Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Zweite Abtheilung. Als gute Freund' und Cameraden nurVon Euch, mein bester Herr, und Euren Gaben. Daniel. Und ich, mein Herr, bin so zu sagen Fremder, Ein Gast bin ich, und kann für baares Geld Essen und trinken, wann, und wo ich will. Ich bin nicht da, um angeschnauzt zu werden; Es kann sich fügen, daß Ihr selber mir Den Wein auftragen müßt, Herr Wirth! Ver- standen? Abel. Vollkommen, aber diesen meinen Leuten Hab ich das Recht zu sagen: marsch! fort! packt euch! Und wenn Ihr klug seyd, Gimpel, geht Ihr auch! Daniel. Ein Gimpel? Lieber noch als Eul' und Schufut. (sie gehn ab.) Abel. Ja, zum Verzweifeln ists, und unbegreiflich! Erbeutet nichts, als zwanzig Stück Dukaten. Ich mache mich da unterm Bett hervor Wo meine Fallthür ist, sie schlafen all, Da schneid ich still dem Leopold den Säckel Und finde zehn, den andern Dienern auch Und finde zwei und drey und wieder zwei, Und so bis zwanzig Stück beisammen sind, Nun zitternd schon vor Freude athmend kaum, Mach' ich mich an den großen Prahler selbst, Das scharfe feine Messer nimmt auch gleich Die Schnüre weg; ich habe schon den Säckel Zweite Abtheilung. Als gute Freund' und Cameraden nurVon Euch, mein beſter Herr, und Euren Gaben. Daniel. Und ich, mein Herr, bin ſo zu ſagen Fremder, Ein Gaſt bin ich, und kann fuͤr baares Geld Eſſen und trinken, wann, und wo ich will. Ich bin nicht da, um angeſchnauzt zu werden; Es kann ſich fuͤgen, daß Ihr ſelber mir Den Wein auftragen muͤßt, Herr Wirth! Ver- ſtanden? Abel. Vollkommen, aber dieſen meinen Leuten Hab ich das Recht zu ſagen: marſch! fort! packt euch! Und wenn Ihr klug ſeyd, Gimpel, geht Ihr auch! Daniel. Ein Gimpel? Lieber noch als Eul' und Schufut. (ſie gehn ab.) Abel. Ja, zum Verzweifeln iſts, und unbegreiflich! Erbeutet nichts, als zwanzig Stuͤck Dukaten. Ich mache mich da unterm Bett hervor Wo meine Fallthuͤr iſt, ſie ſchlafen all, Da ſchneid ich ſtill dem Leopold den Saͤckel Und finde zehn, den andern Dienern auch Und finde zwei und drey und wieder zwei, Und ſo bis zwanzig Stuͤck beiſammen ſind, Nun zitternd ſchon vor Freude athmend kaum, Mach' ich mich an den großen Prahler ſelbſt, Das ſcharfe feine Meſſer nimmt auch gleich Die Schnuͤre weg; ich habe ſchon den Saͤckel <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#Adam"> <p><pb facs="#f0178" n="168"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> Als gute Freund' und Cameraden nur<lb/> Von Euch, mein beſter Herr, und Euren Gaben.</p> </sp><lb/> <sp who="#Daniel"> <speaker><hi rendition="#g">Daniel</hi>.</speaker><lb/> <p>Und ich, mein Herr, bin ſo zu ſagen Fremder,<lb/> Ein Gaſt bin ich, und kann fuͤr baares Geld<lb/> Eſſen und trinken, wann, und wo ich will.<lb/> Ich bin nicht da, um angeſchnauzt zu werden;<lb/> Es kann ſich fuͤgen, daß Ihr ſelber mir<lb/> Den Wein auftragen muͤßt, Herr Wirth! Ver-<lb/><hi rendition="#et">ſtanden?</hi></p> </sp><lb/> <sp who="#Abel"> <speaker><hi rendition="#g">Abel</hi>.</speaker><lb/> <p>Vollkommen, aber dieſen meinen Leuten<lb/> Hab ich das Recht zu ſagen: marſch! fort! packt<lb/><hi rendition="#et">euch!</hi><lb/> Und wenn Ihr klug ſeyd, Gimpel, geht Ihr auch!</p> </sp><lb/> <sp who="#Daniel"> <speaker><hi rendition="#g">Daniel</hi>.</speaker><lb/> <p>Ein Gimpel? Lieber noch als Eul' und Schufut.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#et">(ſie gehn ab.)</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#Abel"> <speaker><hi rendition="#g">Abel</hi>.</speaker><lb/> <p>Ja, zum Verzweifeln iſts, und unbegreiflich!<lb/> Erbeutet nichts, als zwanzig Stuͤck Dukaten.<lb/> Ich mache mich da unterm Bett hervor<lb/> Wo meine Fallthuͤr iſt, ſie ſchlafen all,<lb/> Da ſchneid ich ſtill dem Leopold den Saͤckel<lb/> Und finde zehn, den andern Dienern auch<lb/> Und finde zwei und drey und wieder zwei,<lb/> Und ſo bis zwanzig Stuͤck beiſammen ſind,<lb/> Nun zitternd ſchon vor Freude athmend kaum,<lb/> Mach' ich mich an den großen Prahler ſelbſt,<lb/> Das ſcharfe feine Meſſer nimmt auch gleich<lb/> Die Schnuͤre weg; ich habe ſchon den Saͤckel<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [168/0178]
Zweite Abtheilung.
Als gute Freund' und Cameraden nur
Von Euch, mein beſter Herr, und Euren Gaben.
Daniel.
Und ich, mein Herr, bin ſo zu ſagen Fremder,
Ein Gaſt bin ich, und kann fuͤr baares Geld
Eſſen und trinken, wann, und wo ich will.
Ich bin nicht da, um angeſchnauzt zu werden;
Es kann ſich fuͤgen, daß Ihr ſelber mir
Den Wein auftragen muͤßt, Herr Wirth! Ver-
ſtanden?
Abel.
Vollkommen, aber dieſen meinen Leuten
Hab ich das Recht zu ſagen: marſch! fort! packt
euch!
Und wenn Ihr klug ſeyd, Gimpel, geht Ihr auch!
Daniel.
Ein Gimpel? Lieber noch als Eul' und Schufut.
(ſie gehn ab.)
Abel.
Ja, zum Verzweifeln iſts, und unbegreiflich!
Erbeutet nichts, als zwanzig Stuͤck Dukaten.
Ich mache mich da unterm Bett hervor
Wo meine Fallthuͤr iſt, ſie ſchlafen all,
Da ſchneid ich ſtill dem Leopold den Saͤckel
Und finde zehn, den andern Dienern auch
Und finde zwei und drey und wieder zwei,
Und ſo bis zwanzig Stuͤck beiſammen ſind,
Nun zitternd ſchon vor Freude athmend kaum,
Mach' ich mich an den großen Prahler ſelbſt,
Das ſcharfe feine Meſſer nimmt auch gleich
Die Schnuͤre weg; ich habe ſchon den Saͤckel
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