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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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Himmel ein gelassenes Blut geschenkt, und
darum werde ich niemals ungeduldig. Ich
fange immer wieder etwas Neues an, und
kehre immer wieder zum Alten zurück. Wenn
ich etwas Großes mahle, so befällt mich ge¬
wöhnlich nachher das Gelüst, etwas recht
Kleines und Zierliches in Holz zu schnitzeln,
und ich kann nachher Tagelang sitzen, um
die kleine Arbeit aus der Stelle zu fördern.
Eben so geht es mir mit meinen Kupfersti¬
chen. Je mehr Mühe ich darauf verwende,
je lieber sind sie mir. Dann suche ich wie¬
der freyer und schneller zu arbeiten, und so
wechsele ich in allerhand Manieren ab, und
jede bleibt mir etwas Neues. Die Liebe
zum Fleiß und zur Mühseligkeit scheint
mir überdies etwas zu seyn, was uns
Deutschen angebohren ist; es ist gleichsam
unser Element, in dem wir uns immer wohl¬
befinden. Alle Kunstwerke die Nürnberg

Himmel ein gelaſſenes Blut geſchenkt, und
darum werde ich niemals ungeduldig. Ich
fange immer wieder etwas Neues an, und
kehre immer wieder zum Alten zurück. Wenn
ich etwas Großes mahle, ſo befällt mich ge¬
wöhnlich nachher das Gelüſt, etwas recht
Kleines und Zierliches in Holz zu ſchnitzeln,
und ich kann nachher Tagelang ſitzen, um
die kleine Arbeit aus der Stelle zu fördern.
Eben ſo geht es mir mit meinen Kupferſti¬
chen. Je mehr Mühe ich darauf verwende,
je lieber ſind ſie mir. Dann ſuche ich wie¬
der freyer und ſchneller zu arbeiten, und ſo
wechſele ich in allerhand Manieren ab, und
jede bleibt mir etwas Neues. Die Liebe
zum Fleiß und zur Mühſeligkeit ſcheint
mir überdies etwas zu ſeyn, was uns
Deutſchen angebohren iſt; es iſt gleichſam
unſer Element, in dem wir uns immer wohl¬
befinden. Alle Kunſtwerke die Nürnberg

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[233/0244] Himmel ein gelaſſenes Blut geſchenkt, und darum werde ich niemals ungeduldig. Ich fange immer wieder etwas Neues an, und kehre immer wieder zum Alten zurück. Wenn ich etwas Großes mahle, ſo befällt mich ge¬ wöhnlich nachher das Gelüſt, etwas recht Kleines und Zierliches in Holz zu ſchnitzeln, und ich kann nachher Tagelang ſitzen, um die kleine Arbeit aus der Stelle zu fördern. Eben ſo geht es mir mit meinen Kupferſti¬ chen. Je mehr Mühe ich darauf verwende, je lieber ſind ſie mir. Dann ſuche ich wie¬ der freyer und ſchneller zu arbeiten, und ſo wechſele ich in allerhand Manieren ab, und jede bleibt mir etwas Neues. Die Liebe zum Fleiß und zur Mühſeligkeit ſcheint mir überdies etwas zu ſeyn, was uns Deutſchen angebohren iſt; es iſt gleichſam unſer Element, in dem wir uns immer wohl¬ befinden. Alle Kunſtwerke die Nürnberg

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/244>, abgerufen am 24.11.2024.