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Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775.

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Der 31te März.
Diese reifen noch, wann schon die Glieder verwelken. Alle[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
nimt das Gedächtniß ab; aber Verstand und Beurtheilung[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
reifen der Ewigkeit entgegen, wofern nicht Unmäßigkeit [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
heftige Krankheiten es hindern; oder die ganze Maschine so [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
fält, daß sich die Seele ihrer nicht mehr zum Werkzeuge [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Begriffe bedienen kan. Und verdienet diese Einrichtung der [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
tur nicht meinen Dank? Wie? wenn der Körper noch blü[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
die Seelenkräfte aber schon in größter Abnahme wären: we[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Thorheiten und kindische Ausschweifungen, zum Aergerniß [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Jugend, würden alsdann nicht erfolgen!

Ob wir gleich so unvermerkt hinfällig werden, als die W[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
serrinne einen Stein aushöhlt, so ist es doch gewiß, daß wir
sehr beschleunigen und merklich machen können. Wer zu g[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
schwinde lebt, wird vor der Zeit alt. Das beweisen dürre Jüng[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
linge und dreißigjährige Greise. Auch Gedächtniß, Verstan[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
und Einbildungskraft können vor der Zeit abgenutzt werden. Ma[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
kan sich durch übermäßige Affekten und Arbeiten binnen Monat[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
frist um zehen Jahre älter machen.

Morgen, wofern Gott mich bis dahin erhält, fange ich ei-
nen neuen Monat, und ein größres Alter an. Ein gefährliches
Geschenk, wenn ich diesen Monat nicht dankbar beschliesse! Preis
und Dank also, mein Vater und Erhalter! für alle genoßne
Wohlthaten, für die Erstlinge des Frühlings, und für die Leiden
meines Jesu! Vater! vergib, sey gnädig! dafür gelobe ich dir
auch neuen Gehorsam im kommenden Monat an.



Der

Der 31te Maͤrz.
Dieſe reifen noch, wann ſchon die Glieder verwelken. Alle[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
nimt das Gedaͤchtniß ab; aber Verſtand und Beurtheilung[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
reifen der Ewigkeit entgegen, wofern nicht Unmaͤßigkeit [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
heftige Krankheiten es hindern; oder die ganze Maſchine ſo [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
faͤlt, daß ſich die Seele ihrer nicht mehr zum Werkzeuge [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
Begriffe bedienen kan. Und verdienet dieſe Einrichtung der [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
tur nicht meinen Dank? Wie? wenn der Koͤrper noch bluͤ[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
die Seelenkraͤfte aber ſchon in groͤßter Abnahme waͤren: we[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
Thorheiten und kindiſche Ausſchweifungen, zum Aergerniß [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
Jugend, wuͤrden alsdann nicht erfolgen!

Ob wir gleich ſo unvermerkt hinfaͤllig werden, als die W[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
ſerrinne einen Stein aushoͤhlt, ſo iſt es doch gewiß, daß wir
ſehr beſchleunigen und merklich machen koͤnnen. Wer zu g[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
ſchwinde lebt, wird vor der Zeit alt. Das beweiſen duͤrre Juͤng[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
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kan ſich durch uͤbermaͤßige Affekten und Arbeiten binnen Monat[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
friſt um zehen Jahre aͤlter machen.

Morgen, wofern Gott mich bis dahin erhaͤlt, fange ich ei-
nen neuen Monat, und ein groͤßres Alter an. Ein gefaͤhrliches
Geſchenk, wenn ich dieſen Monat nicht dankbar beſchlieſſe! Preis
und Dank alſo, mein Vater und Erhalter! fuͤr alle genoßne
Wohlthaten, fuͤr die Erſtlinge des Fruͤhlings, und fuͤr die Leiden
meines Jeſu! Vater! vergib, ſey gnaͤdig! dafuͤr gelobe ich dir
auch neuen Gehorſam im kommenden Monat an.



Der
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[188[218]/0225] Der 31te Maͤrz. Dieſe reifen noch, wann ſchon die Glieder verwelken. Alle_ nimt das Gedaͤchtniß ab; aber Verſtand und Beurtheilung_ reifen der Ewigkeit entgegen, wofern nicht Unmaͤßigkeit _ heftige Krankheiten es hindern; oder die ganze Maſchine ſo _ faͤlt, daß ſich die Seele ihrer nicht mehr zum Werkzeuge _ Begriffe bedienen kan. Und verdienet dieſe Einrichtung der _ tur nicht meinen Dank? Wie? wenn der Koͤrper noch bluͤ_ die Seelenkraͤfte aber ſchon in groͤßter Abnahme waͤren: we_ Thorheiten und kindiſche Ausſchweifungen, zum Aergerniß _ Jugend, wuͤrden alsdann nicht erfolgen! Ob wir gleich ſo unvermerkt hinfaͤllig werden, als die W_ ſerrinne einen Stein aushoͤhlt, ſo iſt es doch gewiß, daß wir ſehr beſchleunigen und merklich machen koͤnnen. Wer zu g_ ſchwinde lebt, wird vor der Zeit alt. Das beweiſen duͤrre Juͤng_ linge und dreißigjaͤhrige Greiſe. Auch Gedaͤchtniß, Verſtan_ und Einbildungskraft koͤnnen vor der Zeit abgenutzt werden. Ma_ kan ſich durch uͤbermaͤßige Affekten und Arbeiten binnen Monat_ friſt um zehen Jahre aͤlter machen. Morgen, wofern Gott mich bis dahin erhaͤlt, fange ich ei- nen neuen Monat, und ein groͤßres Alter an. Ein gefaͤhrliches Geſchenk, wenn ich dieſen Monat nicht dankbar beſchlieſſe! Preis und Dank alſo, mein Vater und Erhalter! fuͤr alle genoßne Wohlthaten, fuͤr die Erſtlinge des Fruͤhlings, und fuͤr die Leiden meines Jeſu! Vater! vergib, ſey gnaͤdig! dafuͤr gelobe ich dir auch neuen Gehorſam im kommenden Monat an. Der

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775, S. 188[218]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tiede_unterhaltungen01_1775/225>, abgerufen am 21.11.2024.