Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite
Fortunat.
ten können. Wie soll Dir denn die Kunst so
schnell gekommen seyn? Der Habit kanns doch
nicht allein thun.
Dietrich. Dann sollt ihr mir mein Geld
herausgeben, das ich an Euch zu fordern habe.
Theodor.. Wenns seyn muß.
Dietrich. So eßt denn diese vier Pillen,
eine nach der andern, und ihr seyd so wohlgestalt,
wie ihr nur je gewesen seyd.
Theodor.. Gieb. Eins, -- noch ändert sich
nichts, -- zwei, -- sacht, mir deucht, es fängt an
zu wackeln, das Wesen, -- drei -- vier -- seht,
Frau Mutter, da fallen die verdammten Stuhl-
beine herunter, als wenn sie nie meine leiblichen
Glieder gewesen wären. (Er klingelt, ein Diener
kommt)
Da, nehmt das Zeug, schmeißt es gleich
ins Feuer, daß kein Span übrig bleibt, und wer
von dem dummen Wesen noch spricht, nur mukst,
der hat es mit mir zu thun.
(Diener ab.)
Dietrich. Gottlob, nun bin ich doch wie-
der in Eurem Dienst!
Theodor.. Nein, Freund, sieh, die Spros-
sen sind zwar glatt vom Kopf herunter, das kommt
aber von des Doktors Medizin, dazu hast Du
nichts gethan. Das fehlte noch, daß die Leute
von uns sagten: Das sind sie beide, die transfor-
mirten; wie der Herr, so der Knecht; sage mir,
mit wem Du umgehst; gleich und gleich; wie der
Priester intonirt, so schließt der Küster; wie man
in den Wald hineinschreit, und dergleichen ver-
fluchte Sprichwörter mehr. Wenn ich einmal aus
dem Lande gehe, oder verreise, dann könnt' es sich
eher passen, bis dahin, mein guter Dietrich, muß
Fortunat.
ten koͤnnen. Wie ſoll Dir denn die Kunſt ſo
ſchnell gekommen ſeyn? Der Habit kanns doch
nicht allein thun.
Dietrich. Dann ſollt ihr mir mein Geld
herausgeben, das ich an Euch zu fordern habe.
Theodor.. Wenns ſeyn muß.
Dietrich. So eßt denn dieſe vier Pillen,
eine nach der andern, und ihr ſeyd ſo wohlgeſtalt,
wie ihr nur je geweſen ſeyd.
Theodor.. Gieb. Eins, — noch aͤndert ſich
nichts, — zwei, — ſacht, mir deucht, es faͤngt an
zu wackeln, das Weſen, — drei — vier — ſeht,
Frau Mutter, da fallen die verdammten Stuhl-
beine herunter, als wenn ſie nie meine leiblichen
Glieder geweſen waͤren. (Er klingelt, ein Diener
kommt)
Da, nehmt das Zeug, ſchmeißt es gleich
ins Feuer, daß kein Span uͤbrig bleibt, und wer
von dem dummen Weſen noch ſpricht, nur mukſt,
der hat es mit mir zu thun.
(Diener ab.)
Dietrich. Gottlob, nun bin ich doch wie-
der in Eurem Dienſt!
Theodor.. Nein, Freund, ſieh, die Sproſ-
ſen ſind zwar glatt vom Kopf herunter, das kommt
aber von des Doktors Medizin, dazu haſt Du
nichts gethan. Das fehlte noch, daß die Leute
von uns ſagten: Das ſind ſie beide, die transfor-
mirten; wie der Herr, ſo der Knecht; ſage mir,
mit wem Du umgehſt; gleich und gleich; wie der
Prieſter intonirt, ſo ſchließt der Kuͤſter; wie man
in den Wald hineinſchreit, und dergleichen ver-
fluchte Sprichwoͤrter mehr. Wenn ich einmal aus
dem Lande gehe, oder verreiſe, dann koͤnnt' es ſich
eher paſſen, bis dahin, mein guter Dietrich, muß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <sp who="#THEO">
                <p><pb facs="#f0439" n="429"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</fw><lb/>
ten ko&#x0364;nnen. Wie &#x017F;oll Dir denn die Kun&#x017F;t &#x017F;o<lb/>
&#x017F;chnell gekommen &#x017F;eyn? Der Habit kanns doch<lb/>
nicht allein thun.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Dietrich">
                <speaker><hi rendition="#g">Dietrich</hi>.</speaker>
                <p>Dann &#x017F;ollt ihr mir mein Geld<lb/>
herausgeben, das ich an Euch zu fordern habe.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#THEO">
                <speaker><hi rendition="#g">Theodor</hi>..</speaker>
                <p>Wenns &#x017F;eyn muß.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Dietrich">
                <speaker><hi rendition="#g">Dietrich</hi>.</speaker>
                <p>So eßt denn die&#x017F;e vier Pillen,<lb/>
eine nach der andern, und ihr &#x017F;eyd &#x017F;o wohlge&#x017F;talt,<lb/>
wie ihr nur je gewe&#x017F;en &#x017F;eyd.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#THEO">
                <speaker><hi rendition="#g">Theodor</hi>..</speaker>
                <p>Gieb. Eins, &#x2014; noch a&#x0364;ndert &#x017F;ich<lb/>
nichts, &#x2014; zwei, &#x2014; &#x017F;acht, mir deucht, es fa&#x0364;ngt an<lb/>
zu wackeln, das We&#x017F;en, &#x2014; drei &#x2014; vier &#x2014; &#x017F;eht,<lb/>
Frau Mutter, da fallen die verdammten Stuhl-<lb/>
beine herunter, als wenn &#x017F;ie nie meine leiblichen<lb/>
Glieder gewe&#x017F;en wa&#x0364;ren. <stage>(Er klingelt, ein <hi rendition="#g">Diener</hi><lb/>
kommt)</stage> Da, nehmt das Zeug, &#x017F;chmeißt es gleich<lb/>
ins Feuer, daß kein Span u&#x0364;brig bleibt, und wer<lb/>
von dem dummen We&#x017F;en noch &#x017F;pricht, nur muk&#x017F;t,<lb/>
der hat es mit mir zu thun.</p>
                <stage>(<hi rendition="#g">Diener</hi> ab.)</stage>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Dietrich">
                <speaker><hi rendition="#g">Dietrich</hi>.</speaker>
                <p>Gottlob, nun bin ich doch wie-<lb/>
der in Eurem Dien&#x017F;t!</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#THEO">
                <speaker><hi rendition="#g">Theodor</hi>..</speaker>
                <p>Nein, Freund, &#x017F;ieh, die Spro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;ind zwar glatt vom Kopf herunter, das kommt<lb/>
aber von des Doktors Medizin, dazu ha&#x017F;t Du<lb/>
nichts gethan. Das fehlte noch, daß die Leute<lb/>
von uns &#x017F;agten: Das &#x017F;ind &#x017F;ie beide, die transfor-<lb/>
mirten; wie der Herr, &#x017F;o der Knecht; &#x017F;age mir,<lb/>
mit wem Du umgeh&#x017F;t; gleich und gleich; wie der<lb/>
Prie&#x017F;ter intonirt, &#x017F;o &#x017F;chließt der Ku&#x0364;&#x017F;ter; wie man<lb/>
in den Wald hinein&#x017F;chreit, und dergleichen ver-<lb/>
fluchte Sprichwo&#x0364;rter mehr. Wenn ich einmal aus<lb/>
dem Lande gehe, oder verrei&#x017F;e, dann ko&#x0364;nnt' es &#x017F;ich<lb/>
eher pa&#x017F;&#x017F;en, bis dahin, mein guter Dietrich, muß<lb/></p>
              </sp>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[429/0439] Fortunat. ten koͤnnen. Wie ſoll Dir denn die Kunſt ſo ſchnell gekommen ſeyn? Der Habit kanns doch nicht allein thun. Dietrich. Dann ſollt ihr mir mein Geld herausgeben, das ich an Euch zu fordern habe. Theodor.. Wenns ſeyn muß. Dietrich. So eßt denn dieſe vier Pillen, eine nach der andern, und ihr ſeyd ſo wohlgeſtalt, wie ihr nur je geweſen ſeyd. Theodor.. Gieb. Eins, — noch aͤndert ſich nichts, — zwei, — ſacht, mir deucht, es faͤngt an zu wackeln, das Weſen, — drei — vier — ſeht, Frau Mutter, da fallen die verdammten Stuhl- beine herunter, als wenn ſie nie meine leiblichen Glieder geweſen waͤren. (Er klingelt, ein Diener kommt) Da, nehmt das Zeug, ſchmeißt es gleich ins Feuer, daß kein Span uͤbrig bleibt, und wer von dem dummen Weſen noch ſpricht, nur mukſt, der hat es mit mir zu thun. (Diener ab.) Dietrich. Gottlob, nun bin ich doch wie- der in Eurem Dienſt! Theodor.. Nein, Freund, ſieh, die Sproſ- ſen ſind zwar glatt vom Kopf herunter, das kommt aber von des Doktors Medizin, dazu haſt Du nichts gethan. Das fehlte noch, daß die Leute von uns ſagten: Das ſind ſie beide, die transfor- mirten; wie der Herr, ſo der Knecht; ſage mir, mit wem Du umgehſt; gleich und gleich; wie der Prieſter intonirt, ſo ſchließt der Kuͤſter; wie man in den Wald hineinſchreit, und dergleichen ver- fluchte Sprichwoͤrter mehr. Wenn ich einmal aus dem Lande gehe, oder verreiſe, dann koͤnnt' es ſich eher paſſen, bis dahin, mein guter Dietrich, muß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/439
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/439>, abgerufen am 27.11.2024.