Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.Ich bin zu klein, das Obst zu pflücken, Den Stock der schweren Traube zu entkleiden, Mit der Sense das goldne Korn zu schneiden, Dazu will ich den Herbst Euch schicken. Ich liebe das Spielen, bin nur ein Kind Und nicht zur ernsten Arbeit gesinnt; Doch wenn Ihr des Winters überdrüßig seid, Dann komm ich zurück zu Eurer Freud. Die Blumen, die Vögel nehm ich mit mir, Wenn Ihr erndtet und keltert, was sollen sie hier? Ade, ade, die Liebe ist da, Drum ist Euch der Frühling ewiglich nah. Ihr habt das Lied sehr schön gesungen, Ihr habt sehr Recht, sagte der Fremde; S 2
Ich bin zu klein, das Obſt zu pflücken, Den Stock der ſchweren Traube zu entkleiden, Mit der Senſe das goldne Korn zu ſchneiden, Dazu will ich den Herbſt Euch ſchicken. Ich liebe das Spielen, bin nur ein Kind Und nicht zur ernſten Arbeit geſinnt; Doch wenn Ihr des Winters überdrüßig ſeid, Dann komm ich zurück zu Eurer Freud. Die Blumen, die Vögel nehm ich mit mir, Wenn Ihr erndtet und keltert, was ſollen ſie hier? Ade, ade, die Liebe iſt da, Drum iſt Euch der Frühling ewiglich nah. Ihr habt das Lied ſehr ſchön geſungen, Ihr habt ſehr Recht, ſagte der Fremde; S 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0286" n="275"/> <lg n="26"> <l>Ich bin zu klein, das Obſt zu pflücken,</l><lb/> <l>Den Stock der ſchweren Traube zu entkleiden,</l><lb/> <l>Mit der Senſe das goldne Korn zu ſchneiden,</l><lb/> <l>Dazu will ich den Herbſt Euch ſchicken.</l><lb/> </lg> <lg n="27"> <l>Ich liebe das Spielen, bin nur ein Kind</l><lb/> <l>Und nicht zur ernſten Arbeit geſinnt;</l><lb/> <l>Doch wenn Ihr des Winters überdrüßig ſeid,</l><lb/> <l>Dann komm ich zurück zu Eurer Freud.</l><lb/> <l>Die Blumen, die Vögel nehm ich mit mir,</l><lb/> <l>Wenn Ihr erndtet und keltert, was ſollen ſie hier?</l><lb/> <l>Ade, ade, die Liebe iſt da,</l><lb/> <l>Drum iſt Euch der Frühling ewiglich nah.</l><lb/> </lg> </lg> <p>Ihr habt das Lied ſehr ſchön geſungen,<lb/> ſagte Vanſen, aber es iſt wahr, daß man<lb/> es mit dem Texte nicht ſo genau nehmen<lb/> muß, denn das Letzte hängt gar nicht mit<lb/> dem Erſten zuſamnen.</p><lb/> <p>Ihr habt ſehr Recht, ſagte der Fremde;<lb/> indeſſen Ihr kennt das Sprichwort: Ein<lb/> Schelm giebts beſſer als er es hat.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">S 2<lb/></fw> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [275/0286]
Ich bin zu klein, das Obſt zu pflücken,
Den Stock der ſchweren Traube zu entkleiden,
Mit der Senſe das goldne Korn zu ſchneiden,
Dazu will ich den Herbſt Euch ſchicken.
Ich liebe das Spielen, bin nur ein Kind
Und nicht zur ernſten Arbeit geſinnt;
Doch wenn Ihr des Winters überdrüßig ſeid,
Dann komm ich zurück zu Eurer Freud.
Die Blumen, die Vögel nehm ich mit mir,
Wenn Ihr erndtet und keltert, was ſollen ſie hier?
Ade, ade, die Liebe iſt da,
Drum iſt Euch der Frühling ewiglich nah.
Ihr habt das Lied ſehr ſchön geſungen,
ſagte Vanſen, aber es iſt wahr, daß man
es mit dem Texte nicht ſo genau nehmen
muß, denn das Letzte hängt gar nicht mit
dem Erſten zuſamnen.
Ihr habt ſehr Recht, ſagte der Fremde;
indeſſen Ihr kennt das Sprichwort: Ein
Schelm giebts beſſer als er es hat.
S 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |