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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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zens, das Bewußtseyn der großen Wahrheit
sich zu behaupten, und Andern mitzuthei¬
len; -- wenn ich dann diese erhabenen Ge¬
stalten in ihrer himmlischen Glorie vor mir
sehe, und nun noch bedenke, daß es einzel¬
nen Auserwählten gegönnt ist, daß sich ih¬
nen das volle Gefühl, daß sich ihnen jene
Helden und der Sohn Gottes in eigenthüm¬
lichern Gestalten und Farben als den übri¬
gen Menschen offenbaren, und daß sie durch
das Werk ihrer Hände schwächern Geistern
diese Offenbahrungen wieder mittheilen dür¬
fen; wenn ich mich meiner Entzückungen vor
herrlichen Gemählden erinnere, seht, so ent¬
schwindet mir dann aller Muth, so wage
ich es nicht, mich jenen auserwählten Gei¬
stern zuzurechnen und statt zu arbeiten, statt
fleißig zu seyn, verliere ich mich in ein
leeres unthätiges Staunen.

Ihr seid brav, sagte Meister Lukas, oh¬

zens, das Bewußtſeyn der großen Wahrheit
ſich zu behaupten, und Andern mitzuthei¬
len; — wenn ich dann dieſe erhabenen Ge¬
ſtalten in ihrer himmliſchen Glorie vor mir
ſehe, und nun noch bedenke, daß es einzel¬
nen Auserwählten gegönnt iſt, daß ſich ih¬
nen das volle Gefühl, daß ſich ihnen jene
Helden und der Sohn Gottes in eigenthüm¬
lichern Geſtalten und Farben als den übri¬
gen Menſchen offenbaren, und daß ſie durch
das Werk ihrer Hände ſchwächern Geiſtern
dieſe Offenbahrungen wieder mittheilen dür¬
fen; wenn ich mich meiner Entzückungen vor
herrlichen Gemählden erinnere, ſeht, ſo ent¬
ſchwindet mir dann aller Muth, ſo wage
ich es nicht, mich jenen auserwählten Gei¬
ſtern zuzurechnen und ſtatt zu arbeiten, ſtatt
fleißig zu ſeyn, verliere ich mich in ein
leeres unthätiges Staunen.

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[186/0197] zens, das Bewußtſeyn der großen Wahrheit ſich zu behaupten, und Andern mitzuthei¬ len; — wenn ich dann dieſe erhabenen Ge¬ ſtalten in ihrer himmliſchen Glorie vor mir ſehe, und nun noch bedenke, daß es einzel¬ nen Auserwählten gegönnt iſt, daß ſich ih¬ nen das volle Gefühl, daß ſich ihnen jene Helden und der Sohn Gottes in eigenthüm¬ lichern Geſtalten und Farben als den übri¬ gen Menſchen offenbaren, und daß ſie durch das Werk ihrer Hände ſchwächern Geiſtern dieſe Offenbahrungen wieder mittheilen dür¬ fen; wenn ich mich meiner Entzückungen vor herrlichen Gemählden erinnere, ſeht, ſo ent¬ ſchwindet mir dann aller Muth, ſo wage ich es nicht, mich jenen auserwählten Gei¬ ſtern zuzurechnen und ſtatt zu arbeiten, ſtatt fleißig zu ſeyn, verliere ich mich in ein leeres unthätiges Staunen. Ihr ſeid brav, ſagte Meiſter Lukas, oh¬

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/197>, abgerufen am 21.11.2024.