Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775.

Bild:
<< vorherige Seite

Der 6te Februar.
hat Ursache, über den Druck, worunter er lebt, und über di[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
meintliche Verzögerung göttlicher Verheissungen zu weinen.
Türk, noch mehr aber der Freigeist haben so alberne Begriffe
der Majestät und Heiligkeit Gottes, daß von ihnen kein re[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Lob Gottes erwartet werden darf. Da stehen wir Glückli[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
wir Erstgebornen des Allerhöchsten denn allein vor den Augen[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Himmels, der auf uns so vorzüglich herab sieht! Noch ein[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
wenn wir Getaufte unsern Gott und Vater nicht lieben und [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
nigst preisen wollen, so muß das Anrufen junger Raben uns [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
schämen; und ihr Krächzen ist harmonischer, als alle unsre Ope[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Unchristlichen Nationen gab Gott, so zu reden, nur Wasser u[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Brod: uns aber gab er das Blut Jesu; erlaubte uns, un[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Brod und Wein den Leib und das Blut Christi im heiligen Aben[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
mal zu geniessen, und lud uns freundlich durch seine nähere Offe[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
barung zum Himmel ein.

Ehe soll die Zunge an meinem Gaum kleben, ehe ich schwei[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
gen, und den Dank ersticken will, der meinem in Christo sich über
mich erbarmenden Gotte gebührt. Baals Pfaffen mögen um
ihren Götzen hinken, Religionsspötter mit Gebet und Gottesdienst
scherzen: ich liege im Staube vor dir, lebendiger Gott! Jch bete
dich an im Geist und in der Wahrheit: denn so hat mich Jesus
beten gelehrt. Mein Dank, mein Lobgesang sind so rein und
göttlich, daß Engel vor deinem Throne sie mitsingen können: denn
so hat mich Jesus danken gelehrt. Wenn alle Unchristen, bei
Erblickung deiner Strafgerichte und des Todes, die Flucht neh-
men müssen: so stehe ich auf Golgatha unbeweglich, und trotze
selbst der Hölle. Jch fühle, ich fühle mein Glück, daß ich den
Sohn Gottes meinen Bruder, und den Allerhöchsten meinen Va-
ter nennen darf. Dieser edle Gedanke lehre mich das Jrdische
immer gleichgültiger ansehen. Jch will ihn denken, bis ich jetzt,
und bis ich im Tode entschlafe. Ewiges Lob sey dir, lebendiger
Sohn Gottes! ich darf, ich will nicht stumm seyn, denn ich bin
ein Christ.

Der

Der 6te Februar.
hat Urſache, uͤber den Druck, worunter er lebt, und uͤber di[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
meintliche Verzoͤgerung goͤttlicher Verheiſſungen zu weinen.
Tuͤrk, noch mehr aber der Freigeiſt haben ſo alberne Begriffe
der Majeſtaͤt und Heiligkeit Gottes, daß von ihnen kein re[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
Lob Gottes erwartet werden darf. Da ſtehen wir Gluͤckli[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
wir Erſtgebornen des Allerhoͤchſten denn allein vor den Augen[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
Himmels, der auf uns ſo vorzuͤglich herab ſieht! Noch ein[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
wenn wir Getaufte unſern Gott und Vater nicht lieben und [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
nigſt preiſen wollen, ſo muß das Anrufen junger Raben uns [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
ſchaͤmen; und ihr Kraͤchzen iſt harmoniſcher, als alle unſre Ope[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
Unchriſtlichen Nationen gab Gott, ſo zu reden, nur Waſſer u[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
Brod: uns aber gab er das Blut Jeſu; erlaubte uns, un[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
Brod und Wein den Leib und das Blut Chriſti im heiligen Aben[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
mal zu genieſſen, und lud uns freundlich durch ſeine naͤhere Offe[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
barung zum Himmel ein.

Ehe ſoll die Zunge an meinem Gaum kleben, ehe ich ſchwei[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
gen, und den Dank erſticken will, der meinem in Chriſto ſich uͤber
mich erbarmenden Gotte gebuͤhrt. Baals Pfaffen moͤgen um
ihren Goͤtzen hinken, Religionsſpoͤtter mit Gebet und Gottesdienſt
ſcherzen: ich liege im Staube vor dir, lebendiger Gott! Jch bete
dich an im Geiſt und in der Wahrheit: denn ſo hat mich Jeſus
beten gelehrt. Mein Dank, mein Lobgeſang ſind ſo rein und
goͤttlich, daß Engel vor deinem Throne ſie mitſingen koͤnnen: denn
ſo hat mich Jeſus danken gelehrt. Wenn alle Unchriſten, bei
Erblickung deiner Strafgerichte und des Todes, die Flucht neh-
men muͤſſen: ſo ſtehe ich auf Golgatha unbeweglich, und trotze
ſelbſt der Hoͤlle. Jch fuͤhle, ich fuͤhle mein Gluͤck, daß ich den
Sohn Gottes meinen Bruder, und den Allerhoͤchſten meinen Va-
ter nennen darf. Dieſer edle Gedanke lehre mich das Jrdiſche
immer gleichguͤltiger anſehen. Jch will ihn denken, bis ich jetzt,
und bis ich im Tode entſchlafe. Ewiges Lob ſey dir, lebendiger
Sohn Gottes! ich darf, ich will nicht ſtumm ſeyn, denn ich bin
ein Chriſt.

Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0115" n="78[108]"/><fw place="top" type="header">Der 6<hi rendition="#sup">te</hi> Februar.</fw><lb/>
hat Ur&#x017F;ache, u&#x0364;ber den Druck, worunter er lebt, und u&#x0364;ber di<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/>
meintliche Verzo&#x0364;gerung go&#x0364;ttlicher Verhei&#x017F;&#x017F;ungen zu weinen.<lb/>
Tu&#x0364;rk, noch mehr aber der Freigei&#x017F;t haben &#x017F;o alberne Begriffe<lb/>
der Maje&#x017F;ta&#x0364;t und Heiligkeit Gottes, daß von ihnen kein re<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/>
Lob Gottes erwartet werden darf. Da &#x017F;tehen wir Glu&#x0364;ckli<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/>
wir Er&#x017F;tgebornen des Allerho&#x0364;ch&#x017F;ten denn allein vor den Augen<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/>
Himmels, der auf uns &#x017F;o vorzu&#x0364;glich herab &#x017F;ieht! Noch ein<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/>
wenn wir Getaufte un&#x017F;ern Gott und Vater nicht lieben und <gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/>
nig&#x017F;t prei&#x017F;en wollen, &#x017F;o muß das Anrufen junger Raben uns <gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/>
&#x017F;cha&#x0364;men; und ihr Kra&#x0364;chzen i&#x017F;t harmoni&#x017F;cher, als alle un&#x017F;re Ope<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/>
Unchri&#x017F;tlichen Nationen gab Gott, &#x017F;o zu reden, nur Wa&#x017F;&#x017F;er u<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/>
Brod: uns aber gab er das Blut Je&#x017F;u; erlaubte uns, un<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/>
Brod und Wein den Leib und das Blut Chri&#x017F;ti im heiligen Aben<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/>
mal zu genie&#x017F;&#x017F;en, und lud uns freundlich durch &#x017F;eine na&#x0364;here Offe<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/>
barung zum Himmel ein.</p><lb/>
            <p>Ehe &#x017F;oll die Zunge an meinem Gaum kleben, ehe ich &#x017F;chwei<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/>
gen, und den Dank er&#x017F;ticken will, der meinem in Chri&#x017F;to &#x017F;ich u&#x0364;ber<lb/>
mich erbarmenden Gotte gebu&#x0364;hrt. Baals Pfaffen mo&#x0364;gen um<lb/>
ihren Go&#x0364;tzen hinken, Religions&#x017F;po&#x0364;tter mit Gebet und Gottesdien&#x017F;t<lb/>
&#x017F;cherzen: ich liege im Staube vor dir, lebendiger Gott! Jch bete<lb/>
dich an im Gei&#x017F;t und in der Wahrheit: denn &#x017F;o hat mich Je&#x017F;us<lb/>
beten gelehrt. Mein Dank, mein Lobge&#x017F;ang &#x017F;ind &#x017F;o rein und<lb/>
go&#x0364;ttlich, daß Engel vor deinem Throne &#x017F;ie mit&#x017F;ingen ko&#x0364;nnen: denn<lb/>
&#x017F;o hat mich Je&#x017F;us danken gelehrt. Wenn alle Unchri&#x017F;ten, bei<lb/>
Erblickung deiner Strafgerichte und des Todes, die Flucht neh-<lb/>
men mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en: &#x017F;o &#x017F;tehe ich auf Golgatha unbeweglich, und trotze<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t der Ho&#x0364;lle. Jch fu&#x0364;hle, ich fu&#x0364;hle mein Glu&#x0364;ck, daß ich den<lb/>
Sohn Gottes meinen Bruder, und den Allerho&#x0364;ch&#x017F;ten meinen Va-<lb/>
ter nennen darf. Die&#x017F;er edle Gedanke lehre mich das Jrdi&#x017F;che<lb/>
immer gleichgu&#x0364;ltiger an&#x017F;ehen. Jch will ihn denken, bis ich jetzt,<lb/>
und bis ich im Tode ent&#x017F;chlafe. Ewiges Lob &#x017F;ey dir, lebendiger<lb/>
Sohn Gottes! ich darf, ich will nicht &#x017F;tumm &#x017F;eyn, denn ich bin<lb/>
ein Chri&#x017F;t.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[78[108]/0115] Der 6te Februar. hat Urſache, uͤber den Druck, worunter er lebt, und uͤber di_ meintliche Verzoͤgerung goͤttlicher Verheiſſungen zu weinen. Tuͤrk, noch mehr aber der Freigeiſt haben ſo alberne Begriffe der Majeſtaͤt und Heiligkeit Gottes, daß von ihnen kein re_ Lob Gottes erwartet werden darf. Da ſtehen wir Gluͤckli_ wir Erſtgebornen des Allerhoͤchſten denn allein vor den Augen_ Himmels, der auf uns ſo vorzuͤglich herab ſieht! Noch ein_ wenn wir Getaufte unſern Gott und Vater nicht lieben und _ nigſt preiſen wollen, ſo muß das Anrufen junger Raben uns _ ſchaͤmen; und ihr Kraͤchzen iſt harmoniſcher, als alle unſre Ope_ Unchriſtlichen Nationen gab Gott, ſo zu reden, nur Waſſer u_ Brod: uns aber gab er das Blut Jeſu; erlaubte uns, un_ Brod und Wein den Leib und das Blut Chriſti im heiligen Aben_ mal zu genieſſen, und lud uns freundlich durch ſeine naͤhere Offe_ barung zum Himmel ein. Ehe ſoll die Zunge an meinem Gaum kleben, ehe ich ſchwei_ gen, und den Dank erſticken will, der meinem in Chriſto ſich uͤber mich erbarmenden Gotte gebuͤhrt. Baals Pfaffen moͤgen um ihren Goͤtzen hinken, Religionsſpoͤtter mit Gebet und Gottesdienſt ſcherzen: ich liege im Staube vor dir, lebendiger Gott! Jch bete dich an im Geiſt und in der Wahrheit: denn ſo hat mich Jeſus beten gelehrt. Mein Dank, mein Lobgeſang ſind ſo rein und goͤttlich, daß Engel vor deinem Throne ſie mitſingen koͤnnen: denn ſo hat mich Jeſus danken gelehrt. Wenn alle Unchriſten, bei Erblickung deiner Strafgerichte und des Todes, die Flucht neh- men muͤſſen: ſo ſtehe ich auf Golgatha unbeweglich, und trotze ſelbſt der Hoͤlle. Jch fuͤhle, ich fuͤhle mein Gluͤck, daß ich den Sohn Gottes meinen Bruder, und den Allerhoͤchſten meinen Va- ter nennen darf. Dieſer edle Gedanke lehre mich das Jrdiſche immer gleichguͤltiger anſehen. Jch will ihn denken, bis ich jetzt, und bis ich im Tode entſchlafe. Ewiges Lob ſey dir, lebendiger Sohn Gottes! ich darf, ich will nicht ſtumm ſeyn, denn ich bin ein Chriſt. Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2023-05-24T12:24:22Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tiede_unterhaltungen01_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tiede_unterhaltungen01_1775/115
Zitationshilfe: Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775, S. 78[108]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tiede_unterhaltungen01_1775/115>, abgerufen am 21.11.2024.