Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Fortunat. Das Mißwachs, Unglück, Brand, noch ärmermachten, Wir, selbst der Wohlthat dürftig, können nicht, Wie unser Herz gebeut, Almosen spenden. Andalosia. Reich ist die Jungfrau und von edlem Stamm, Sie schätzt es Glück genug, in Eurem Schutz Nur Monden hier zu seyn, und da sie schon Die Kunde Eurer Leiden hat vernommen, So sendet sie Euch hier tausend Guineen. Aebtissinn. Die Hülfe kommt uns wie vom Himmel selbst. Doch wird das zarte Bild die Einsamkeit In früher Jugend auch ertragen können? Andalosia. Sie sucht die fern' und abgeschiedne Ruhe, Denn wie sie auch mit Schönheit ist geschmückt, Entstellen doch zwei Hörner wunderbar Die edle Stirne, so daß sie sich scheut Den Menschen zu begegnen, darum fleht sie, Daß sie verschweigen darf der Eltern Namen, Verhüllt gehn, daß ihr Niemand lästig falle, Wenn sie nicht selbst entgegen geht den Schwestern, Im Kloster und der Kirche, wie im Garten. Aebtissinn. Sehr gern ist alles ihr von mir gewährt. Andalosia. So tretet ein, verehrte Agrippina. Agrippina kömmt. Aebtissinn. Wohlthäterinn des Hauses, seyd willkommen, Naht freundlich uns, sucht Euch die Zelle selbst, Fortunat. Das Mißwachs, Ungluͤck, Brand, noch aͤrmermachten, Wir, ſelbſt der Wohlthat duͤrftig, koͤnnen nicht, Wie unſer Herz gebeut, Almoſen ſpenden. Andaloſia. Reich iſt die Jungfrau und von edlem Stamm, Sie ſchaͤtzt es Gluͤck genug, in Eurem Schutz Nur Monden hier zu ſeyn, und da ſie ſchon Die Kunde Eurer Leiden hat vernommen, So ſendet ſie Euch hier tauſend Guineen. Aebtiſſinn. Die Huͤlfe kommt uns wie vom Himmel ſelbſt. Doch wird das zarte Bild die Einſamkeit In fruͤher Jugend auch ertragen koͤnnen? Andaloſia. Sie ſucht die fern' und abgeſchiedne Ruhe, Denn wie ſie auch mit Schoͤnheit iſt geſchmuͤckt, Entſtellen doch zwei Hoͤrner wunderbar Die edle Stirne, ſo daß ſie ſich ſcheut Den Menſchen zu begegnen, darum fleht ſie, Daß ſie verſchweigen darf der Eltern Namen, Verhuͤllt gehn, daß ihr Niemand laͤſtig falle, Wenn ſie nicht ſelbſt entgegen geht den Schweſtern, Im Kloſter und der Kirche, wie im Garten. Aebtiſſinn. Sehr gern iſt alles ihr von mir gewaͤhrt. Andaloſia. So tretet ein, verehrte Agrippina. Agrippina koͤmmt. Aebtiſſinn. Wohlthaͤterinn des Hauſes, ſeyd willkommen, Naht freundlich uns, ſucht Euch die Zelle ſelbſt, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#Aebtiſſinn"> <p><pb facs="#f0457" n="447"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</fw><lb/> Das Mißwachs, Ungluͤck, Brand, noch aͤrmer<lb/><hi rendition="#et">machten,</hi><lb/> Wir, ſelbſt der Wohlthat duͤrftig, koͤnnen nicht,<lb/> Wie unſer Herz gebeut, Almoſen ſpenden.</p> </sp><lb/> <sp who="#Andaloſia"> <speaker><hi rendition="#g">Andaloſia</hi>.</speaker><lb/> <p>Reich iſt die Jungfrau und von edlem Stamm,<lb/> Sie ſchaͤtzt es Gluͤck genug, in Eurem Schutz<lb/> Nur Monden hier zu ſeyn, und da ſie ſchon<lb/> Die Kunde Eurer Leiden hat vernommen,<lb/> So ſendet ſie Euch hier tauſend Guineen.</p> </sp><lb/> <sp who="#Aebtiſſinn"> <speaker><hi rendition="#g">Aebtiſſinn</hi>.</speaker><lb/> <p>Die Huͤlfe kommt uns wie vom Himmel ſelbſt.<lb/> Doch wird das zarte Bild die Einſamkeit<lb/> In fruͤher Jugend auch ertragen koͤnnen?</p> </sp><lb/> <sp who="#Andaloſia"> <speaker><hi rendition="#g">Andaloſia</hi>.</speaker><lb/> <p>Sie ſucht die fern' und abgeſchiedne Ruhe,<lb/> Denn wie ſie auch mit Schoͤnheit iſt geſchmuͤckt,<lb/> Entſtellen doch zwei Hoͤrner wunderbar<lb/> Die edle Stirne, ſo daß ſie ſich ſcheut<lb/> Den Menſchen zu begegnen, darum fleht ſie,<lb/> Daß ſie verſchweigen darf der Eltern Namen,<lb/> Verhuͤllt gehn, daß ihr Niemand laͤſtig falle,<lb/> Wenn ſie nicht ſelbſt entgegen geht den Schweſtern,<lb/> Im Kloſter und der Kirche, wie im Garten.</p> </sp><lb/> <sp who="#Aebtiſſinn"> <speaker><hi rendition="#g">Aebtiſſinn</hi>.</speaker><lb/> <p>Sehr gern iſt alles ihr von mir gewaͤhrt.</p> </sp><lb/> <sp who="#Andaloſia"> <speaker><hi rendition="#g">Andaloſia</hi>.</speaker><lb/> <p>So tretet ein, verehrte Agrippina.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Agrippina</hi> koͤmmt.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#Aebtiſſinn"> <speaker><hi rendition="#g">Aebtiſſinn</hi>.</speaker><lb/> <p>Wohlthaͤterinn des Hauſes, ſeyd willkommen,<lb/> Naht freundlich uns, ſucht Euch die Zelle ſelbſt,<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [447/0457]
Fortunat.
Das Mißwachs, Ungluͤck, Brand, noch aͤrmer
machten,
Wir, ſelbſt der Wohlthat duͤrftig, koͤnnen nicht,
Wie unſer Herz gebeut, Almoſen ſpenden.
Andaloſia.
Reich iſt die Jungfrau und von edlem Stamm,
Sie ſchaͤtzt es Gluͤck genug, in Eurem Schutz
Nur Monden hier zu ſeyn, und da ſie ſchon
Die Kunde Eurer Leiden hat vernommen,
So ſendet ſie Euch hier tauſend Guineen.
Aebtiſſinn.
Die Huͤlfe kommt uns wie vom Himmel ſelbſt.
Doch wird das zarte Bild die Einſamkeit
In fruͤher Jugend auch ertragen koͤnnen?
Andaloſia.
Sie ſucht die fern' und abgeſchiedne Ruhe,
Denn wie ſie auch mit Schoͤnheit iſt geſchmuͤckt,
Entſtellen doch zwei Hoͤrner wunderbar
Die edle Stirne, ſo daß ſie ſich ſcheut
Den Menſchen zu begegnen, darum fleht ſie,
Daß ſie verſchweigen darf der Eltern Namen,
Verhuͤllt gehn, daß ihr Niemand laͤſtig falle,
Wenn ſie nicht ſelbſt entgegen geht den Schweſtern,
Im Kloſter und der Kirche, wie im Garten.
Aebtiſſinn.
Sehr gern iſt alles ihr von mir gewaͤhrt.
Andaloſia.
So tretet ein, verehrte Agrippina.
Agrippina koͤmmt.
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