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Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775.

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Der 4te März.

Es ist mir lieb, daß du mich gedemütiget hast, da[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
deine Rechte lerne. Ich bin überzeugt, daß du, mein [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
die Welt regierst. Trübsal habe ich verdient und es ist m[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
samer als Wohlleben. Kein Mensch kan stürmen, do[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
oder mich unglücklich machen.

Du, du regierst; bist Weisheit, Lieb und Stärke.
Du, Herr! erbarmst dich aller deiner Werke.
Was zag ich einen Augenblick?
Du bist mein Gott und wilst mein Glück.

Nur halb würde ich mich kennen, und meine Kräfte w[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
den sich, wie ein unbeschwerter Magnet verringern, wenn ich kei[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Lasten trüge. Ja, ich muß dein Kind seyn, weil du mich zü[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
tigest. Ich will mich, wie Paulus, meiner Schwachheit od[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Leiden rühmen; denn sie machen mich meinem Erlöser ähnlich[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Das weiß ich gewiß, daß du keinen Gefallen an Thränen hast[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
wenn nichts Gutes daraus hervorsprossen kan. Du hast mir nicht[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
viel gute Tage auf Erden verheissen: es wäre folglich unver-
schämt, wenn ich sie dennoch fodern, und anders in den Himmel
eingehen wolte, als meine grossen Vorgänger im Christenthum.
Beten will ich demnach und leiden. Vater! (denn das bleibst
du mir in Ewigkeit!) schenk mir Geduld und Kraft. Schon
fühle ich Linderung. O! welche Ehre unter den Augen Gottes
zu kämpfen!

Die Wahl zwischen den Trostgründen des Gottlosen und
Frommen kan mir nicht schwer seyn. Hier bin ich, gütigster
Vater! lege auf: aber hilf mir auch tragen, sonst sink ich zu Bo-
den. Bis hieher hast du treulich geholfen. Der heutige Tag
mit seiner eignen Plage ist auch überstanden. Leidender Heiland!
unter deiner Führung werde ich auch die noch folgenden überstehn!

Der
Der 4te Maͤrz.

Es iſt mir lieb, daß du mich gedemuͤtiget haſt, da[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
deine Rechte lerne. Ich bin uͤberzeugt, daß du, mein [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
die Welt regierſt. Truͤbſal habe ich verdient und es iſt m[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
ſamer als Wohlleben. Kein Menſch kan ſtuͤrmen, do[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
oder mich ungluͤcklich machen.

Du, du regierſt; biſt Weisheit, Lieb und Staͤrke.
Du, Herr! erbarmſt dich aller deiner Werke.
Was zag ich einen Augenblick?
Du biſt mein Gott und wilſt mein Gluͤck.

Nur halb wuͤrde ich mich kennen, und meine Kraͤfte w[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
den ſich, wie ein unbeſchwerter Magnet verringern, wenn ich kei[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
Laſten truͤge. Ja, ich muß dein Kind ſeyn, weil du mich zuͤ[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
tigeſt. Ich will mich, wie Paulus, meiner Schwachheit od[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
Leiden ruͤhmen; denn ſie machen mich meinem Erloͤſer aͤhnlich[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
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viel gute Tage auf Erden verheiſſen: es waͤre folglich unver-
ſchaͤmt, wenn ich ſie dennoch fodern, und anders in den Himmel
eingehen wolte, als meine groſſen Vorgaͤnger im Chriſtenthum.
Beten will ich demnach und leiden. Vater! (denn das bleibſt
du mir in Ewigkeit!) ſchenk mir Geduld und Kraft. Schon
fuͤhle ich Linderung. O! welche Ehre unter den Augen Gottes
zu kaͤmpfen!

Die Wahl zwiſchen den Troſtgruͤnden des Gottloſen und
Frommen kan mir nicht ſchwer ſeyn. Hier bin ich, guͤtigſter
Vater! lege auf: aber hilf mir auch tragen, ſonſt ſink ich zu Bo-
den. Bis hieher haſt du treulich geholfen. Der heutige Tag
mit ſeiner eignen Plage iſt auch uͤberſtanden. Leidender Heiland!
unter deiner Fuͤhrung werde ich auch die noch folgenden uͤberſtehn!

Der
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[134[164]/0171] Der 4te Maͤrz. Es iſt mir lieb, daß du mich gedemuͤtiget haſt, da_ deine Rechte lerne. Ich bin uͤberzeugt, daß du, mein _ die Welt regierſt. Truͤbſal habe ich verdient und es iſt m_ ſamer als Wohlleben. Kein Menſch kan ſtuͤrmen, do_ oder mich ungluͤcklich machen. Du, du regierſt; biſt Weisheit, Lieb und Staͤrke. Du, Herr! erbarmſt dich aller deiner Werke. Was zag ich einen Augenblick? Du biſt mein Gott und wilſt mein Gluͤck. Nur halb wuͤrde ich mich kennen, und meine Kraͤfte w_ den ſich, wie ein unbeſchwerter Magnet verringern, wenn ich kei_ Laſten truͤge. Ja, ich muß dein Kind ſeyn, weil du mich zuͤ_ tigeſt. Ich will mich, wie Paulus, meiner Schwachheit od_ Leiden ruͤhmen; denn ſie machen mich meinem Erloͤſer aͤhnlich_ Das weiß ich gewiß, daß du keinen Gefallen an Thraͤnen haſt_ wenn nichts Gutes daraus hervorſproſſen kan. Du haſt mir nicht_ viel gute Tage auf Erden verheiſſen: es waͤre folglich unver- ſchaͤmt, wenn ich ſie dennoch fodern, und anders in den Himmel eingehen wolte, als meine groſſen Vorgaͤnger im Chriſtenthum. Beten will ich demnach und leiden. Vater! (denn das bleibſt du mir in Ewigkeit!) ſchenk mir Geduld und Kraft. Schon fuͤhle ich Linderung. O! welche Ehre unter den Augen Gottes zu kaͤmpfen! Die Wahl zwiſchen den Troſtgruͤnden des Gottloſen und Frommen kan mir nicht ſchwer ſeyn. Hier bin ich, guͤtigſter Vater! lege auf: aber hilf mir auch tragen, ſonſt ſink ich zu Bo- den. Bis hieher haſt du treulich geholfen. Der heutige Tag mit ſeiner eignen Plage iſt auch uͤberſtanden. Leidender Heiland! unter deiner Fuͤhrung werde ich auch die noch folgenden uͤberſtehn! Der

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Zitationshilfe: Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775, S. 134[164]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tiede_unterhaltungen01_1775/171>, abgerufen am 21.11.2024.