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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

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Zweite Abtheilung.
Und immer kann ich nicht das Rechte treffen.
Nicht wahr? 'nen Stein am Hals und so ins Meer,
Daß mich die Fisch und Seegethiere fräßen,
Dann wär' ich angenehm und kompläsant?
Dorothea.
Auf solche Pöbelreden kann ich nur
Durch Schweigen und Entfernung Euch erwiedern.

(geht ab.)
Theodor..
Hm! Pöbel? Ja, das ist solch liebes Wort,
Ein Abgrund alles dort hineinzuwerfen,
Was unsern Hochmuth wohl inkommodirt.
Wills mir auch angewöhnen: gut für Pöbel!
Der Pöbel denkt so! Sprecht Ihr mit dem Pöbel?
Dergleichen fehlt mir noch im Hausbedarf. --
Doch darin hat sie Recht, es mangelt Geld,
Die Reis' hieher war auch nur Zufallssache,
Italien hat sie drüber nicht gesehn,
Wie ich ihr doch versprochen. Ja, verdammt,
Sie braucht zu viel, das Geld ist ziemlich rar,
Im Grunde bin ich auch ein geizger Hund. --
Ich spräche gern den Andalosia an --
Doch dessen: "kamt Ihr gestern" -- "nächstens
wohl" --
Et cetera ist mir in'n Tod verhaßt:
Man bringt' nen frischen graden Wunsch ins Haus,
Und muß als Leichnam ihn zurücke schleppen. --
Auch hab' ich mich jezt mit dem Narrn gezankt,
Und also -- jezt erleb ichs an mir selbst,
Daß Stimmungen im besten Menschen sind,
In denen unsre Englischen Highwaymen
Uns ganz natürlich dünken. Geld muß seyn,
Sonst sieht sie mich nie wieder freundlich an,
Zweite Abtheilung.
Und immer kann ich nicht das Rechte treffen.
Nicht wahr? 'nen Stein am Hals und ſo ins Meer,
Daß mich die Fiſch und Seegethiere fraͤßen,
Dann waͤr' ich angenehm und komplaͤſant?
Dorothea.
Auf ſolche Poͤbelreden kann ich nur
Durch Schweigen und Entfernung Euch erwiedern.

(geht ab.)
Theodor..
Hm! Poͤbel? Ja, das iſt ſolch liebes Wort,
Ein Abgrund alles dort hineinzuwerfen,
Was unſern Hochmuth wohl inkommodirt.
Wills mir auch angewoͤhnen: gut fuͤr Poͤbel!
Der Poͤbel denkt ſo! Sprecht Ihr mit dem Poͤbel?
Dergleichen fehlt mir noch im Hausbedarf. —
Doch darin hat ſie Recht, es mangelt Geld,
Die Reis' hieher war auch nur Zufallsſache,
Italien hat ſie druͤber nicht geſehn,
Wie ich ihr doch verſprochen. Ja, verdammt,
Sie braucht zu viel, das Geld iſt ziemlich rar,
Im Grunde bin ich auch ein geizger Hund. —
Ich ſpraͤche gern den Andaloſia an —
Doch deſſen: „kamt Ihr geſtern“ — „naͤchſtens
wohl“ —
Et cetera iſt mir in'n Tod verhaßt:
Man bringt' nen friſchen graden Wunſch ins Haus,
Und muß als Leichnam ihn zuruͤcke ſchleppen. —
Auch hab' ich mich jezt mit dem Narrn gezankt,
Und alſo — jezt erleb ichs an mir ſelbſt,
Daß Stimmungen im beſten Menſchen ſind,
In denen unſre Engliſchen Highwaymen
Uns ganz natuͤrlich duͤnken. Geld muß ſeyn,
Sonſt ſieht ſie mich nie wieder freundlich an,
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[470/0480] Zweite Abtheilung. Und immer kann ich nicht das Rechte treffen. Nicht wahr? 'nen Stein am Hals und ſo ins Meer, Daß mich die Fiſch und Seegethiere fraͤßen, Dann waͤr' ich angenehm und komplaͤſant? Dorothea. Auf ſolche Poͤbelreden kann ich nur Durch Schweigen und Entfernung Euch erwiedern. (geht ab.) Theodor.. Hm! Poͤbel? Ja, das iſt ſolch liebes Wort, Ein Abgrund alles dort hineinzuwerfen, Was unſern Hochmuth wohl inkommodirt. Wills mir auch angewoͤhnen: gut fuͤr Poͤbel! Der Poͤbel denkt ſo! Sprecht Ihr mit dem Poͤbel? Dergleichen fehlt mir noch im Hausbedarf. — Doch darin hat ſie Recht, es mangelt Geld, Die Reis' hieher war auch nur Zufallsſache, Italien hat ſie druͤber nicht geſehn, Wie ich ihr doch verſprochen. Ja, verdammt, Sie braucht zu viel, das Geld iſt ziemlich rar, Im Grunde bin ich auch ein geizger Hund. — Ich ſpraͤche gern den Andaloſia an — Doch deſſen: „kamt Ihr geſtern“ — „naͤchſtens wohl“ — Et cetera iſt mir in'n Tod verhaßt: Man bringt' nen friſchen graden Wunſch ins Haus, Und muß als Leichnam ihn zuruͤcke ſchleppen. — Auch hab' ich mich jezt mit dem Narrn gezankt, Und alſo — jezt erleb ichs an mir ſelbſt, Daß Stimmungen im beſten Menſchen ſind, In denen unſre Engliſchen Highwaymen Uns ganz natuͤrlich duͤnken. Geld muß ſeyn, Sonſt ſieht ſie mich nie wieder freundlich an,

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 470. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/480>, abgerufen am 22.11.2024.