springen. Ich sah nun wieder den Unter¬ schied unter uns beiden, wie mich der reiche Vater verachten müße, wie ich in meinem Stande so nichts gegen ihn sei. Nun hörte ich noch dazu, Sara würde bald verheira¬ thet werden; ach! und es geschieht auch ge¬ wiß. Was soll ich anfangen? Mein Hand¬ werk war mir ein Abscheu, alles, worauf ich mich sonst wohl freuen konnte, Meister zu werden und bei Gelegenheit eine künst¬ liche Arbeit, einen Springbrunnen, Gitter¬ werk, oder dergleichen zu unternehmen, kam mir nun kläglich vor. Ich wußte gar nicht, was ich in der Welt sollte. Ein Mahler zu werden, dazu bin ich nun zu alt; die Sara darf ich nicht sehen, nichts hoffen, so geh' ich zu Grunde. Alles das zusammen hat mich so krank und schwach gemacht, daß ich bald zu sterben hoffe.
Franz sagte weinend: Nein, das dürft
ſpringen. Ich ſah nun wieder den Unter¬ ſchied unter uns beiden, wie mich der reiche Vater verachten müße, wie ich in meinem Stande ſo nichts gegen ihn ſei. Nun hörte ich noch dazu, Sara würde bald verheira¬ thet werden; ach! und es geſchieht auch ge¬ wiß. Was ſoll ich anfangen? Mein Hand¬ werk war mir ein Abſcheu, alles, worauf ich mich ſonſt wohl freuen konnte, Meiſter zu werden und bei Gelegenheit eine künſt¬ liche Arbeit, einen Springbrunnen, Gitter¬ werk, oder dergleichen zu unternehmen, kam mir nun kläglich vor. Ich wußte gar nicht, was ich in der Welt ſollte. Ein Mahler zu werden, dazu bin ich nun zu alt; die Sara darf ich nicht ſehen, nichts hoffen, ſo geh' ich zu Grunde. Alles das zuſammen hat mich ſo krank und ſchwach gemacht, daß ich bald zu ſterben hoffe.
Franz ſagte weinend: Nein, das dürft
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ſpringen. Ich ſah nun wieder den Unter¬
ſchied unter uns beiden, wie mich der reiche
Vater verachten müße, wie ich in meinem
Stande ſo nichts gegen ihn ſei. Nun hörte
ich noch dazu, Sara würde bald verheira¬
thet werden; ach! und es geſchieht auch ge¬
wiß. Was ſoll ich anfangen? Mein Hand¬
werk war mir ein Abſcheu, alles, worauf
ich mich ſonſt wohl freuen konnte, Meiſter
zu werden und bei Gelegenheit eine künſt¬
liche Arbeit, einen Springbrunnen, Gitter¬
werk, oder dergleichen zu unternehmen, kam
mir nun kläglich vor. Ich wußte gar nicht,
was ich in der Welt ſollte. Ein Mahler zu
werden, dazu bin ich nun zu alt; die Sara
darf ich nicht ſehen, nichts hoffen, ſo geh'
ich zu Grunde. Alles das zuſammen hat
mich ſo krank und ſchwach gemacht, daß ich
bald zu ſterben hoffe.
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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/376>, abgerufen am 24.11.2024.
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