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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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unsrer Wünsche, dort ist die Liebe zu Hau¬
se, dort wohnt das Glück, von da herab
scheint es auf uns nieder, und sieht uns
wehmüthig an, daß wir noch hier sind.

Er verschloß sein Auge, da erschien ihm
die Fremde mit allen ihren Reizen, sie wink¬
te ihm, und vor ihm lag ein schöner dunk¬
ler Lindengang welcher blühte, und den sü¬
ßesten Duft verbreitete. Sie ging hinein,
er folgte ihr schüchtern nach, er gab ihr die
Blumen zurück, und erzählte ihr wer er sey.
Da umfing sie ihn mit ihren zarten Armen,
da kam der Mond mit seinem Glanze näher,
und schien ihnen beiden hell ins Angesicht,
sie gestanden sich ihre Liebe, sie waren un¬
aussprechlich glücklich. -- Diesen Traum setz¬
te Franz fort, die frühsten Erinnerungen
aus seinen Kinderjahren kamen zurück, alle
schönen Empfindungen die er einst gekannt
hatte, zogen wieder an ihm vorbei und be¬

unſrer Wünſche, dort iſt die Liebe zu Hau¬
ſe, dort wohnt das Glück, von da herab
ſcheint es auf uns nieder, und ſieht uns
wehmüthig an, daß wir noch hier ſind.

Er verſchloß ſein Auge, da erſchien ihm
die Fremde mit allen ihren Reizen, ſie wink¬
te ihm, und vor ihm lag ein ſchöner dunk¬
ler Lindengang welcher blühte, und den ſü¬
ßeſten Duft verbreitete. Sie ging hinein,
er folgte ihr ſchüchtern nach, er gab ihr die
Blumen zurück, und erzählte ihr wer er ſey.
Da umfing ſie ihn mit ihren zarten Armen,
da kam der Mond mit ſeinem Glanze näher,
und ſchien ihnen beiden hell ins Angeſicht,
ſie geſtanden ſich ihre Liebe, ſie waren un¬
ausſprechlich glücklich. — Dieſen Traum ſetz¬
te Franz fort, die frühſten Erinnerungen
aus ſeinen Kinderjahren kamen zurück, alle
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hatte, zogen wieder an ihm vorbei und be¬

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[175/0186] unſrer Wünſche, dort iſt die Liebe zu Hau¬ ſe, dort wohnt das Glück, von da herab ſcheint es auf uns nieder, und ſieht uns wehmüthig an, daß wir noch hier ſind. Er verſchloß ſein Auge, da erſchien ihm die Fremde mit allen ihren Reizen, ſie wink¬ te ihm, und vor ihm lag ein ſchöner dunk¬ ler Lindengang welcher blühte, und den ſü¬ ßeſten Duft verbreitete. Sie ging hinein, er folgte ihr ſchüchtern nach, er gab ihr die Blumen zurück, und erzählte ihr wer er ſey. Da umfing ſie ihn mit ihren zarten Armen, da kam der Mond mit ſeinem Glanze näher, und ſchien ihnen beiden hell ins Angeſicht, ſie geſtanden ſich ihre Liebe, ſie waren un¬ ausſprechlich glücklich. — Dieſen Traum ſetz¬ te Franz fort, die frühſten Erinnerungen aus ſeinen Kinderjahren kamen zurück, alle ſchönen Empfindungen die er einſt gekannt hatte, zogen wieder an ihm vorbei und be¬

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/186>, abgerufen am 16.05.2024.