nicht an, Gottes Daseyn, die Auferstehung der Todten und [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] jüngste Gericht in Zweifel zu ziehen. Und hier finden wir e[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] der Hauptursachen, warum es Reichen schwer ist, ins Re[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] Gottes einzugehen. Lispelt ein Laster in deinem Herzen: tra[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] nicht! denn hörest du erst dem Gesange der Sirene aufmerksa zu; so bist du verloren! Flieh und beschäftige dich!
Müßiggänger sind eine wahre Last für ihre arbeitsamer Brüder. Nicht genung, daß diese für sie mitarbeiten müssen sie hindern selbige auch, und machen sie verdrießlich. Und weh[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] uns, wenn wir alle Zeitungen und Verläumdungen anhöre[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] müssen, welche ihre arbeitsame Zunge verbreiter! Die schmach[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] tende Langeweile jägt ihre Sklaven dann und wann von den Pol- stern auf, und treibet sie vor sich her. Sie suchen Ruhe, und finden sie nicht. Wir wundern uns oft, wie es möglich war, daß ein sonst verständiger Mensch niederträchtig sich wegwarf; aber die Langeweile löset das Räzel auf. Wir sollen unser eigen Brod essen, unser eignes Leben leben, folglich nicht blos von an- dern Menschen uns ernähren lassen, oder nach ihnen blos den- ken: sondern selbst würken.
Habe ich heut alle Minuten mit Arbeit ausgefüllt? welche Ernte säete ich aus? Löseten sich Leib und Seele treulich bei ihren Verrichtungen ab? Ich verlange jetzt Schlaf: aber nur nach gethaner Arbeit läßt es sich |gut ruhen. Für unsern Geist ins- besondere sind lange Feierstunden gefährlich. Selbst anjetzt, da mein Körper sein heutiges Tagewerk beschließt, muß jener sich noch mit dem Hinunel beschäftigen, wofern ich mich nicht ver- sündigen will. Ja, noch auf meinem Lager will ich dich denken, mein Wohlthäter! der du mir heute so viel Kraft zu meinen Ge- schäften gabst! Laß mich morgen mit neuer Stärke meinem Be- ruf obliegen! Und ach! wie wichtig ist mein Beruf: ich soll meine Seligkeit schaffen unter Furcht und Zittern!
Der
Der 11te Februar.
nicht an, Gottes Daſeyn, die Auferſtehung der Todten und [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] juͤngſte Gericht in Zweifel zu ziehen. Und hier finden wir e[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] der Haupturſachen, warum es Reichen ſchwer iſt, ins Re[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Gottes einzugehen. Liſpelt ein Laſter in deinem Herzen: tra[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] nicht! denn hoͤreſt du erſt dem Geſange der Sirene aufmerkſa zu; ſo biſt du verloren! Flieh und beſchaͤftige dich!
Muͤßiggaͤnger ſind eine wahre Laſt fuͤr ihre arbeitſamer Bruͤder. Nicht genung, daß dieſe fuͤr ſie mitarbeiten muͤſſen ſie hindern ſelbige auch, und machen ſie verdrießlich. Und weh[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] uns, wenn wir alle Zeitungen und Verlaͤumdungen anhoͤre[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] muͤſſen, welche ihre arbeitſame Zunge verbreiter! Die ſchmach[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] tende Langeweile jaͤgt ihre Sklaven dann und wann von den Pol- ſtern auf, und treibet ſie vor ſich her. Sie ſuchen Ruhe, und finden ſie nicht. Wir wundern uns oft, wie es moͤglich war, daß ein ſonſt verſtaͤndiger Menſch niedertraͤchtig ſich wegwarf; aber die Langeweile loͤſet das Raͤzel auf. Wir ſollen unſer eigen Brod eſſen, unſer eignes Leben leben, folglich nicht blos von an- dern Menſchen uns ernaͤhren laſſen, oder nach ihnen blos den- ken: ſondern ſelbſt wuͤrken.
Habe ich heut alle Minuten mit Arbeit ausgefuͤllt? welche Ernte ſaͤete ich aus? Loͤſeten ſich Leib und Seele treulich bei ihren Verrichtungen ab? Ich verlange jetzt Schlaf: aber nur nach gethaner Arbeit laͤßt es ſich |gut ruhen. Fuͤr unſern Geiſt ins- beſondere ſind lange Feierſtunden gefaͤhrlich. Selbſt anjetzt, da mein Koͤrper ſein heutiges Tagewerk beſchließt, muß jener ſich noch mit dem Hinunel beſchaͤftigen, wofern ich mich nicht ver- ſuͤndigen will. Ja, noch auf meinem Lager will ich dich denken, mein Wohlthaͤter! der du mir heute ſo viel Kraft zu meinen Ge- ſchaͤften gabſt! Laß mich morgen mit neuer Staͤrke meinem Be- ruf obliegen! Und ach! wie wichtig iſt mein Beruf: ich ſoll meine Seligkeit ſchaffen unter Furcht und Zittern!
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[88[118]/0125]
Der 11te Februar.
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Muͤßiggaͤnger ſind eine wahre Laſt fuͤr ihre arbeitſamer
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uns, wenn wir alle Zeitungen und Verlaͤumdungen anhoͤre_
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finden ſie nicht. Wir wundern uns oft, wie es moͤglich war,
daß ein ſonſt verſtaͤndiger Menſch niedertraͤchtig ſich wegwarf;
aber die Langeweile loͤſet das Raͤzel auf. Wir ſollen unſer eigen
Brod eſſen, unſer eignes Leben leben, folglich nicht blos von an-
dern Menſchen uns ernaͤhren laſſen, oder nach ihnen blos den-
ken: ſondern ſelbſt wuͤrken.
Habe ich heut alle Minuten mit Arbeit ausgefuͤllt? welche
Ernte ſaͤete ich aus? Loͤſeten ſich Leib und Seele treulich bei ihren
Verrichtungen ab? Ich verlange jetzt Schlaf: aber nur nach
gethaner Arbeit laͤßt es ſich |gut ruhen. Fuͤr unſern Geiſt ins-
beſondere ſind lange Feierſtunden gefaͤhrlich. Selbſt anjetzt, da
mein Koͤrper ſein heutiges Tagewerk beſchließt, muß jener ſich
noch mit dem Hinunel beſchaͤftigen, wofern ich mich nicht ver-
ſuͤndigen will. Ja, noch auf meinem Lager will ich dich denken,
mein Wohlthaͤter! der du mir heute ſo viel Kraft zu meinen Ge-
ſchaͤften gabſt! Laß mich morgen mit neuer Staͤrke meinem Be-
ruf obliegen! Und ach! wie wichtig iſt mein Beruf: ich ſoll meine
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Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2023-05-24T12:24:22Z)
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Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775, S. 88[118]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tiede_unterhaltungen01_1775/125>, abgerufen am 16.02.2025.
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