Gleichwol fanden sich noch Leute, so die Warheit erkanten und ingeheim sich daraus erbaueten; an den Grenzen Italiens und in den Thälern der Alpen blieb das Zeugniß des turinischen Erzbischofs Claudii steets im Andenken, von da aus wurden reinere Lehren in andern Ländern hergestellet: es gab daher zu dieser Zeit in Gallien, auch in Teutschland und Spanien, Leute, welche nichts, als die Schriften der Boten Jesu, zur Richtschnur des Glaubens annamen, weder das gekreuzigte Bild, noch die Heiligen und ihre Bildniße gottesdienstlig verehreten, das Fegeseuer und Gebet für die Toten, die Verdienstligkeit guter Werke und allen selbsterwelten Gottesdienst, auch beim Abendmale die Brotverwandelung leugneten, (die theils die Kindertaufe verwarfen, auch die Taufe überhaupt nicht für nothwendig hielten zur Seligkeit, wen man nur ein gotseliges Leben fürete, wobei ungewis bleibet, ob leztere Meinung allemal richtig eingeschränket und von keiner Geringachtung begleitet worden, die endlig auch zum theile der Lehre von der Dreieinigkeit entgegen waren, wofern aus dem verstelten Berichte der Gegner einigermaßen die Warheit abzunemen; wen sie gelernet haben sollen, Gott habe die Welt nicht erschaffen, Christus sei nicht geboren, gestorben, auferstanden, die fleischligen Unreinigkeiten wären erlaubt und verdieneten keine götligen Strafen, so kan solches mit anderweitigem Berich-
Gleichwol fanden sich noch Leute, so die Warheit erkanten und ingeheim sich daraus erbaueten; an den Grenzen Italiens und in den Thälern der Alpen blieb das Zeugniß des turinischen Erzbischofs Claudii steets im Andenken, von da aus wurden reinere Lehren in andern Ländern hergestellet: es gab daher zu dieser Zeit in Gallien, auch in Teutschland und Spanien, Leute, welche nichts, als die Schriften der Boten Jesu, zur Richtschnur des Glaubens annamen, weder das gekreuzigte Bild, noch die Heiligen und ihre Bildniße gottesdienstlig verehreten, das Fegeseuer und Gebet für die Toten, die Verdienstligkeit guter Werke und allen selbsterwelten Gottesdienst, auch beim Abendmale die Brotverwandelung leugneten, (die theils die Kindertaufe verwarfen, auch die Taufe überhaupt nicht für nothwendig hielten zur Seligkeit, wen man nur ein gotseliges Leben fürete, wobei ungewis bleibet, ob leztere Meinung allemal richtig eingeschränket und von keiner Geringachtung begleitet worden, die endlig auch zum theile der Lehre von der Dreieinigkeit entgegen waren, wofern aus dem verstelten Berichte der Gegner einigermaßen die Warheit abzunemen; wen sie gelernet haben sollen, Gott habe die Welt nicht erschaffen, Christus sei nicht geboren, gestorben, auferstanden, die fleischligen Unreinigkeiten wären erlaubt und verdieneten keine götligen Strafen, so kan solches mit anderweitigem Berich-
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Gleichwol fanden sich noch Leute, so die Warheit erkanten und ingeheim sich daraus erbaueten; an den Grenzen Italiens und in den Thälern der Alpen blieb das Zeugniß des turinischen Erzbischofs Claudii steets im Andenken, von da aus wurden reinere Lehren in andern Ländern hergestellet: es gab daher zu dieser Zeit in Gallien, auch in Teutschland und Spanien, Leute, welche nichts, als die Schriften der Boten Jesu, zur Richtschnur des Glaubens annamen, weder das gekreuzigte Bild, noch die Heiligen und ihre Bildniße gottesdienstlig verehreten, das Fegeseuer und Gebet für die Toten, die Verdienstligkeit guter Werke und allen selbsterwelten Gottesdienst, auch beim Abendmale die Brotverwandelung leugneten, (die theils die Kindertaufe verwarfen, auch die Taufe überhaupt nicht für nothwendig hielten zur Seligkeit, wen man nur ein gotseliges Leben fürete, wobei ungewis bleibet, ob leztere Meinung allemal richtig eingeschränket und von keiner Geringachtung begleitet worden, die endlig auch zum theile der Lehre von der Dreieinigkeit entgegen waren, wofern aus dem verstelten Berichte der Gegner einigermaßen die Warheit abzunemen; wen sie gelernet haben sollen, Gott habe die Welt nicht erschaffen, Christus sei nicht geboren, gestorben, auferstanden, die fleischligen Unreinigkeiten wären erlaubt und verdieneten keine götligen Strafen, so kan solches mit anderweitigem Berich-
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Gleichwol fanden sich noch Leute, so die Warheit erkanten und ingeheim sich daraus erbaueten; an den Grenzen Italiens und in den Thälern der Alpen blieb das Zeugniß des turinischen Erzbischofs Claudii steets im Andenken, von da aus wurden reinere Lehren in andern Ländern hergestellet: es gab daher zu dieser Zeit in Gallien, auch in Teutschland und Spanien, Leute, welche nichts, als die Schriften der Boten Jesu, zur Richtschnur des Glaubens annamen, weder das gekreuzigte Bild, noch die Heiligen und ihre Bildniße gottesdienstlig verehreten, das Fegeseuer und Gebet für die Toten, die Verdienstligkeit guter Werke und allen selbsterwelten Gottesdienst, auch beim Abendmale die Brotverwandelung leugneten, (die theils die Kindertaufe verwarfen, auch die Taufe überhaupt nicht für nothwendig hielten zur Seligkeit, wen man nur ein gotseliges Leben fürete, wobei ungewis bleibet, ob leztere Meinung allemal richtig eingeschränket und von keiner Geringachtung begleitet worden, die endlig auch zum theile der Lehre von der Dreieinigkeit entgegen waren, wofern aus dem verstelten Berichte der Gegner einigermaßen die Warheit abzunemen; wen sie gelernet haben sollen, Gott habe die Welt nicht erschaffen, Christus sei nicht geboren, gestorben, auferstanden, die fleischligen Unreinigkeiten wären erlaubt und verdieneten keine götligen Strafen, so kan solches mit anderweitigem Berich-
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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/344>, abgerufen am 21.11.2024.
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