Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

meinen Patriarchen oder Bischof hatte nennen 587laßen und jezt, auf einer 587 daselbst gehaltenen Versamlung, die Bestättgung solches Namens erhielt; ohne doch dabei eine Vermehrung der Gerichtbarkeit oder eine Gewalt über alle Gemeinen zusuchen, auch ohne solche Benennung sich allein zuzueignen, die andern Patriarchen, sonderlig dem Römischen gleichfals beigeleget würde: es war gleichwol zufürchten, daß der Stul zu Constantinopel so der zweite worden, endlig der erste werden mögte; Pelagius wiedersezte sich daher auf alle Weise; des gleichen Gregorius, 590der 590 ihm folgte. Dieser Gregorius war von edlen Geschlechte, hatte auch eine Zeit lang die Stathalterschaft von Rom verwaltet; aber nach der herschenden Meinung, daß die Entfernung von bürgerligen Geschäften, freiwillige Armuth, Ehelosigkeit, Fasten mit Wahl der Speisen, samt übrigen Ybungen und Enthaltungen, so bei dem Stande der Manche eingefüret waren, die richtigste Bahn zur Glükseligkeit waren, wendete er seine Güter theil an die Armen, theil an Erbauung verschiedener Klöster, und begab sich selbst in eines, das er zu Rom errichtet hatte: seine Gottesfurcht und Sorge für die Ewigkeit war aufrichtig, er gab alles auf, um der Seligkeit gewißer zuwerden; allein seine Einsichten waren schwach, mangelhaft und vermischt mit Irthümern, welche damals herschten, zu deren Unterscheidung

meinen Patriarchen oder Bischof hatte nennen 587laßen und jezt, auf einer 587 daselbst gehaltenen Versamlung, die Bestättgung solches Namens erhielt; ohne doch dabei eine Vermehrung der Gerichtbarkeit oder eine Gewalt über alle Gemeinen zusuchen, auch ohne solche Benennung sich allein zuzueignen, die andern Patriarchen, sonderlig dem Römischen gleichfals beigeleget würde: es war gleichwol zufürchten, daß der Stul zu Constantinopel so der zweite worden, endlig der erste werden mögte; Pelagius wiedersezte sich daher auf alle Weise; des gleichen Gregorius, 590der 590 ihm folgte. Dieser Gregorius war von edlen Geschlechte, hatte auch eine Zeit lang die Stathalterschaft von Rom verwaltet; aber nach der herschenden Meinung, daß die Entfernung von bürgerligen Geschäften, freiwillige Armuth, Ehelosigkeit, Fasten mit Wahl der Speisen, samt übrigen Ybungen und Enthaltungen, so bei dem Stande der Manche eingefüret waren, die richtigste Bahn zur Glükseligkeit waren, wendete er seine Güter theil an die Armen, theil an Erbauung verschiedener Klöster, und begab sich selbst in eines, das er zu Rom errichtet hatte: seine Gottesfurcht und Sorge für die Ewigkeit war aufrichtig, er gab alles auf, um der Seligkeit gewißer zuwerden; allein seine Einsichten waren schwach, mangelhaft und vermischt mit Irthümern, welche damals herschten, zu deren Unterscheidung

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0184" n="172"/>
meinen Patriarchen oder Bischof hatte nennen                          <note place="left">587</note>laßen und jezt, auf einer 587 daselbst                      gehaltenen Versamlung, die Bestättgung solches Namens erhielt; ohne doch dabei                      eine Vermehrung der Gerichtbarkeit oder eine Gewalt über alle Gemeinen zusuchen,                      auch ohne solche Benennung sich allein zuzueignen, die andern Patriarchen,                      sonderlig dem Römischen gleichfals beigeleget würde: es war gleichwol                      zufürchten, daß der Stul zu Constantinopel so der zweite worden, endlig der                      erste werden mögte; Pelagius wiedersezte sich daher auf alle Weise; des gleichen                      Gregorius, <note place="left">590</note>der 590 ihm folgte. Dieser                      Gregorius war von edlen Geschlechte, hatte auch eine Zeit lang die                      Stathalterschaft von Rom verwaltet; aber nach der herschenden Meinung, daß die                      Entfernung von bürgerligen Geschäften, freiwillige Armuth, Ehelosigkeit, Fasten                      mit Wahl der Speisen, samt übrigen Ybungen und Enthaltungen, so bei dem Stande                      der Manche eingefüret waren, die richtigste Bahn zur Glükseligkeit waren,                      wendete er seine Güter theil an die Armen, theil an Erbauung verschiedener                      Klöster, und begab sich selbst in eines, das er zu Rom errichtet hatte: seine                      Gottesfurcht und Sorge für die Ewigkeit war aufrichtig, er gab alles auf, um der                      Seligkeit gewißer zuwerden; allein seine Einsichten waren schwach, mangelhaft                      und vermischt mit Irthümern, welche damals herschten, zu deren Unterscheidung
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[172/0184] meinen Patriarchen oder Bischof hatte nennen laßen und jezt, auf einer 587 daselbst gehaltenen Versamlung, die Bestättgung solches Namens erhielt; ohne doch dabei eine Vermehrung der Gerichtbarkeit oder eine Gewalt über alle Gemeinen zusuchen, auch ohne solche Benennung sich allein zuzueignen, die andern Patriarchen, sonderlig dem Römischen gleichfals beigeleget würde: es war gleichwol zufürchten, daß der Stul zu Constantinopel so der zweite worden, endlig der erste werden mögte; Pelagius wiedersezte sich daher auf alle Weise; des gleichen Gregorius, der 590 ihm folgte. Dieser Gregorius war von edlen Geschlechte, hatte auch eine Zeit lang die Stathalterschaft von Rom verwaltet; aber nach der herschenden Meinung, daß die Entfernung von bürgerligen Geschäften, freiwillige Armuth, Ehelosigkeit, Fasten mit Wahl der Speisen, samt übrigen Ybungen und Enthaltungen, so bei dem Stande der Manche eingefüret waren, die richtigste Bahn zur Glükseligkeit waren, wendete er seine Güter theil an die Armen, theil an Erbauung verschiedener Klöster, und begab sich selbst in eines, das er zu Rom errichtet hatte: seine Gottesfurcht und Sorge für die Ewigkeit war aufrichtig, er gab alles auf, um der Seligkeit gewißer zuwerden; allein seine Einsichten waren schwach, mangelhaft und vermischt mit Irthümern, welche damals herschten, zu deren Unterscheidung 587 590

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/184
Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/184>, abgerufen am 26.11.2024.