hat ganz den Anschein. Mir wär's schon Recht, denn das verdammte Vorurtheil macht, daß die wenigsten bei mir einkehren, weil ich ein neuer Christ bin, weil man sagt, -- ja die verfluchten bi- gotten abergläubischen Zeiten, wodurch ein ehrlicher Mann in seiner Nahrung gehindert wird. Fortunat, Leopold kommen. Fortunat. Wir sind nun schon die ganze Stadt durchwandert, wir versäumen die Festlichkei- ten, und kommen doch nicht unter. Welch Ge- dränge! Welche Menge Volks! Sieh, hier ist noch ein Gasthof. Abel. Befehlen meine gnädigen Herren vielleicht ein Quartier? Fortunat. Könnt Ihr uns aushelfen? Seyd Ihr vielleicht der Wirth von diesen großen Hause? Abel. Unterthänigst aufzuwarten. Ist Euer Gefolge stark? Fortunat. Zwölf Pferde und acht Diener. Abel. Alles bei mir steht so würdigem Herrn zu Befehl, ich werde gleich Anstalten machen. Fortunat. Wasmuth. Herr Abel, Euch ſteht es auch gut, wenn Euch ſo grob begegnet wird. Kommt, Frau und Tochter, nun wird mir ſelber die Zeit lang. (gehn.) Abel. Was ſolch Lumpengeſindel noch hoffaͤr- tig ſeyn kann, Volk, das nicht das liebe Brod hat. Aber huͤbſch iſt ſie bei alledem. — Was kommt denn da angezogen? Vielleicht Fremde, vielleicht Gaͤſte; es hat ganz den Anſchein. Mir waͤr's ſchon Recht, denn das verdammte Vorurtheil macht, daß die wenigſten bei mir einkehren, weil ich ein neuer Chriſt bin, weil man ſagt, — ja die verfluchten bi- gotten aberglaͤubiſchen Zeiten, wodurch ein ehrlicher Mann in ſeiner Nahrung gehindert wird. Fortunat, Leopold kommen. Fortunat. Wir ſind nun ſchon die ganze Stadt durchwandert, wir verſaͤumen die Feſtlichkei- ten, und kommen doch nicht unter. Welch Ge- draͤnge! Welche Menge Volks! Sieh, hier iſt noch ein Gaſthof. Abel. Befehlen meine gnaͤdigen Herren vielleicht ein Quartier? Fortunat. Koͤnnt Ihr uns aushelfen? Seyd Ihr vielleicht der Wirth von dieſen großen Hauſe? Abel. Unterthaͤnigſt aufzuwarten. Iſt Euer Gefolge ſtark? Fortunat. Zwoͤlf Pferde und acht Diener. Abel. Alles bei mir ſteht ſo wuͤrdigem Herrn zu Befehl, ich werde gleich Anſtalten machen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0165" n="155"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</fw><lb/> <sp who="#Wasmuth"> <speaker><hi rendition="#g">Wasmuth</hi>.</speaker> <p>Herr Abel, Euch ſteht es auch<lb/> gut, wenn Euch ſo grob begegnet wird. Kommt,<lb/> Frau und Tochter, nun wird mir ſelber die Zeit<lb/> lang.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#et">(gehn.)</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#Abel"> <speaker><hi rendition="#g">Abel</hi>.</speaker> <p>Was ſolch Lumpengeſindel noch hoffaͤr-<lb/> tig ſeyn kann, Volk, das nicht das liebe Brod hat.<lb/> Aber huͤbſch iſt ſie bei alledem. — Was kommt<lb/> denn da angezogen? Vielleicht Fremde, vielleicht<lb/> Gaͤſte; es hat ganz den Anſchein. Mir waͤr's ſchon<lb/> Recht, denn das verdammte Vorurtheil macht, daß<lb/> die wenigſten bei mir einkehren, weil ich ein neuer<lb/> Chriſt bin, weil man ſagt, — ja die verfluchten bi-<lb/> gotten aberglaͤubiſchen Zeiten, wodurch ein ehrlicher<lb/> Mann in ſeiner Nahrung gehindert wird.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Fortunat, Leopold</hi> kommen.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#FORT"> <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker> <p>Wir ſind nun ſchon die ganze<lb/> Stadt durchwandert, wir verſaͤumen die Feſtlichkei-<lb/> ten, und kommen doch nicht unter. Welch Ge-<lb/> draͤnge! Welche Menge Volks! Sieh, hier iſt noch<lb/> ein Gaſthof.</p> </sp><lb/> <sp who="#Abel"> <speaker><hi rendition="#g">Abel</hi>.</speaker> <p>Befehlen meine gnaͤdigen Herren vielleicht<lb/> ein Quartier?</p> </sp><lb/> <sp who="#FORT"> <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker> <p>Koͤnnt Ihr uns aushelfen? Seyd<lb/> Ihr vielleicht der Wirth von dieſen großen Hauſe?</p> </sp><lb/> <sp who="#Abel"> <speaker><hi rendition="#g">Abel</hi>.</speaker> <p>Unterthaͤnigſt aufzuwarten. Iſt Euer<lb/> Gefolge ſtark?</p> </sp><lb/> <sp who="#FORT"> <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker> <p>Zwoͤlf Pferde und acht Diener.</p> </sp><lb/> <sp who="#Abel"> <speaker><hi rendition="#g">Abel</hi>.</speaker> <p>Alles bei mir ſteht ſo wuͤrdigem Herrn<lb/> zu Befehl, ich werde gleich Anſtalten machen.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [155/0165]
Fortunat.
Wasmuth. Herr Abel, Euch ſteht es auch
gut, wenn Euch ſo grob begegnet wird. Kommt,
Frau und Tochter, nun wird mir ſelber die Zeit
lang.
(gehn.)
Abel. Was ſolch Lumpengeſindel noch hoffaͤr-
tig ſeyn kann, Volk, das nicht das liebe Brod hat.
Aber huͤbſch iſt ſie bei alledem. — Was kommt
denn da angezogen? Vielleicht Fremde, vielleicht
Gaͤſte; es hat ganz den Anſchein. Mir waͤr's ſchon
Recht, denn das verdammte Vorurtheil macht, daß
die wenigſten bei mir einkehren, weil ich ein neuer
Chriſt bin, weil man ſagt, — ja die verfluchten bi-
gotten aberglaͤubiſchen Zeiten, wodurch ein ehrlicher
Mann in ſeiner Nahrung gehindert wird.
Fortunat, Leopold kommen.
Fortunat. Wir ſind nun ſchon die ganze
Stadt durchwandert, wir verſaͤumen die Feſtlichkei-
ten, und kommen doch nicht unter. Welch Ge-
draͤnge! Welche Menge Volks! Sieh, hier iſt noch
ein Gaſthof.
Abel. Befehlen meine gnaͤdigen Herren vielleicht
ein Quartier?
Fortunat. Koͤnnt Ihr uns aushelfen? Seyd
Ihr vielleicht der Wirth von dieſen großen Hauſe?
Abel. Unterthaͤnigſt aufzuwarten. Iſt Euer
Gefolge ſtark?
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Abel. Alles bei mir ſteht ſo wuͤrdigem Herrn
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