Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Fortunat. Fortunat. Bring mir den Malvasier, der dorten steht, Es geht ein Trunk noch grade einmal um. (Daniel ab.) Adam. Im Haus' ist hier was Großes vorgefallen. Fortunat. Wie so? Doch nichts Bedenkliches und Schlim- mes? Adam. Nein, gnädger Herr, nur allgemeiner Aufstand, Der Herr hat alle Mägde durchgeprügelt Als gestern früh, die sind nun diese Nacht Auf und davon. Es fehlt ihm an Conduite, An Einsicht: unsre Dienstzeit ist auch um, Wir gehen alle noch heut Morgen fort. Leopold. So bleibt das Haus ja leer? Ulrich. Nicht wahr, es ist Sich krank zu lachen, wenn der Kerl erwacht Und findt so sauber alles ausgefegt? Daniel kömmt mit Wein. Daniel. singt. Und muß es denn gestorben werden, So schlage lind den Kopf herab, Bestattet ehrlich mich zur Erden, Dann weint mein Schatz auf meinem Grab. Leopold. Woher, Du Vieh, hast Du die Galgenlieder? Fortunat. Fortunat. Bring mir den Malvaſier, der dorten ſteht, Es geht ein Trunk noch grade einmal um. (Daniel ab.) Adam. Im Hauſ' iſt hier was Großes vorgefallen. Fortunat. Wie ſo? Doch nichts Bedenkliches und Schlim- mes? Adam. Nein, gnaͤdger Herr, nur allgemeiner Aufſtand, Der Herr hat alle Maͤgde durchgepruͤgelt Als geſtern fruͤh, die ſind nun dieſe Nacht Auf und davon. Es fehlt ihm an Conduite, An Einſicht: unſre Dienſtzeit iſt auch um, Wir gehen alle noch heut Morgen fort. Leopold. So bleibt das Haus ja leer? Ulrich. Nicht wahr, es iſt Sich krank zu lachen, wenn der Kerl erwacht Und findt ſo ſauber alles ausgefegt? Daniel koͤmmt mit Wein. Daniel. ſingt. Und muß es denn geſtorben werden, So ſchlage lind den Kopf herab, Beſtattet ehrlich mich zur Erden, Dann weint mein Schatz auf meinem Grab. Leopold. Woher, Du Vieh, haſt Du die Galgenlieder? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0197" n="187"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</fw><lb/> <sp who="#FORT"> <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker><lb/> <p>Bring mir den Malvaſier, der dorten ſteht,<lb/> Es geht ein Trunk noch grade einmal um.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#et">(<hi rendition="#g">Daniel</hi> ab.)</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#Adam"> <speaker><hi rendition="#g">Adam</hi>.</speaker><lb/> <p>Im Hauſ' iſt hier was Großes vorgefallen.</p> </sp><lb/> <sp who="#FORT"> <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker><lb/> <p>Wie ſo? Doch nichts Bedenkliches und Schlim-<lb/><hi rendition="#et">mes?</hi></p> </sp><lb/> <sp who="#Adam"> <speaker><hi rendition="#g">Adam</hi>.</speaker><lb/> <p>Nein, gnaͤdger Herr, nur allgemeiner Aufſtand,<lb/> Der Herr hat alle Maͤgde durchgepruͤgelt<lb/> Als geſtern fruͤh, die ſind nun dieſe Nacht<lb/> Auf und davon. Es fehlt ihm an Conduite,<lb/> An Einſicht: unſre Dienſtzeit iſt auch um,<lb/> Wir gehen alle noch heut Morgen fort.</p> </sp><lb/> <sp who="#Leopold"> <speaker><hi rendition="#g">Leopold</hi>.</speaker><lb/> <p>So bleibt das Haus ja leer?</p> </sp><lb/> <sp who="#Ulrich"> <speaker><hi rendition="#g">Ulrich</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Nicht wahr, es iſt</hi><lb/> Sich krank zu lachen, wenn der Kerl erwacht<lb/> Und findt ſo ſauber alles ausgefegt?</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Daniel</hi> koͤmmt mit Wein.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#Daniel"> <speaker><hi rendition="#g">Daniel</hi>.</speaker> <stage>ſingt.</stage><lb/> <lg type="poem"> <l>Und muß es denn geſtorben werden,</l><lb/> <l>So ſchlage lind den Kopf herab,</l><lb/> <l>Beſtattet ehrlich mich zur Erden,</l><lb/> <l>Dann weint mein Schatz auf meinem Grab.</l> </lg> </sp><lb/> <sp who="#Leopold"> <speaker><hi rendition="#g">Leopold</hi>.</speaker><lb/> <p>Woher, Du Vieh, haſt Du die Galgenlieder?</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [187/0197]
Fortunat.
Fortunat.
Bring mir den Malvaſier, der dorten ſteht,
Es geht ein Trunk noch grade einmal um.
(Daniel ab.)
Adam.
Im Hauſ' iſt hier was Großes vorgefallen.
Fortunat.
Wie ſo? Doch nichts Bedenkliches und Schlim-
mes?
Adam.
Nein, gnaͤdger Herr, nur allgemeiner Aufſtand,
Der Herr hat alle Maͤgde durchgepruͤgelt
Als geſtern fruͤh, die ſind nun dieſe Nacht
Auf und davon. Es fehlt ihm an Conduite,
An Einſicht: unſre Dienſtzeit iſt auch um,
Wir gehen alle noch heut Morgen fort.
Leopold.
So bleibt das Haus ja leer?
Ulrich.
Nicht wahr, es iſt
Sich krank zu lachen, wenn der Kerl erwacht
Und findt ſo ſauber alles ausgefegt?
Daniel koͤmmt mit Wein.
Daniel. ſingt.
Und muß es denn geſtorben werden,
So ſchlage lind den Kopf herab,
Beſtattet ehrlich mich zur Erden,
Dann weint mein Schatz auf meinem Grab.
Leopold.
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