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Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775.

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Der 7te Februar.
Hand ergreifen, und so den Weg zum Vaterlande gemeins[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
lich fortsetzen. Diese Gattung von Almosen wird am Tag[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Gerichts mehr gelten, als tausend Centner ausgetheiltes [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
und als schön erbauete Spitäler.

Da ruft, (o! mögte Gott es geben!)
Vleleicht auch mir ein Selger zu:
Heil sey dir! denn du hast mein Leben,
Die Seele mir gerettet, du!
O Gott! wie muß dis Glück erfreun,
Der Retter einer Seele seyn!

Aber wie? wenn alsdann Kinder aufträten, denen ich [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Aergerniß, und die erste Reizung zu jener Sünde gab, die sie [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
halbes Jahrhundert nachher fortsetzten, und um deren willen [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
nun verdammet werden! Wie, wenn eine einzige Stimme [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
schallte, daß ich ein Verführer gewesen sey, und das Christe[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
thum verächtlich gemacht habe! Wie, wenn mein Freund wid[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
mich zeugte und riefe:

Verflucht seyst du, du hast mein Leben,
Die Seele mir getödtet, du!

Jch zittre, wenn ich diesen Gedanken lange nachhänge. Abe[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
laß mich, zukünftiger Richter! lieber hier erzittern, als dort[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Jch will es schamroth bekennen, daß die Erbauung meines Näch-
sten durch Worte und noch weniger durch meinen Wandel, bis
hieher nicht pflichtmäßig von mir geschehen sey. Jch will mich
anklagen, auf daß du, Herr Jesu! mich lossprechen könnest!
Aufrichtige Anklage setzet aber auch Vorschmack zur Besserung vor-
aus. Ja! ich will mich bessern; Herr! ich will: gib selber das
Vollbringen. Jch will, von morgen an, nicht für die Hölle,
sondern für den Himmel werben. Man soll, ohne daß ich sie
zur Schau trage, meine gute Werke sehen, und den Vater im
Himmel darüber preisen.

Der

Der 7te Februar.
Hand ergreifen, und ſo den Weg zum Vaterlande gemeinſ[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
lich fortſetzen. Dieſe Gattung von Almoſen wird am Tag[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
Gerichts mehr gelten, als tauſend Centner ausgetheiltes [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
und als ſchoͤn erbauete Spitaͤler.

Da ruft, (o! moͤgte Gott es geben!)
Vleleicht auch mir ein Selger zu:
Heil ſey dir! denn du haſt mein Leben,
Die Seele mir gerettet, du!
O Gott! wie muß dis Gluͤck erfreun,
Der Retter einer Seele ſeyn!

Aber wie? wenn alsdann Kinder auftraͤten, denen ich [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
Aergerniß, und die erſte Reizung zu jener Suͤnde gab, die ſie [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
halbes Jahrhundert nachher fortſetzten, und um deren willen [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
nun verdammet werden! Wie, wenn eine einzige Stimme [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
ſchallte, daß ich ein Verfuͤhrer geweſen ſey, und das Chriſte[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
thum veraͤchtlich gemacht habe! Wie, wenn mein Freund wid[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
mich zeugte und riefe:

Verflucht ſeyſt du, du haſt mein Leben,
Die Seele mir getoͤdtet, du!

Jch zittre, wenn ich dieſen Gedanken lange nachhaͤnge. Abe[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
laß mich, zukuͤnftiger Richter! lieber hier erzittern, als dort[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
Jch will es ſchamroth bekennen, daß die Erbauung meines Naͤch-
ſten durch Worte und noch weniger durch meinen Wandel, bis
hieher nicht pflichtmaͤßig von mir geſchehen ſey. Jch will mich
anklagen, auf daß du, Herr Jeſu! mich losſprechen koͤnneſt!
Aufrichtige Anklage ſetzet aber auch Vorſchmack zur Beſſerung vor-
aus. Ja! ich will mich beſſern; Herr! ich will: gib ſelber das
Vollbringen. Jch will, von morgen an, nicht fuͤr die Hoͤlle,
ſondern fuͤr den Himmel werben. Man ſoll, ohne daß ich ſie
zur Schau trage, meine gute Werke ſehen, und den Vater im
Himmel daruͤber preiſen.

Der
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[80[110]/0117] Der 7te Februar. Hand ergreifen, und ſo den Weg zum Vaterlande gemeinſ_ lich fortſetzen. Dieſe Gattung von Almoſen wird am Tag_ Gerichts mehr gelten, als tauſend Centner ausgetheiltes _ und als ſchoͤn erbauete Spitaͤler. Da ruft, (o! moͤgte Gott es geben!) Vleleicht auch mir ein Selger zu: Heil ſey dir! denn du haſt mein Leben, Die Seele mir gerettet, du! O Gott! wie muß dis Gluͤck erfreun, Der Retter einer Seele ſeyn! Aber wie? wenn alsdann Kinder auftraͤten, denen ich _ Aergerniß, und die erſte Reizung zu jener Suͤnde gab, die ſie _ halbes Jahrhundert nachher fortſetzten, und um deren willen _ nun verdammet werden! Wie, wenn eine einzige Stimme _ ſchallte, daß ich ein Verfuͤhrer geweſen ſey, und das Chriſte_ thum veraͤchtlich gemacht habe! Wie, wenn mein Freund wid_ mich zeugte und riefe: Verflucht ſeyſt du, du haſt mein Leben, Die Seele mir getoͤdtet, du! Jch zittre, wenn ich dieſen Gedanken lange nachhaͤnge. Abe_ laß mich, zukuͤnftiger Richter! lieber hier erzittern, als dort_ Jch will es ſchamroth bekennen, daß die Erbauung meines Naͤch- ſten durch Worte und noch weniger durch meinen Wandel, bis hieher nicht pflichtmaͤßig von mir geſchehen ſey. Jch will mich anklagen, auf daß du, Herr Jeſu! mich losſprechen koͤnneſt! Aufrichtige Anklage ſetzet aber auch Vorſchmack zur Beſſerung vor- aus. Ja! ich will mich beſſern; Herr! ich will: gib ſelber das Vollbringen. Jch will, von morgen an, nicht fuͤr die Hoͤlle, ſondern fuͤr den Himmel werben. Man ſoll, ohne daß ich ſie zur Schau trage, meine gute Werke ſehen, und den Vater im Himmel daruͤber preiſen. Der

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Zitationshilfe: Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775, S. 80[110]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tiede_unterhaltungen01_1775/117>, abgerufen am 18.12.2024.