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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

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Zweite Abtheilung.
Messe, auch liest er oft; er ist ein stiller, tugend-
hafter Herr.
Ulrich. So hat er wohl den Stein der
Weisen?
Daniel. Das muß seyn, denn aus sich selbst
kann er doch das Geld nicht münzen.
Adam. Und wer weiß. Seht, Freunde, was
man in der Welt Fratzen, Mährchen und Alte-
Weibergeschichten nennt, hat oft seinen guten Grund
in den Geheimnissen der Natur; die Folgezeit, ich
will sagen, was nach der Vorzeit zu kommen pflegt,
erklärt oft, und macht das begreiflich, was wir frü-
her, oder in der Vorzeit einen Aberglauben genannt
haben; so sind nun von tiefsinnigen Männern
schon viele Geheimnisse entdeckt, und so kann jene
wunderliche, beinah abgeschmackte, von vielen Kunst-
verständigen für unanständig erklärte Figur, die
manche Leute wohl ihren Kindern zu Weihnachten
zu schenken pflegen, doch auch als alte Sage und
Tradition ihren guten Grund in der Wirklichkeit
haben, und Euer Herr ist vielleicht selbst ein solches
Männchen.
Daniel. Teufel, Adam, Ihr seyd ein tief-
sinniger Denker, Ihr bringt mich da auf einen
nagelneuen Gedanken. So müßte man nur einen
rechten Gelehrten über ihn schicken, um seine Be-
obachtungen über solch Naturwunder anzustellen.
Adam. Der Lamadienst hat gewiß dieselbe
Veranlassung gehabt, der erste Dalai Lama war ein
so begabter Mann, seine Nachfolger haben es ihm
freilich nicht nachmachen können, und darum ver-
Zweite Abtheilung.
Meſſe, auch lieſt er oft; er iſt ein ſtiller, tugend-
hafter Herr.
Ulrich. So hat er wohl den Stein der
Weiſen?
Daniel. Das muß ſeyn, denn aus ſich ſelbſt
kann er doch das Geld nicht muͤnzen.
Adam. Und wer weiß. Seht, Freunde, was
man in der Welt Fratzen, Maͤhrchen und Alte-
Weibergeſchichten nennt, hat oft ſeinen guten Grund
in den Geheimniſſen der Natur; die Folgezeit, ich
will ſagen, was nach der Vorzeit zu kommen pflegt,
erklaͤrt oft, und macht das begreiflich, was wir fruͤ-
her, oder in der Vorzeit einen Aberglauben genannt
haben; ſo ſind nun von tiefſinnigen Maͤnnern
ſchon viele Geheimniſſe entdeckt, und ſo kann jene
wunderliche, beinah abgeſchmackte, von vielen Kunſt-
verſtaͤndigen fuͤr unanſtaͤndig erklaͤrte Figur, die
manche Leute wohl ihren Kindern zu Weihnachten
zu ſchenken pflegen, doch auch als alte Sage und
Tradition ihren guten Grund in der Wirklichkeit
haben, und Euer Herr iſt vielleicht ſelbſt ein ſolches
Maͤnnchen.
Daniel. Teufel, Adam, Ihr ſeyd ein tief-
ſinniger Denker, Ihr bringt mich da auf einen
nagelneuen Gedanken. So muͤßte man nur einen
rechten Gelehrten uͤber ihn ſchicken, um ſeine Be-
obachtungen uͤber ſolch Naturwunder anzuſtellen.
Adam. Der Lamadienſt hat gewiß dieſelbe
Veranlaſſung gehabt, der erſte Dalai Lama war ein
ſo begabter Mann, ſeine Nachfolger haben es ihm
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[164/0174] Zweite Abtheilung. Meſſe, auch lieſt er oft; er iſt ein ſtiller, tugend- hafter Herr. Ulrich. So hat er wohl den Stein der Weiſen? Daniel. Das muß ſeyn, denn aus ſich ſelbſt kann er doch das Geld nicht muͤnzen. Adam. Und wer weiß. Seht, Freunde, was man in der Welt Fratzen, Maͤhrchen und Alte- Weibergeſchichten nennt, hat oft ſeinen guten Grund in den Geheimniſſen der Natur; die Folgezeit, ich will ſagen, was nach der Vorzeit zu kommen pflegt, erklaͤrt oft, und macht das begreiflich, was wir fruͤ- her, oder in der Vorzeit einen Aberglauben genannt haben; ſo ſind nun von tiefſinnigen Maͤnnern ſchon viele Geheimniſſe entdeckt, und ſo kann jene wunderliche, beinah abgeſchmackte, von vielen Kunſt- verſtaͤndigen fuͤr unanſtaͤndig erklaͤrte Figur, die manche Leute wohl ihren Kindern zu Weihnachten zu ſchenken pflegen, doch auch als alte Sage und Tradition ihren guten Grund in der Wirklichkeit haben, und Euer Herr iſt vielleicht ſelbſt ein ſolches Maͤnnchen. Daniel. Teufel, Adam, Ihr ſeyd ein tief- ſinniger Denker, Ihr bringt mich da auf einen nagelneuen Gedanken. So muͤßte man nur einen rechten Gelehrten uͤber ihn ſchicken, um ſeine Be- obachtungen uͤber ſolch Naturwunder anzuſtellen. Adam. Der Lamadienſt hat gewiß dieſelbe Veranlaſſung gehabt, der erſte Dalai Lama war ein ſo begabter Mann, ſeine Nachfolger haben es ihm freilich nicht nachmachen koͤnnen, und darum ver-

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/174>, abgerufen am 27.11.2024.