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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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Mannes, meines theuren Albrechts? rief der
Alte wie entzückt aus, o so seyd mir von
Herzen willkommen! Er umarmte mit die¬
sen Worten den jungen Mann, der nun
seine schmerzliche Freude nicht mehr mäßigen
konnte, laut schluchzte und ihm alles er¬
zählte.

Der Greis tröstete ihn, und beide setzten
sich. O wie oft, sagte der alte Mann, ha¬
be ich mich an den überaus köstlichen Wer¬
ken dieses wahrhaft einzigen Mannes er¬
götzt, als meine Augen noch in ihrer Kraft
waren! Wie oft hat nur er mich über alles
Unglück dieser Erde getröstet! O wenn ich
ihn doch einmahl wieder sehen könnte!

Franz vergaß nun, daß er noch vor
Sonnenuntergang hatte die Stadt verlas¬
sen wollen; er blieb gern, als ihn der Alte
zum Abendessen bat. Bis spät in die Nacht
mußte er ihm von Albrechts Werken, von

Mannes, meines theuren Albrechts? rief der
Alte wie entzückt aus, o ſo ſeyd mir von
Herzen willkommen! Er umarmte mit die¬
ſen Worten den jungen Mann, der nun
ſeine ſchmerzliche Freude nicht mehr mäßigen
konnte, laut ſchluchzte und ihm alles er¬
zählte.

Der Greis tröſtete ihn, und beide ſetzten
ſich. O wie oft, ſagte der alte Mann, ha¬
be ich mich an den überaus köſtlichen Wer¬
ken dieſes wahrhaft einzigen Mannes er¬
götzt, als meine Augen noch in ihrer Kraft
waren! Wie oft hat nur er mich über alles
Unglück dieſer Erde getröſtet! O wenn ich
ihn doch einmahl wieder ſehen könnte!

Franz vergaß nun, daß er noch vor
Sonnenuntergang hatte die Stadt verlaſ¬
ſen wollen; er blieb gern, als ihn der Alte
zum Abendeſſen bat. Bis ſpät in die Nacht
mußte er ihm von Albrechts Werken, von

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[66/0077] Mannes, meines theuren Albrechts? rief der Alte wie entzückt aus, o ſo ſeyd mir von Herzen willkommen! Er umarmte mit die¬ ſen Worten den jungen Mann, der nun ſeine ſchmerzliche Freude nicht mehr mäßigen konnte, laut ſchluchzte und ihm alles er¬ zählte. Der Greis tröſtete ihn, und beide ſetzten ſich. O wie oft, ſagte der alte Mann, ha¬ be ich mich an den überaus köſtlichen Wer¬ ken dieſes wahrhaft einzigen Mannes er¬ götzt, als meine Augen noch in ihrer Kraft waren! Wie oft hat nur er mich über alles Unglück dieſer Erde getröſtet! O wenn ich ihn doch einmahl wieder ſehen könnte! Franz vergaß nun, daß er noch vor Sonnenuntergang hatte die Stadt verlaſ¬ ſen wollen; er blieb gern, als ihn der Alte zum Abendeſſen bat. Bis ſpät in die Nacht mußte er ihm von Albrechts Werken, von

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/77>, abgerufen am 21.11.2024.