Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Fortunat. Weiberton? Ihr seht ja aus, als wolltet ihr dieKranken pflegen und Buße predigen. Fortunat. Ach! werthester Walther, wir sind in einem erbärmlichen Zustande. Walther. Wie so? Ich will doch nimmer- mehr hoffen -- Fortunat. Zwischen uns allen Dreien ist kein Kreuzer zu theilen, alles ist verloren, verschwen- det, verspielt, verschenkt. Walther. So? Also mit dem Aussatz der Ar- muth seyd Ihr behaftet? Fort, daß Euer Athem mich nicht ansteckt! Also so schnell, ihr fremden Gimpel, haben sie euch gerupft? O ihr armselig- sten aller armseligen Windbeutel! Dazu mußtet ihr über das Meer seegeln? Mehr hat mein guter Rath nicht bei Euch gefruchtet? Man wirft sich nur weg, mit solchem Gesindel umzugehn. Fortunat. Ihr habt uns ja nie gewarnt, immer zum Verschwenden aufgemuntert. Walther. Ich wollte euch zu etwas erziehn, das sich sehn lassen durfte; ihr habt mir ja nie gesagt, daß ihr arme, bettelhafte, lausige Wichte wärt; da ich sah, daß ihr mit Teufels Gewalt das Geld wegschmeißen wolltet, so habe ich euch doch gezeigt, es auf gute Art zu thun. Fortunat. Aber helft, rathet uns nun, mein Freund. Walther. Helfen? Womit? Euch Geld ge- ben, daß Ihr es wieder an Huren wendet, versauft und in Spielhäusern verliert? Auch habe ich keins. Rath? Ihr seyd zu dumm, Rath anzu- Fortunat. Weiberton? Ihr ſeht ja aus, als wolltet ihr dieKranken pflegen und Buße predigen. Fortunat. Ach! wertheſter Walther, wir ſind in einem erbaͤrmlichen Zuſtande. Walther. Wie ſo? Ich will doch nimmer- mehr hoffen — Fortunat. Zwiſchen uns allen Dreien iſt kein Kreuzer zu theilen, alles iſt verloren, verſchwen- det, verſpielt, verſchenkt. Walther. So? Alſo mit dem Ausſatz der Ar- muth ſeyd Ihr behaftet? Fort, daß Euer Athem mich nicht anſteckt! Alſo ſo ſchnell, ihr fremden Gimpel, haben ſie euch gerupft? O ihr armſelig- ſten aller armſeligen Windbeutel! Dazu mußtet ihr uͤber das Meer ſeegeln? Mehr hat mein guter Rath nicht bei Euch gefruchtet? Man wirft ſich nur weg, mit ſolchem Geſindel umzugehn. Fortunat. Ihr habt uns ja nie gewarnt, immer zum Verſchwenden aufgemuntert. Walther. Ich wollte euch zu etwas erziehn, das ſich ſehn laſſen durfte; ihr habt mir ja nie geſagt, daß ihr arme, bettelhafte, lauſige Wichte waͤrt; da ich ſah, daß ihr mit Teufels Gewalt das Geld wegſchmeißen wolltet, ſo habe ich euch doch gezeigt, es auf gute Art zu thun. Fortunat. Aber helft, rathet uns nun, mein Freund. Walther. Helfen? Womit? Euch Geld ge- ben, daß Ihr es wieder an Huren wendet, verſauft und in Spielhaͤuſern verliert? Auch habe ich keins. Rath? Ihr ſeyd zu dumm, Rath anzu- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#Walther"> <p><pb facs="#f0085" n="75"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</fw><lb/> Weiberton? Ihr ſeht ja aus, als wolltet ihr die<lb/> Kranken pflegen und Buße predigen.</p> </sp><lb/> <sp who="#FORT"> <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker> <p>Ach! wertheſter Walther, wir ſind<lb/> in einem erbaͤrmlichen Zuſtande.</p> </sp><lb/> <sp who="#Walther"> <speaker><hi rendition="#g">Walther</hi>.</speaker> <p>Wie ſo? Ich will doch nimmer-<lb/> mehr hoffen —</p> </sp><lb/> <sp who="#FORT"> <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker> <p>Zwiſchen uns allen Dreien iſt kein<lb/> Kreuzer zu theilen, alles iſt verloren, verſchwen-<lb/> det, verſpielt, verſchenkt.</p> </sp><lb/> <sp who="#Walther"> <speaker><hi rendition="#g">Walther</hi>.</speaker> <p>So? Alſo mit dem Ausſatz der Ar-<lb/> muth ſeyd Ihr behaftet? Fort, daß Euer Athem<lb/> mich nicht anſteckt! Alſo ſo ſchnell, ihr fremden<lb/> Gimpel, haben ſie euch gerupft? O ihr armſelig-<lb/> ſten aller armſeligen Windbeutel! Dazu mußtet<lb/> ihr uͤber das Meer ſeegeln? Mehr hat mein guter<lb/> Rath nicht bei Euch gefruchtet? Man wirft ſich<lb/> nur weg, mit ſolchem Geſindel umzugehn.</p> </sp><lb/> <sp who="#FORT"> <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker> <p>Ihr habt uns ja nie gewarnt,<lb/> immer zum Verſchwenden aufgemuntert.</p> </sp><lb/> <sp who="#Walther"> <speaker><hi rendition="#g">Walther</hi>.</speaker> <p>Ich wollte euch zu etwas erziehn,<lb/> das ſich ſehn laſſen durfte; ihr habt mir ja nie<lb/> geſagt, daß ihr arme, bettelhafte, lauſige Wichte<lb/> waͤrt; da ich ſah, daß ihr mit Teufels Gewalt das<lb/> Geld wegſchmeißen wolltet, ſo habe ich euch doch<lb/> gezeigt, es auf gute Art zu thun.</p> </sp><lb/> <sp who="#FORT"> <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker> <p>Aber helft, rathet uns nun, mein<lb/> Freund.</p> </sp><lb/> <sp who="#Walther"> <speaker><hi rendition="#g">Walther</hi>.</speaker> <p>Helfen? Womit? Euch Geld ge-<lb/> ben, daß Ihr es wieder an Huren wendet, verſauft<lb/> und in Spielhaͤuſern verliert? Auch habe ich<lb/> keins. Rath? Ihr ſeyd zu dumm, Rath anzu-<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [75/0085]
Fortunat.
Weiberton? Ihr ſeht ja aus, als wolltet ihr die
Kranken pflegen und Buße predigen.
Fortunat. Ach! wertheſter Walther, wir ſind
in einem erbaͤrmlichen Zuſtande.
Walther. Wie ſo? Ich will doch nimmer-
mehr hoffen —
Fortunat. Zwiſchen uns allen Dreien iſt kein
Kreuzer zu theilen, alles iſt verloren, verſchwen-
det, verſpielt, verſchenkt.
Walther. So? Alſo mit dem Ausſatz der Ar-
muth ſeyd Ihr behaftet? Fort, daß Euer Athem
mich nicht anſteckt! Alſo ſo ſchnell, ihr fremden
Gimpel, haben ſie euch gerupft? O ihr armſelig-
ſten aller armſeligen Windbeutel! Dazu mußtet
ihr uͤber das Meer ſeegeln? Mehr hat mein guter
Rath nicht bei Euch gefruchtet? Man wirft ſich
nur weg, mit ſolchem Geſindel umzugehn.
Fortunat. Ihr habt uns ja nie gewarnt,
immer zum Verſchwenden aufgemuntert.
Walther. Ich wollte euch zu etwas erziehn,
das ſich ſehn laſſen durfte; ihr habt mir ja nie
geſagt, daß ihr arme, bettelhafte, lauſige Wichte
waͤrt; da ich ſah, daß ihr mit Teufels Gewalt das
Geld wegſchmeißen wolltet, ſo habe ich euch doch
gezeigt, es auf gute Art zu thun.
Fortunat. Aber helft, rathet uns nun, mein
Freund.
Walther. Helfen? Womit? Euch Geld ge-
ben, daß Ihr es wieder an Huren wendet, verſauft
und in Spielhaͤuſern verliert? Auch habe ich
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