"Es hat Gott gefallen, daß wir nun nicht mehr neben einander leben sollen, ob mich gleich kein Zwischenraum gänzlich von Dir wird trennen können. So wie die Ab¬ wechselungen des Lebens gehen, so ist es nun unter uns dahin gekommen, daß wir nun an einander denken an einander schreiben können. Ich habe Dir alle meine Liebe, al¬ le meine herzlichsten Wünsche mit auf den Weg gegeben, und der allmächtige Gott leite jeden Deiner Schritte. Bleib ihm und der Redlichkeit treu, und Du wirst mit Freu¬ den dieses Leben überstehn können, indem uns mancherlei Leiden suchen irre zu ma¬ chen. Es freut mich, daß Du der Kunst so fleißig gedenkst, und zwar Vertrauen, aber kein übermüthiges zu Dir selber hast. Das Zagen das Dich oft überfällt, kömmt einem
Mein lieber Schüler und Freund!
«Es hat Gott gefallen, daß wir nun nicht mehr neben einander leben ſollen, ob mich gleich kein Zwiſchenraum gänzlich von Dir wird trennen können. So wie die Ab¬ wechſelungen des Lebens gehen, ſo iſt es nun unter uns dahin gekommen, daß wir nun an einander denken an einander ſchreiben können. Ich habe Dir alle meine Liebe, al¬ le meine herzlichſten Wünſche mit auf den Weg gegeben, und der allmächtige Gott leite jeden Deiner Schritte. Bleib ihm und der Redlichkeit treu, und Du wirſt mit Freu¬ den dieſes Leben überſtehn können, indem uns mancherlei Leiden ſuchen irre zu ma¬ chen. Es freut mich, daß Du der Kunſt ſo fleißig gedenkſt, und zwar Vertrauen, aber kein übermüthiges zu Dir ſelber haſt. Das Zagen das Dich oft überfällt, kömmt einem
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Mein lieber Schüler und Freund!
«Es hat Gott gefallen, daß wir nun
nicht mehr neben einander leben ſollen, ob
mich gleich kein Zwiſchenraum gänzlich von
Dir wird trennen können. So wie die Ab¬
wechſelungen des Lebens gehen, ſo iſt es
nun unter uns dahin gekommen, daß wir
nun an einander denken an einander ſchreiben
können. Ich habe Dir alle meine Liebe, al¬
le meine herzlichſten Wünſche mit auf den
Weg gegeben, und der allmächtige Gott
leite jeden Deiner Schritte. Bleib ihm und
der Redlichkeit treu, und Du wirſt mit Freu¬
den dieſes Leben überſtehn können, indem
uns mancherlei Leiden ſuchen irre zu ma¬
chen. Es freut mich, daß Du der Kunſt ſo
fleißig gedenkſt, und zwar Vertrauen, aber
kein übermüthiges zu Dir ſelber haſt. Das
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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/115>, abgerufen am 24.11.2024.
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