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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

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Zweite Abtheilung.
Ampedo. Ach, Bruder, mich überfällt bei
jedem Thaler, den ich ausgeben muß, eine Ban-
gigkeit, man kann nicht wissen, wie alt man wird,
ja wer von uns weiß es denn gewiß, ob er wirk-
lich stirbt, und bedenke nur die Noth, die man
alsdann im Alter leiden müßte.
Andalosia. Bruder, neben deiner Vernünf-
tigkeit bist du aus lauter Grillen zusammengesetzt.
Ampedo. Mein Wesen will dir nur im An-
fang nicht einleuchten, aber bald wirst du ganz so
werden wie ich, wir essen und trinken dann mä-
ßig, wir gehn spatzieren und auf die Jagd, -- ah,
ja so, die Leute werden schon draußen im Walde
seyn und mich erwarten, ich muß hinaus, denn wenn
man seine Gewohnheit verändert, so leidet mit
Schmerz das Leben selbst.
Andalosia. Ich bin noch müde, in einem
halben Stündchen folge ich dir, und, um es mir
bequem zu machen, leihst du mir wohl dazu den
Huth.
Ampedo. Recht gern, hier nimm ihn, du
setzest ihn auf, sprichst das Wort und bist bei mir;
nichts Bequemeres wie das. Lebe wohl bis dahin.

(geht ab.)
Andalosia.
Gutmüthger Thor! Er denkt nicht, daß ich gleich,
Bewährt sich nur die Kraft des Wunderhuts,
Zum fernsten Afrika entschwinden kann.
Du sollst mir nur mein Kleinod wieder schaffen,
Mit Schmach und Rache meine Feindinn schlagen;
Ich nehme Ring' und kostbare Juwelen,
Geh' in den nahen Wald nur wenig Schritte,
Daß
Zweite Abtheilung.
Ampedo. Ach, Bruder, mich uͤberfaͤllt bei
jedem Thaler, den ich ausgeben muß, eine Ban-
gigkeit, man kann nicht wiſſen, wie alt man wird,
ja wer von uns weiß es denn gewiß, ob er wirk-
lich ſtirbt, und bedenke nur die Noth, die man
alsdann im Alter leiden muͤßte.
Andaloſia. Bruder, neben deiner Vernuͤnf-
tigkeit biſt du aus lauter Grillen zuſammengeſetzt.
Ampedo. Mein Weſen will dir nur im An-
fang nicht einleuchten, aber bald wirſt du ganz ſo
werden wie ich, wir eſſen und trinken dann maͤ-
ßig, wir gehn ſpatzieren und auf die Jagd, — ah,
ja ſo, die Leute werden ſchon draußen im Walde
ſeyn und mich erwarten, ich muß hinaus, denn wenn
man ſeine Gewohnheit veraͤndert, ſo leidet mit
Schmerz das Leben ſelbſt.
Andaloſia. Ich bin noch muͤde, in einem
halben Stuͤndchen folge ich dir, und, um es mir
bequem zu machen, leihſt du mir wohl dazu den
Huth.
Ampedo. Recht gern, hier nimm ihn, du
ſetzeſt ihn auf, ſprichſt das Wort und biſt bei mir;
nichts Bequemeres wie das. Lebe wohl bis dahin.

(geht ab.)
Andaloſia.
Gutmuͤthger Thor! Er denkt nicht, daß ich gleich,
Bewaͤhrt ſich nur die Kraft des Wunderhuts,
Zum fernſten Afrika entſchwinden kann.
Du ſollſt mir nur mein Kleinod wieder ſchaffen,
Mit Schmach und Rache meine Feindinn ſchlagen;
Ich nehme Ring' und koſtbare Juwelen,
Geh' in den nahen Wald nur wenig Schritte,
Daß
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[336/0346] Zweite Abtheilung. Ampedo. Ach, Bruder, mich uͤberfaͤllt bei jedem Thaler, den ich ausgeben muß, eine Ban- gigkeit, man kann nicht wiſſen, wie alt man wird, ja wer von uns weiß es denn gewiß, ob er wirk- lich ſtirbt, und bedenke nur die Noth, die man alsdann im Alter leiden muͤßte. Andaloſia. Bruder, neben deiner Vernuͤnf- tigkeit biſt du aus lauter Grillen zuſammengeſetzt. Ampedo. Mein Weſen will dir nur im An- fang nicht einleuchten, aber bald wirſt du ganz ſo werden wie ich, wir eſſen und trinken dann maͤ- ßig, wir gehn ſpatzieren und auf die Jagd, — ah, ja ſo, die Leute werden ſchon draußen im Walde ſeyn und mich erwarten, ich muß hinaus, denn wenn man ſeine Gewohnheit veraͤndert, ſo leidet mit Schmerz das Leben ſelbſt. Andaloſia. Ich bin noch muͤde, in einem halben Stuͤndchen folge ich dir, und, um es mir bequem zu machen, leihſt du mir wohl dazu den Huth. Ampedo. Recht gern, hier nimm ihn, du ſetzeſt ihn auf, ſprichſt das Wort und biſt bei mir; nichts Bequemeres wie das. Lebe wohl bis dahin. (geht ab.) Andaloſia. Gutmuͤthger Thor! Er denkt nicht, daß ich gleich, Bewaͤhrt ſich nur die Kraft des Wunderhuts, Zum fernſten Afrika entſchwinden kann. Du ſollſt mir nur mein Kleinod wieder ſchaffen, Mit Schmach und Rache meine Feindinn ſchlagen; Ich nehme Ring' und koſtbare Juwelen, Geh' in den nahen Wald nur wenig Schritte, Daß

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/346>, abgerufen am 21.11.2024.