Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.Wie mit süßen Flötenstimmen Rufen alle goldnen Sterne: Weit muß manche Woge schwimmen, Deine Lieb' ist in der Ferne. Jenes Bild vor dem Du knietest, Dich ihm ganz zu eigen gybst, Ihm mit allen Sinnen glühtest, An dem Schatten Dich erlabst -- Was Dein Geist als Zukunft dachte, Dein Entzücken Kunst genannt, Was als Morgenroth Dir lachte, Immer sich Dir abgewandt: Sie nur ist es, dein Verzagen Hat sie fort von Dir gescheucht, Willst Du es nur männlich wagen, Wird das Ziel noch einst erreicht. Alle Ketten sind gesprungen,
Frei sind alle Geister dann, Jeder Knechtschaft kühn entschwungen In dem Wollustocean. Wie mit ſüßen Flötenſtimmen Rufen alle goldnen Sterne: Weit muß manche Woge ſchwimmen, Deine Lieb' iſt in der Ferne. Jenes Bild vor dem Du knieteſt, Dich ihm ganz zu eigen gybſt, Ihm mit allen Sinnen glühteſt, An dem Schatten Dich erlabſt — Was Dein Geiſt als Zukunft dachte, Dein Entzücken Kunſt genannt, Was als Morgenroth Dir lachte, Immer ſich Dir abgewandt: Sie nur iſt es, dein Verzagen Hat ſie fort von Dir geſcheucht, Willſt Du es nur männlich wagen, Wird das Ziel noch einſt erreicht. Alle Ketten ſind geſprungen,
Frei ſind alle Geiſter dann, Jeder Knechtſchaft kühn entſchwungen In dem Wolluſtocean. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0168" n="157"/> <lg n="2"> <l>Wie mit ſüßen Flötenſtimmen</l><lb/> <l>Rufen alle goldnen Sterne:</l><lb/> <l>Weit muß manche Woge ſchwimmen,</l><lb/> <l>Deine Lieb' iſt in der Ferne.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Jenes Bild vor dem Du knieteſt,</l><lb/> <l>Dich ihm ganz zu eigen gybſt,</l><lb/> <l>Ihm mit allen Sinnen glühteſt,</l><lb/> <l>An dem Schatten Dich erlabſt —</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Was Dein Geiſt als Zukunft dachte,</l><lb/> <l>Dein Entzücken Kunſt genannt,</l><lb/> <l>Was als Morgenroth Dir lachte,</l><lb/> <l>Immer ſich Dir abgewandt:</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>Sie nur iſt es, dein Verzagen</l><lb/> <l>Hat ſie fort von Dir geſcheucht,</l><lb/> <l>Willſt Du es nur männlich wagen,</l><lb/> <l>Wird das <choice><sic>Zeil</sic><corr>Ziel</corr></choice> noch einſt erreicht.</l><lb/> </lg> <lg n="6"> <l>Alle Ketten ſind geſprungen,</l><lb/> <l>Frei ſind alle Geiſter dann,</l><lb/> <l>Jeder Knechtſchaft kühn entſchwungen</l><lb/> <l>In dem Wolluſtocean.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [157/0168]
Wie mit ſüßen Flötenſtimmen
Rufen alle goldnen Sterne:
Weit muß manche Woge ſchwimmen,
Deine Lieb' iſt in der Ferne.
Jenes Bild vor dem Du knieteſt,
Dich ihm ganz zu eigen gybſt,
Ihm mit allen Sinnen glühteſt,
An dem Schatten Dich erlabſt —
Was Dein Geiſt als Zukunft dachte,
Dein Entzücken Kunſt genannt,
Was als Morgenroth Dir lachte,
Immer ſich Dir abgewandt:
Sie nur iſt es, dein Verzagen
Hat ſie fort von Dir geſcheucht,
Willſt Du es nur männlich wagen,
Wird das Ziel noch einſt erreicht.
Alle Ketten ſind geſprungen,
Frei ſind alle Geiſter dann,
Jeder Knechtſchaft kühn entſchwungen
In dem Wolluſtocean.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |