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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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mit Euch glücklich und alle meine Wünsche
sind erfüllt.

Franz war heftig bewegt, er dankte in
den wärmsten Ausdrücken dem Kaufmanne
für sein Wohlwollen, er bat ihn, noch jetzt
keine entscheidende Antwort zu verlangen
und sein Zögern nicht übel zu deuten. Er
verließ ihn, und schweifte mit tausend Vor¬
stellungen durch die Straßen umher. So
nahe auf ihn zu war das wirkliche Leben
noch nie getreten, um sein inneres poeti¬
sches zu verdrängen; er fühlte sich angezo¬
gen und zurückgestoßen, das schöne Bild
seiner Phantasie stand bald ganz hell vor
ihm, bald rückte es tief in den Hintergrund
hinab. Hier bot sich ihm eine sichre Zukunft
an, ganz unverhoft, eine Lebensweise, wie
sie immer sein Wunsch gewesen war, und
man forderte nichts weiter von ihm, als ei¬
nen Schatten, ein Traumbild aufzuopfern,

mit Euch glücklich und alle meine Wünſche
ſind erfüllt.

Franz war heftig bewegt, er dankte in
den wärmſten Ausdrücken dem Kaufmanne
für ſein Wohlwollen, er bat ihn, noch jetzt
keine entſcheidende Antwort zu verlangen
und ſein Zögern nicht übel zu deuten. Er
verließ ihn, und ſchweifte mit tauſend Vor¬
ſtellungen durch die Straßen umher. So
nahe auf ihn zu war das wirkliche Leben
noch nie getreten, um ſein inneres poeti¬
ſches zu verdrängen; er fühlte ſich angezo¬
gen und zurückgeſtoßen, das ſchöne Bild
ſeiner Phantaſie ſtand bald ganz hell vor
ihm, bald rückte es tief in den Hintergrund
hinab. Hier bot ſich ihm eine ſichre Zukunft
an, ganz unverhoft, eine Lebensweiſe, wie
ſie immer ſein Wunſch geweſen war, und
man forderte nichts weiter von ihm, als ei¬
nen Schatten, ein Traumbild aufzuopfern,

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[356/0367] mit Euch glücklich und alle meine Wünſche ſind erfüllt. Franz war heftig bewegt, er dankte in den wärmſten Ausdrücken dem Kaufmanne für ſein Wohlwollen, er bat ihn, noch jetzt keine entſcheidende Antwort zu verlangen und ſein Zögern nicht übel zu deuten. Er verließ ihn, und ſchweifte mit tauſend Vor¬ ſtellungen durch die Straßen umher. So nahe auf ihn zu war das wirkliche Leben noch nie getreten, um ſein inneres poeti¬ ſches zu verdrängen; er fühlte ſich angezo¬ gen und zurückgeſtoßen, das ſchöne Bild ſeiner Phantaſie ſtand bald ganz hell vor ihm, bald rückte es tief in den Hintergrund hinab. Hier bot ſich ihm eine ſichre Zukunft an, ganz unverhoft, eine Lebensweiſe, wie ſie immer ſein Wunſch geweſen war, und man forderte nichts weiter von ihm, als ei¬ nen Schatten, ein Traumbild aufzuopfern,

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/367>, abgerufen am 15.05.2024.