Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775.Der 14te Januar. Wohlthat, die wohl von wenigen geschätzet wird, und dieallerdings meinen Dank erfodert. Wie, wenn nur Einer un[ - 3 Zeichen fehlen] Sinne recht geschmeicheit werden müßte, wofern wir ruhig sch[ - 2 Zeichen fehlen] fen wolten! dann würden viele so lange an dieser nothdürftig[ - 2 Zeichen fehlen] Kost des Gehörs, Geruchs etc. künsteln, bis ihnen vollend ke[ - 2 Zeichen fehlen] Almosen für die Armen übrig blieben. Reiche Müßiggäng[ - 2 Zeichen fehlen] würden schlafen, und müde Arbeiter müßten wachen. Ich danke dir, Allgütiger! daß du dich, auch bei Einric[ - 1 Zeichen fehlt] Der
Der 14te Januar. Wohlthat, die wohl von wenigen geſchaͤtzet wird, und dieallerdings meinen Dank erfodert. Wie, wenn nur Einer un[ – 3 Zeichen fehlen] Sinne recht geſchmeicheit werden muͤßte, wofern wir ruhig ſch[ – 2 Zeichen fehlen] fen wolten! dann wuͤrden viele ſo lange an dieſer nothduͤrftig[ – 2 Zeichen fehlen] Koſt des Gehoͤrs, Geruchs ꝛc. kuͤnſteln, bis ihnen vollend ke[ – 2 Zeichen fehlen] Almoſen fuͤr die Armen uͤbrig blieben. Reiche Muͤßiggaͤng[ – 2 Zeichen fehlen] wuͤrden ſchlafen, und muͤde Arbeiter muͤßten wachen. Ich danke dir, Allguͤtiger! daß du dich, auch bei Einric[ – 1 Zeichen fehlt] Der
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Der 14te Januar.
Wohlthat, die wohl von wenigen geſchaͤtzet wird, und die
allerdings meinen Dank erfodert. Wie, wenn nur Einer un___
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fen wolten! dann wuͤrden viele ſo lange an dieſer nothduͤrftig__
Koſt des Gehoͤrs, Geruchs ꝛc. kuͤnſteln, bis ihnen vollend ke__
Almoſen fuͤr die Armen uͤbrig blieben. Reiche Muͤßiggaͤng__
wuͤrden ſchlafen, und muͤde Arbeiter muͤßten wachen.
Ich danke dir, Allguͤtiger! daß du dich, auch bei Einric_
tung meines Schlafes, ſo liebreich bewieſen haſt. Die Nach_
loͤſet meine Verbindungen mit allen Kreaturen auf, ich falle di_
mein Schoͤpfer! allein anheim, und bedarf weiter nichts als dei
ner Obhut. Du bewahreſt die Kanaͤle meines ſtroͤmenden Blutſ
fuͤr Stockung; und, leidet ein innerer oder aͤuſſerer Theil meines
Koͤrpers, ſo muß ich mich, ohne mein Wiſſen, im Schlafe der
geſtalt bewegen, damit dieſen leidenden Theilen Huͤlfe wiederfahre.
Was ich oͤfters mit Geld und Arzeneien nicht erzwingen kan, das
ſchenkt mir ein wohlthaͤtiger Schlaf, indem er mir neue Kraͤfte
zuhaucht, und mein ſchwer ſchleichendes Blut weit ſchneller um-
hertreibt. Wie mancher wird jetzt blos durch den Schlaf er-
waͤrmt, weil er zu arm iſt, ſich des Froſts am Tage zu erwehren!
Der Schlaf, den Ermuͤdete nicht fuͤr Gold vertauſchen wuͤrden,
iſt auch darin ein Bruder des Todes, daß er nicht erkauft werden
darf. So Schlafende als Sterbende koͤnnen der Welt und ihrer
Gnade entbehren: nur nicht der deinigen, Herr der Schlafenden
und Todten! Aber auch die giebſt du umſonſt, und biſt jedem
gnaͤdig, der nur nach deiner Gnade ſchmachtet. Und ſolte ich
mich nach ihr nicht ſehnen, noch ehe ich mich jetzt zur Ruhe be-
gebe? Denn ach! wie leicht koͤnte ich nicht im Tode entſchlafen:
und wie ungluͤcklich waͤre ich alsdann ohne Gnade Gottes! Er-
wirb ſie mir, Herr Jeſu! durch dein Leiden; nenne mich den Dei-
nen, mehr bedarf ich zu einem ſichern Schlafe nicht. Denn was
fehlet mir noch, wenn ich der Deine bin: und das will ich ſeyn,
ich mag wachen oder ſchlafen.
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(2023-05-24T12:24:22Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
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