Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite
Fortunat.
Marfisa.
Ihr seyd gewiß, Herr Graf, sehr tief gesunken,
Lateinschen Scherz, Schulmeistern gleich, zu üben.
Nimian.
Was soll's der Worte mehr? der König will's,
Der wünscht, den reichen Mann im Land zu
halten,
Er denkt Wohlthäter uns zu seyn, dadurch
Daß er ihn uns verknüpft, und so zu lösen
Dem Hause die Verbindlichkeit, die lange
Schon seine Ahnen unsern Vorfahrn hatten:
Versäumt den Augenblick, er kehrt nie wieder,
Tragt mit der Armuth noch des Königs Zorn.
Marfisa.
Wenn denn die Nothdurft gar zu streng gebietet,
So geb' ich meine freie Zustimmung.
Nimian.
Leicht wird es unser Eidam möglich machen,
Daß dieses kleine Gut uns doch verbleibt.
Marfisa.
Doch wenn er kommt, das sag ich Euch, mein
Herr,
Ich steh nicht auf, ich geh ihm nicht entgegen.
Nimian.
Er naht, so seyd ihm freundlich mindestens.
Fortunat, Leopold und Diener kommen.
Fortunat.
Ich bin beglückt, daß mich der König würdigt,
Als Diener solcher Dame mich zu senden,
Fortunat.
Marfiſa.
Ihr ſeyd gewiß, Herr Graf, ſehr tief geſunken,
Lateinſchen Scherz, Schulmeiſtern gleich, zu uͤben.
Nimian.
Was ſoll's der Worte mehr? der Koͤnig will's,
Der wuͤnſcht, den reichen Mann im Land zu
halten,
Er denkt Wohlthaͤter uns zu ſeyn, dadurch
Daß er ihn uns verknuͤpft, und ſo zu loͤſen
Dem Hauſe die Verbindlichkeit, die lange
Schon ſeine Ahnen unſern Vorfahrn hatten:
Verſaͤumt den Augenblick, er kehrt nie wieder,
Tragt mit der Armuth noch des Koͤnigs Zorn.
Marfiſa.
Wenn denn die Nothdurft gar zu ſtreng gebietet,
So geb' ich meine freie Zuſtimmung.
Nimian.
Leicht wird es unſer Eidam moͤglich machen,
Daß dieſes kleine Gut uns doch verbleibt.
Marfiſa.
Doch wenn er kommt, das ſag ich Euch, mein
Herr,
Ich ſteh nicht auf, ich geh ihm nicht entgegen.
Nimian.
Er naht, ſo ſeyd ihm freundlich mindeſtens.
Fortunat, Leopold und Diener kommen.
Fortunat.
Ich bin begluͤckt, daß mich der Koͤnig wuͤrdigt,
Als Diener ſolcher Dame mich zu ſenden,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0213" n="203"/>
              <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</fw><lb/>
              <sp who="#Marfi&#x017F;a">
                <speaker><hi rendition="#g">Marfi&#x017F;a</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Ihr &#x017F;eyd gewiß, Herr Graf, &#x017F;ehr tief ge&#x017F;unken,<lb/>
Latein&#x017F;chen Scherz, Schulmei&#x017F;tern gleich, zu u&#x0364;ben.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#NIM">
                <speaker><hi rendition="#g">Nimian</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Was &#x017F;oll's der Worte mehr? der Ko&#x0364;nig will's,<lb/>
Der wu&#x0364;n&#x017F;cht, den reichen Mann im Land zu<lb/><hi rendition="#et">halten,</hi><lb/>
Er denkt Wohltha&#x0364;ter uns zu &#x017F;eyn, dadurch<lb/>
Daß er ihn uns verknu&#x0364;pft, und &#x017F;o zu lo&#x0364;&#x017F;en<lb/>
Dem Hau&#x017F;e die Verbindlichkeit, die lange<lb/>
Schon &#x017F;eine Ahnen un&#x017F;ern Vorfahrn hatten:<lb/>
Ver&#x017F;a&#x0364;umt den Augenblick, er kehrt nie wieder,<lb/>
Tragt mit der Armuth noch des Ko&#x0364;nigs Zorn.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Marfi&#x017F;a">
                <speaker><hi rendition="#g">Marfi&#x017F;a</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Wenn denn die Nothdurft gar zu &#x017F;treng gebietet,<lb/>
So geb' ich meine freie Zu&#x017F;timmung.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#NIM">
                <speaker><hi rendition="#g">Nimian</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Leicht wird es un&#x017F;er Eidam mo&#x0364;glich machen,<lb/>
Daß die&#x017F;es kleine Gut uns doch verbleibt.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Marfi&#x017F;a">
                <speaker><hi rendition="#g">Marfi&#x017F;a</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Doch wenn er kommt, das &#x017F;ag ich Euch, mein<lb/><hi rendition="#et">Herr,</hi><lb/>
Ich &#x017F;teh nicht auf, ich geh ihm nicht entgegen.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#NIM">
                <speaker><hi rendition="#g">Nimian</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Er naht, &#x017F;o &#x017F;eyd ihm freundlich minde&#x017F;tens.</p><lb/>
                <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Fortunat, Leopold</hi> und <hi rendition="#g">Diener</hi> kommen.</hi> </stage>
              </sp><lb/>
              <sp who="#FORT">
                <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Ich bin beglu&#x0364;ckt, daß mich der Ko&#x0364;nig wu&#x0364;rdigt,<lb/>
Als Diener &#x017F;olcher Dame mich zu &#x017F;enden,<lb/></p>
              </sp>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[203/0213] Fortunat. Marfiſa. Ihr ſeyd gewiß, Herr Graf, ſehr tief geſunken, Lateinſchen Scherz, Schulmeiſtern gleich, zu uͤben. Nimian. Was ſoll's der Worte mehr? der Koͤnig will's, Der wuͤnſcht, den reichen Mann im Land zu halten, Er denkt Wohlthaͤter uns zu ſeyn, dadurch Daß er ihn uns verknuͤpft, und ſo zu loͤſen Dem Hauſe die Verbindlichkeit, die lange Schon ſeine Ahnen unſern Vorfahrn hatten: Verſaͤumt den Augenblick, er kehrt nie wieder, Tragt mit der Armuth noch des Koͤnigs Zorn. Marfiſa. Wenn denn die Nothdurft gar zu ſtreng gebietet, So geb' ich meine freie Zuſtimmung. Nimian. Leicht wird es unſer Eidam moͤglich machen, Daß dieſes kleine Gut uns doch verbleibt. Marfiſa. Doch wenn er kommt, das ſag ich Euch, mein Herr, Ich ſteh nicht auf, ich geh ihm nicht entgegen. Nimian. Er naht, ſo ſeyd ihm freundlich mindeſtens. Fortunat, Leopold und Diener kommen. Fortunat. Ich bin begluͤckt, daß mich der Koͤnig wuͤrdigt, Als Diener ſolcher Dame mich zu ſenden,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/213
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/213>, abgerufen am 21.11.2024.