dawider gesaget zu haben. Nur dünket es mich, man lasse den Schriftsteller und die Besitzer der ersten Edition noch immer zu sehr dabey aus den Augen. Denn gesetzt, ein Buchhändler verkaufe ein Werk zu theuer und sey daher der Züchtigung des Nachdrucks werth: was können denn der Autor und die Besitzer der ersten Auflage dafür? Und diese müssen doch mit darunter leiden; wovon gegenwärtige Auflage wieder ein Beweis ist.
Der vierte Nachdruck dieser Abendandachten ward öffentlich angekündiget, und das Gewissen aller dieser Nach- drucker mag es entscheiden, ob es aus Nächstenliebe und zur Ausbreitung göttlichen Worts geschehen sey? Der rechtmäßige Verleger mußte also seinem Verlag einen Vor- zug zu geben suchen. Ich konte es ihm nicht verdenken und durfte ihm Zusätze und Verbesserungen, so ungern ich es that, nicht abschlagen. Zu diesem meinem Wider- willen kam noch meine gegenwärtige Lage. Denn, da ich durch Gottes Regierung seit einem halben Jahre ein neues und weitläuftiges Amt zu verwalten habe, welches anfangs viele Zerstreuungen und aufgehäufte Arbeiten mit sich führ- te: so ward mir die Besorgung einer verbesserten Auflage jetzt sehr lästig. Dazu noch kam, daß ich zu gleicher Zeit eine neue Ausgabe meiner moralischen Reden veranstalten mußte. Aber, was hilft alles Klagen? Die Besitzer der vorigen Ausgaben klagen nebst dem Herrn Verleger und
mir,
Vorrede
dawider geſaget zu haben. Nur duͤnket es mich, man laſſe den Schriftſteller und die Beſitzer der erſten Edition noch immer zu ſehr dabey aus den Augen. Denn geſetzt, ein Buchhaͤndler verkaufe ein Werk zu theuer und ſey daher der Zuͤchtigung des Nachdrucks werth: was koͤnnen denn der Autor und die Beſitzer der erſten Auflage dafuͤr? Und dieſe muͤſſen doch mit darunter leiden; wovon gegenwaͤrtige Auflage wieder ein Beweis iſt.
Der vierte Nachdruck dieſer Abendandachten ward oͤffentlich angekuͤndiget, und das Gewiſſen aller dieſer Nach- drucker mag es entſcheiden, ob es aus Naͤchſtenliebe und zur Ausbreitung goͤttlichen Worts geſchehen ſey? Der rechtmaͤßige Verleger mußte alſo ſeinem Verlag einen Vor- zug zu geben ſuchen. Ich konte es ihm nicht verdenken und durfte ihm Zuſaͤtze und Verbeſſerungen, ſo ungern ich es that, nicht abſchlagen. Zu dieſem meinem Wider- willen kam noch meine gegenwaͤrtige Lage. Denn, da ich durch Gottes Regierung ſeit einem halben Jahre ein neues und weitlaͤuftiges Amt zu verwalten habe, welches anfangs viele Zerſtreuungen und aufgehaͤufte Arbeiten mit ſich fuͤhr- te: ſo ward mir die Beſorgung einer verbeſſerten Auflage jetzt ſehr laͤſtig. Dazu noch kam, daß ich zu gleicher Zeit eine neue Ausgabe meiner moraliſchen Reden veranſtalten mußte. Aber, was hilft alles Klagen? Die Beſitzer der vorigen Ausgaben klagen nebſt dem Herrn Verleger und
mir,
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Vorrede
dawider geſaget zu haben. Nur duͤnket es mich, man laſſe
den Schriftſteller und die Beſitzer der erſten Edition noch
immer zu ſehr dabey aus den Augen. Denn geſetzt, ein
Buchhaͤndler verkaufe ein Werk zu theuer und ſey daher der
Zuͤchtigung des Nachdrucks werth: was koͤnnen denn der
Autor und die Beſitzer der erſten Auflage dafuͤr? Und
dieſe muͤſſen doch mit darunter leiden; wovon gegenwaͤrtige
Auflage wieder ein Beweis iſt.
Der vierte Nachdruck dieſer Abendandachten ward
oͤffentlich angekuͤndiget, und das Gewiſſen aller dieſer Nach-
drucker mag es entſcheiden, ob es aus Naͤchſtenliebe und
zur Ausbreitung goͤttlichen Worts geſchehen ſey? Der
rechtmaͤßige Verleger mußte alſo ſeinem Verlag einen Vor-
zug zu geben ſuchen. Ich konte es ihm nicht verdenken
und durfte ihm Zuſaͤtze und Verbeſſerungen, ſo ungern ich
es that, nicht abſchlagen. Zu dieſem meinem Wider-
willen kam noch meine gegenwaͤrtige Lage. Denn, da ich
durch Gottes Regierung ſeit einem halben Jahre ein neues
und weitlaͤuftiges Amt zu verwalten habe, welches anfangs
viele Zerſtreuungen und aufgehaͤufte Arbeiten mit ſich fuͤhr-
te: ſo ward mir die Beſorgung einer verbeſſerten Auflage
jetzt ſehr laͤſtig. Dazu noch kam, daß ich zu gleicher Zeit
eine neue Ausgabe meiner moraliſchen Reden veranſtalten
mußte. Aber, was hilft alles Klagen? Die Beſitzer der
vorigen Ausgaben klagen nebſt dem Herrn Verleger und
mir,
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Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2023-05-24T12:24:22Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tiede_unterhaltungen01_1775/11>, abgerufen am 21.11.2024.
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