Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite
Zweite Abtheilung.
Kommt nicht so nah, ich kriege Luft zu stoßen,
Mir ist ganz so zu Muth wie einem Widder.
O Sapperment! hätt' ich den Aepfelhöker
Zum Klopfen vor mir, wie ich ihn da packte,
Als sich der rammassirte Grobian
Mir widersetzen wollte; er hat Kraft,
Wir prügelten uns beide ganz gewiß
Daß seine Lust der ganze Hof dran hätte.
Dorothea.
Ihr könnt noch scherzen?
Theodor..
Scherzen? In Verzweiflung,
In Raserei bin ich, furchtbar gestimmt!
Merkt Ihrs denn nicht? Es ist um toll zu werden!
Und alles andre auch bei Seit' gesetzt
Seht selbst, wie stülp' ich nur den Hut mir auf?
Soll er mir oben auf den Stangen baumeln?
Laß ich mir einen neuen modeln, wo Raum
Schon fürs Gehörn, und dies dann mit den Federn
Wetteifern? Geh ich immer Chapeau bas?
Dorothea.
Ihr seyd mir unerträglich, und verliert Ihr
Nicht diese Mißgestalt, sind wir geschieden.
Theodor..
Noch vor der Heirath? Das ist nicht der Ton;
Nachher läßt sich ein Wörtchen davon sprechen.
Dorothea.
Ich bin zu fadem Scherz nicht aufgelegt.
(geht ab.)
Theodor..
Sagt, liebe Mutter, was in aller Welt
Soll aus mir werden? Geh ich nicht vielleicht
Zur Schneidemühle, spann' den Kopf mir ein,
Zweite Abtheilung.
Kommt nicht ſo nah, ich kriege Luft zu ſtoßen,
Mir iſt ganz ſo zu Muth wie einem Widder.
O Sapperment! haͤtt' ich den Aepfelhoͤker
Zum Klopfen vor mir, wie ich ihn da packte,
Als ſich der rammaſſirte Grobian
Mir widerſetzen wollte; er hat Kraft,
Wir pruͤgelten uns beide ganz gewiß
Daß ſeine Luſt der ganze Hof dran haͤtte.
Dorothea.
Ihr koͤnnt noch ſcherzen?
Theodor..
Scherzen? In Verzweiflung,
In Raſerei bin ich, furchtbar geſtimmt!
Merkt Ihrs denn nicht? Es iſt um toll zu werden!
Und alles andre auch bei Seit' geſetzt
Seht ſelbſt, wie ſtuͤlp' ich nur den Hut mir auf?
Soll er mir oben auf den Stangen baumeln?
Laß ich mir einen neuen modeln, wo Raum
Schon fuͤrs Gehoͤrn, und dies dann mit den Federn
Wetteifern? Geh ich immer Chapeau bas?
Dorothea.
Ihr ſeyd mir unertraͤglich, und verliert Ihr
Nicht dieſe Mißgeſtalt, ſind wir geſchieden.
Theodor..
Noch vor der Heirath? Das iſt nicht der Ton;
Nachher laͤßt ſich ein Woͤrtchen davon ſprechen.
Dorothea.
Ich bin zu fadem Scherz nicht aufgelegt.
(geht ab.)
Theodor..
Sagt, liebe Mutter, was in aller Welt
Soll aus mir werden? Geh ich nicht vielleicht
Zur Schneidemuͤhle, ſpann' den Kopf mir ein,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <sp who="#THEO">
                <p><pb facs="#f0390" n="380"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/>
Kommt nicht &#x017F;o nah, ich kriege Luft zu &#x017F;toßen,<lb/>
Mir i&#x017F;t ganz &#x017F;o zu Muth wie einem Widder.<lb/>
O Sapperment! ha&#x0364;tt' ich den Aepfelho&#x0364;ker<lb/>
Zum Klopfen vor mir, wie ich ihn da packte,<lb/>
Als &#x017F;ich der ramma&#x017F;&#x017F;irte Grobian<lb/>
Mir wider&#x017F;etzen wollte; er hat Kraft,<lb/>
Wir pru&#x0364;gelten uns beide ganz gewiß<lb/>
Daß &#x017F;eine Lu&#x017F;t der ganze Hof dran ha&#x0364;tte.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Dorothea">
                <speaker><hi rendition="#g">Dorothea</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Ihr ko&#x0364;nnt noch &#x017F;cherzen?</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#THEO">
                <speaker><hi rendition="#g">Theodor</hi>..</speaker><lb/>
                <p><hi rendition="#et">Scherzen? In Verzweiflung,</hi><lb/>
In Ra&#x017F;erei bin ich, furchtbar ge&#x017F;timmt!<lb/>
Merkt Ihrs denn nicht? Es i&#x017F;t um toll zu werden!<lb/>
Und alles andre auch bei Seit' ge&#x017F;etzt<lb/>
Seht &#x017F;elb&#x017F;t, wie &#x017F;tu&#x0364;lp' ich nur den Hut mir auf?<lb/>
Soll er mir oben auf den Stangen baumeln?<lb/>
Laß ich mir einen neuen modeln, wo Raum<lb/>
Schon fu&#x0364;rs Geho&#x0364;rn, und dies dann mit den Federn<lb/>
Wetteifern? Geh ich immer Chapeau bas?</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Dorothea">
                <speaker><hi rendition="#g">Dorothea</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Ihr &#x017F;eyd mir unertra&#x0364;glich, und verliert Ihr<lb/>
Nicht die&#x017F;e Mißge&#x017F;talt, &#x017F;ind wir ge&#x017F;chieden.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#THEO">
                <speaker><hi rendition="#g">Theodor</hi>..</speaker><lb/>
                <p>Noch vor der Heirath? Das i&#x017F;t nicht der Ton;<lb/>
Nachher la&#x0364;ßt &#x017F;ich ein Wo&#x0364;rtchen davon &#x017F;prechen.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Dorothea">
                <speaker><hi rendition="#g">Dorothea</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Ich bin zu fadem Scherz nicht aufgelegt.</p><lb/>
                <stage> <hi rendition="#et">(geht ab.)</hi> </stage>
              </sp><lb/>
              <sp who="#THEO">
                <speaker><hi rendition="#g">Theodor</hi>..</speaker><lb/>
                <p>Sagt, liebe Mutter, was in aller Welt<lb/>
Soll aus mir werden? Geh ich nicht vielleicht<lb/>
Zur Schneidemu&#x0364;hle, &#x017F;pann' den Kopf mir ein,<lb/></p>
              </sp>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[380/0390] Zweite Abtheilung. Kommt nicht ſo nah, ich kriege Luft zu ſtoßen, Mir iſt ganz ſo zu Muth wie einem Widder. O Sapperment! haͤtt' ich den Aepfelhoͤker Zum Klopfen vor mir, wie ich ihn da packte, Als ſich der rammaſſirte Grobian Mir widerſetzen wollte; er hat Kraft, Wir pruͤgelten uns beide ganz gewiß Daß ſeine Luſt der ganze Hof dran haͤtte. Dorothea. Ihr koͤnnt noch ſcherzen? Theodor.. Scherzen? In Verzweiflung, In Raſerei bin ich, furchtbar geſtimmt! Merkt Ihrs denn nicht? Es iſt um toll zu werden! Und alles andre auch bei Seit' geſetzt Seht ſelbſt, wie ſtuͤlp' ich nur den Hut mir auf? Soll er mir oben auf den Stangen baumeln? Laß ich mir einen neuen modeln, wo Raum Schon fuͤrs Gehoͤrn, und dies dann mit den Federn Wetteifern? Geh ich immer Chapeau bas? Dorothea. Ihr ſeyd mir unertraͤglich, und verliert Ihr Nicht dieſe Mißgeſtalt, ſind wir geſchieden. Theodor.. Noch vor der Heirath? Das iſt nicht der Ton; Nachher laͤßt ſich ein Woͤrtchen davon ſprechen. Dorothea. Ich bin zu fadem Scherz nicht aufgelegt. (geht ab.) Theodor.. Sagt, liebe Mutter, was in aller Welt Soll aus mir werden? Geh ich nicht vielleicht Zur Schneidemuͤhle, ſpann' den Kopf mir ein,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/390
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/390>, abgerufen am 21.11.2024.