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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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ich sagen soll ein erwachsenes Kind, oder ein
kindischer Erwachsener. O wohl Dir, daß
Dir das Auge noch verhüllt ist, über die
Thorheit und Armseligkeit der Menschen,
daß Du Dir und Deiner Liebe Dich selbst
mit aller Unbefangenheit ergeben kannst!
Seeliges Leben wenn der Mensch nur noch
in sich lebt, und die übrigen umher nicht in
sein Innres einzudringen vermögen, und
ihn so beherrschen. Es kommt bei den Meisten
eine Zeit, wo der Winter beständig in ihren
Sommer hineinscheint, wo sie sich vergessen,
um es den andern Menschen recht zu
machen, wo sie ihrem Geiste keine Opfer
mehr bringen, sondern ihr eigenes Herz als
ein Opfer auf den Altar der weltli¬
chen Eitelkeit niederlegen. Darum bist Du
mir eben so lieb, mein Franz Sternbald,
weil Du darin so ganz anders bist; meine
eigene Jugend kömmt in meine Seele zu¬

ich ſagen ſoll ein erwachſenes Kind, oder ein
kindiſcher Erwachſener. O wohl Dir, daß
Dir das Auge noch verhüllt iſt, über die
Thorheit und Armſeligkeit der Menſchen,
daß Du Dir und Deiner Liebe Dich ſelbſt
mit aller Unbefangenheit ergeben kannſt!
Seeliges Leben wenn der Menſch nur noch
in ſich lebt, und die übrigen umher nicht in
ſein Innres einzudringen vermögen, und
ihn ſo beherrſchen. Es kommt bei den Meiſten
eine Zeit, wo der Winter beſtändig in ihren
Sommer hineinſcheint, wo ſie ſich vergeſſen,
um es den andern Menſchen recht zu
machen, wo ſie ihrem Geiſte keine Opfer
mehr bringen, ſondern ihr eigenes Herz als
ein Opfer auf den Altar der weltli¬
chen Eitelkeit niederlegen. Darum biſt Du
mir eben ſo lieb, mein Franz Sternbald,
weil Du darin ſo ganz anders biſt; meine
eigene Jugend kömmt in meine Seele zu¬

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[114/0125] ich ſagen ſoll ein erwachſenes Kind, oder ein kindiſcher Erwachſener. O wohl Dir, daß Dir das Auge noch verhüllt iſt, über die Thorheit und Armſeligkeit der Menſchen, daß Du Dir und Deiner Liebe Dich ſelbſt mit aller Unbefangenheit ergeben kannſt! Seeliges Leben wenn der Menſch nur noch in ſich lebt, und die übrigen umher nicht in ſein Innres einzudringen vermögen, und ihn ſo beherrſchen. Es kommt bei den Meiſten eine Zeit, wo der Winter beſtändig in ihren Sommer hineinſcheint, wo ſie ſich vergeſſen, um es den andern Menſchen recht zu machen, wo ſie ihrem Geiſte keine Opfer mehr bringen, ſondern ihr eigenes Herz als ein Opfer auf den Altar der weltli¬ chen Eitelkeit niederlegen. Darum biſt Du mir eben ſo lieb, mein Franz Sternbald, weil Du darin ſo ganz anders biſt; meine eigene Jugend kömmt in meine Seele zu¬

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/125>, abgerufen am 25.11.2024.