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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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chen. Ach mein lieber Meister, ich kann es
Euch nicht sagen. Ihr könnt es vielleicht
kaum fassen, welchen Drang ich zu unsrer
edlen Kunst empfinde, wie es meinen Geist
unaufhörlich antreibt, wie alles in der Welt,
die seltsamsten und fremdesten Gegenstände
sogar nur von der Malerey zu mir spre¬
chen; aber je höher meine Begeisterung
steigt, je tiefer sinkt auch mein Muth,
wenn ich irgend einmahl an die Ausführung
gehn will. Es ist nicht, daß ich die Übung
und den wiederholten Fleiß scheue, daß es
ein Stolz in mir ist, gleich das Vortreflichste
hervorzubringen das keinen Tadel mehr zu¬
lassen dürfte, sondern es ist eine Angst, eine
Scheu, ja ich möchte es wohl eine Anbe¬
tung nennen, beides der Kunst und des Ge¬
genstandes, den ich darzustellen unternehme.

Ihr erlaubt mir wohl, sagte Lukas, in¬
dem wir sprechen, an meinem Bilde weiter

chen. Ach mein lieber Meiſter, ich kann es
Euch nicht ſagen. Ihr könnt es vielleicht
kaum faſſen, welchen Drang ich zu unſrer
edlen Kunſt empfinde, wie es meinen Geiſt
unaufhörlich antreibt, wie alles in der Welt,
die ſeltſamſten und fremdeſten Gegenſtände
ſogar nur von der Malerey zu mir ſpre¬
chen; aber je höher meine Begeiſterung
ſteigt, je tiefer ſinkt auch mein Muth,
wenn ich irgend einmahl an die Ausführung
gehn will. Es iſt nicht, daß ich die Übung
und den wiederholten Fleiß ſcheue, daß es
ein Stolz in mir iſt, gleich das Vortreflichſte
hervorzubringen das keinen Tadel mehr zu¬
laſſen dürfte, ſondern es iſt eine Angſt, eine
Scheu, ja ich möchte es wohl eine Anbe¬
tung nennen, beides der Kunſt und des Ge¬
genſtandes, den ich darzuſtellen unternehme.

Ihr erlaubt mir wohl, ſagte Lukas, in¬
dem wir ſprechen, an meinem Bilde weiter

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[184/0195] chen. Ach mein lieber Meiſter, ich kann es Euch nicht ſagen. Ihr könnt es vielleicht kaum faſſen, welchen Drang ich zu unſrer edlen Kunſt empfinde, wie es meinen Geiſt unaufhörlich antreibt, wie alles in der Welt, die ſeltſamſten und fremdeſten Gegenſtände ſogar nur von der Malerey zu mir ſpre¬ chen; aber je höher meine Begeiſterung ſteigt, je tiefer ſinkt auch mein Muth, wenn ich irgend einmahl an die Ausführung gehn will. Es iſt nicht, daß ich die Übung und den wiederholten Fleiß ſcheue, daß es ein Stolz in mir iſt, gleich das Vortreflichſte hervorzubringen das keinen Tadel mehr zu¬ laſſen dürfte, ſondern es iſt eine Angſt, eine Scheu, ja ich möchte es wohl eine Anbe¬ tung nennen, beides der Kunſt und des Ge¬ genſtandes, den ich darzuſtellen unternehme. Ihr erlaubt mir wohl, ſagte Lukas, in¬ dem wir ſprechen, an meinem Bilde weiter

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/195>, abgerufen am 21.11.2024.