sandten verteidigt, bis er am vierten Tage aus Yberzeugung seines eigenen Gewißens alle sein Verbrechen gestand: worauf die Versamlung den Schlus erneuerte, daß bei Strafe der Ausschließung Niemand sich auf den Römischen Stul berufen solle. Wegen erfolgender Vandalischen Eroberung konte dieser Stul keine weitere Versuche auf Afrika machen, wo die Gleichheitsbestreiter die Oberhand erhielten. Es schien sich aber hiernächst eine Gelegenheit anzubieten zu einem Versuche auf die sonst wiedersprechende Morgenländer und selbst auf das nacheifernde Constantinopel: als 428 der dasige Patriarch Nestorius den Ausdruk "Mutter Gottes" für anstößig und heidnisch erklärte, ihn heftig bestrit und dafür "Mutter des Gesalbten" wolte gesaget wißen; woraus deßen Gegner, Cyrillus von Alexandrien allerlei Folgerungen herleitete, um ihn eines Irthums zubeschuldtgen. Sie schrieben beide an Cölestinum, ihn auf ihre Seite zuziehen: Cyrillus gab dabei vor die morgenländische Bischöfe wären alle geneigt Nestorium von ihrer Gemeinschaft auszuschließen und warteten blos auf den Römischen Ausspruch. Cölestinus glaubte dem, verwarf in einer Versamlung Nestorii Lehre und schrieb den 11 August an die Morgenländer verschiedene Briefe ihnen solchen Schlus bekant zumachen; auch an Nestorio, daß er nach Empfange des Schreibens in zehn Tagen öffentlig seine Lehre wie-
sandten verteidigt, bis er am vierten Tage aus Yberzeugung seines eigenen Gewißens alle sein Verbrechen gestand: worauf die Versamlung den Schlus erneuerte, daß bei Strafe der Ausschließung Niemand sich auf den Römischen Stul berufen solle. Wegen erfolgender Vandalischen Eroberung konte dieser Stul keine weitere Versuche auf Afrika machen, wo die Gleichheitsbestreiter die Oberhand erhielten. Es schien sich aber hiernächst eine Gelegenheit anzubieten zu einem Versuche auf die sonst wiedersprechende Morgenländer und selbst auf das nacheifernde Constantinopel: als 428 der dasige Patriarch Nestorius den Ausdruk “Mutter Gottes“ für anstößig und heidnisch erklärte, ihn heftig bestrit und dafür “Mutter des Gesalbten“ wolte gesaget wißen; woraus deßen Gegner, Cyrillus von Alexandrien allerlei Folgerungen herleitete, um ihn eines Irthums zubeschuldtgen. Sie schrieben beide an Cölestinum, ihn auf ihre Seite zuziehen: Cyrillus gab dabei vor die morgenländische Bischöfe wären alle geneigt Nestorium von ihrer Gemeinschaft auszuschließen und warteten blos auf den Römischen Ausspruch. Cölestinus glaubte dem, verwarf in einer Versamlung Nestorii Lehre und schrieb den 11 August an die Morgenländer verschiedene Briefe ihnen solchen Schlus bekant zumachen; auch an Nestorio, daß er nach Empfange des Schreibens in zehn Tagen öffentlig seine Lehre wie-
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sandten verteidigt, bis er am vierten Tage aus Yberzeugung seines eigenen Gewißens alle sein Verbrechen gestand: worauf die Versamlung den Schlus erneuerte, daß bei Strafe der Ausschließung Niemand sich auf den Römischen Stul berufen solle. Wegen erfolgender Vandalischen Eroberung konte dieser Stul keine weitere Versuche auf Afrika machen, wo die Gleichheitsbestreiter die Oberhand erhielten. Es schien sich aber hiernächst eine Gelegenheit anzubieten zu einem Versuche auf die sonst wiedersprechende Morgenländer und selbst auf das nacheifernde Constantinopel: als 428 der dasige Patriarch Nestorius den Ausdruk “Mutter Gottes“ für anstößig und heidnisch erklärte, ihn heftig bestrit und dafür “Mutter des Gesalbten“ wolte gesaget wißen; woraus deßen Gegner, Cyrillus von Alexandrien allerlei Folgerungen herleitete, um ihn eines Irthums zubeschuldtgen. Sie schrieben beide an Cölestinum, ihn auf ihre Seite zuziehen: Cyrillus gab dabei vor die morgenländische Bischöfe wären alle geneigt Nestorium von ihrer Gemeinschaft auszuschließen und warteten blos auf den Römischen Ausspruch. Cölestinus glaubte dem, verwarf in einer Versamlung Nestorii Lehre und schrieb den 11 August an die Morgenländer verschiedene Briefe ihnen solchen Schlus bekant zumachen; auch an Nestorio, daß er nach Empfange des Schreibens in zehn Tagen öffentlig seine Lehre wie-
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sandten verteidigt, bis er am vierten Tage aus Yberzeugung seines eigenen Gewißens alle sein Verbrechen gestand: worauf die Versamlung den Schlus erneuerte, daß bei Strafe der Ausschließung Niemand sich auf den Römischen Stul berufen solle. Wegen erfolgender Vandalischen Eroberung konte dieser Stul keine weitere Versuche auf Afrika machen, wo die Gleichheitsbestreiter die Oberhand erhielten. Es schien sich aber hiernächst eine Gelegenheit anzubieten zu einem Versuche auf die sonst wiedersprechende Morgenländer und selbst auf das nacheifernde Constantinopel: als 428 der dasige Patriarch Nestorius den Ausdruk “Mutter Gottes“ für anstößig und heidnisch erklärte, ihn heftig bestrit und dafür “Mutter des Gesalbten“ wolte gesaget wißen; woraus deßen Gegner, Cyrillus von Alexandrien allerlei Folgerungen herleitete, um ihn eines Irthums zubeschuldtgen. Sie schrieben beide an Cölestinum, ihn auf ihre Seite zuziehen: Cyrillus gab dabei vor die morgenländische Bischöfe wären alle geneigt Nestorium von ihrer Gemeinschaft auszuschließen und warteten blos auf den Römischen Ausspruch. Cölestinus glaubte dem, verwarf in einer Versamlung Nestorii Lehre und schrieb den 11 August an die Morgenländer verschiedene Briefe ihnen solchen Schlus bekant zumachen; auch an Nestorio, daß er nach Empfange des Schreibens in zehn Tagen öffentlig seine Lehre wie-
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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/145>, abgerufen am 21.11.2024.
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