Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Fortunat. Mich kennt hier Niemand. Man wird tiefer forschenNach meinen Schätzen; die verderben mich! -- Sollt' ich den Säckel einem Treuen lassen, Ihm dessen Kraft entdecken? Daß er mich Durch Gold vom harten Richterspruch erlöse? Dem alten Bürger etwa? Der schien redlich. Doch wird man fragen, woher er so reich Urplötzlich worden, mit der Folter dann Ihm das Geheimniß zu erpressen wissen. Auch giebt es keinen Sterblichen, der einmal Des Säckels Kraft erkannt, ihn willig wieder Aus seinen Händen läßt, ich selber würde Mein Leben gern an solches Kleinod setzen. Drum, wie es kommen mag, soll selbst in Folter In Todesnoth den Lippen nimmermehr Dies theuerste Geheimniß mir entschlüpfen. Leopold kömmt zurück. Leopold. Begraben besser als er es verdient Liegt nun der saubre Herr, den Kopf nach unten, Und Stein' und Erde über ihn gewälzt. Die Pferde stehn bereit, die Diener warten, Nur heiter, gnädger Herr, so laßt uns ziehn, Und keiner ahndet was von diesem Vorfall. Diener treten ein, Daniel. Daniel. singt. Und soll es denn gestorben seyn, So lebe wohl zu tausendmal, Sehst du vorbei dem Rabenstein Gedenke meiner Lieb' und Qual. Fortunat. Mich kennt hier Niemand. Man wird tiefer forſchenNach meinen Schaͤtzen; die verderben mich! — Sollt' ich den Saͤckel einem Treuen laſſen, Ihm deſſen Kraft entdecken? Daß er mich Durch Gold vom harten Richterſpruch erloͤſe? Dem alten Buͤrger etwa? Der ſchien redlich. Doch wird man fragen, woher er ſo reich Urploͤtzlich worden, mit der Folter dann Ihm das Geheimniß zu erpreſſen wiſſen. Auch giebt es keinen Sterblichen, der einmal Des Saͤckels Kraft erkannt, ihn willig wieder Aus ſeinen Haͤnden laͤßt, ich ſelber wuͤrde Mein Leben gern an ſolches Kleinod ſetzen. Drum, wie es kommen mag, ſoll ſelbſt in Folter In Todesnoth den Lippen nimmermehr Dies theuerſte Geheimniß mir entſchluͤpfen. Leopold koͤmmt zuruͤck. Leopold. Begraben beſſer als er es verdient Liegt nun der ſaubre Herr, den Kopf nach unten, Und Stein' und Erde uͤber ihn gewaͤlzt. Die Pferde ſtehn bereit, die Diener warten, Nur heiter, gnaͤdger Herr, ſo laßt uns ziehn, Und keiner ahndet was von dieſem Vorfall. Diener treten ein, Daniel. Daniel. ſingt. Und ſoll es denn geſtorben ſeyn, So lebe wohl zu tauſendmal, Sehſt du vorbei dem Rabenſtein Gedenke meiner Lieb' und Qual. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#FORT"> <p><pb facs="#f0195" n="185"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</fw><lb/> Mich kennt hier Niemand. Man wird tiefer forſchen<lb/> Nach meinen Schaͤtzen; die verderben mich! —<lb/> Sollt' ich den Saͤckel einem Treuen laſſen,<lb/> Ihm deſſen Kraft entdecken? Daß er mich<lb/> Durch Gold vom harten Richterſpruch erloͤſe?<lb/> Dem alten Buͤrger etwa? Der ſchien redlich.<lb/> Doch wird man fragen, woher er ſo reich<lb/> Urploͤtzlich worden, mit der Folter dann<lb/> Ihm das Geheimniß zu erpreſſen wiſſen.<lb/> Auch giebt es keinen Sterblichen, der einmal<lb/> Des Saͤckels Kraft erkannt, ihn willig wieder<lb/> Aus ſeinen Haͤnden laͤßt, ich ſelber wuͤrde<lb/> Mein Leben gern an ſolches Kleinod ſetzen.<lb/> Drum, wie es kommen mag, ſoll ſelbſt in Folter<lb/> In Todesnoth den Lippen nimmermehr<lb/> Dies theuerſte Geheimniß mir entſchluͤpfen.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Leopold</hi> koͤmmt zuruͤck.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#Leopold"> <speaker><hi rendition="#g">Leopold</hi>.</speaker><lb/> <p>Begraben beſſer als er es verdient<lb/> Liegt nun der ſaubre Herr, den Kopf nach unten,<lb/> Und Stein' und Erde uͤber ihn gewaͤlzt.<lb/> Die Pferde ſtehn bereit, die Diener warten,<lb/> Nur heiter, gnaͤdger Herr, ſo laßt uns ziehn,<lb/> Und keiner ahndet was von dieſem Vorfall.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Diener</hi> treten ein, <hi rendition="#g">Daniel</hi>.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#Daniel"> <speaker><hi rendition="#g">Daniel</hi>.</speaker> <stage>ſingt.</stage><lb/> <lg type="poem"> <l>Und ſoll es denn geſtorben ſeyn,</l><lb/> <l>So lebe wohl zu tauſendmal,</l><lb/> <l>Sehſt du vorbei dem Rabenſtein</l><lb/> <l>Gedenke meiner Lieb' und Qual.</l> </lg> </sp><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [185/0195]
Fortunat.
Mich kennt hier Niemand. Man wird tiefer forſchen
Nach meinen Schaͤtzen; die verderben mich! —
Sollt' ich den Saͤckel einem Treuen laſſen,
Ihm deſſen Kraft entdecken? Daß er mich
Durch Gold vom harten Richterſpruch erloͤſe?
Dem alten Buͤrger etwa? Der ſchien redlich.
Doch wird man fragen, woher er ſo reich
Urploͤtzlich worden, mit der Folter dann
Ihm das Geheimniß zu erpreſſen wiſſen.
Auch giebt es keinen Sterblichen, der einmal
Des Saͤckels Kraft erkannt, ihn willig wieder
Aus ſeinen Haͤnden laͤßt, ich ſelber wuͤrde
Mein Leben gern an ſolches Kleinod ſetzen.
Drum, wie es kommen mag, ſoll ſelbſt in Folter
In Todesnoth den Lippen nimmermehr
Dies theuerſte Geheimniß mir entſchluͤpfen.
Leopold koͤmmt zuruͤck.
Leopold.
Begraben beſſer als er es verdient
Liegt nun der ſaubre Herr, den Kopf nach unten,
Und Stein' und Erde uͤber ihn gewaͤlzt.
Die Pferde ſtehn bereit, die Diener warten,
Nur heiter, gnaͤdger Herr, ſo laßt uns ziehn,
Und keiner ahndet was von dieſem Vorfall.
Diener treten ein, Daniel.
Daniel. ſingt.
Und ſoll es denn geſtorben ſeyn,
So lebe wohl zu tauſendmal,
Sehſt du vorbei dem Rabenſtein
Gedenke meiner Lieb' und Qual.
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