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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

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hernach eine Grafschaft genant wurde. Das Heer lagerte sich vor Antiochien den 21 Oct. und erstieg solches endlig 1098 den 4 Jun. Boamund behielt es als ein Fürstenthum. (Es ist zweifelhaft, ob Jerusalem von dem ägyptischen Schah 1096 eingenommen worden, oder 1099 kurz vor der Eroberung durch die Franken.) Jerusalem wurde 1099 den 9 Jun. belagert und erobert den 5 Jul: zum Könige darüber erwelte man Gotfriden von Bouillon. Nachdem zulezt noch ein Sieg über die ägyptischen Völker gemeinschaftlig erfochten worden; theilte sich das Yberbleibsel des Kreuzheeres: Gotfrid behielt nicht mer als 2300 Man, 20000 ohngefer gingen wieder nach Hause. Dieses Heer war bei Nicäa 600000 stark gewesen; es waren auch noch zu Wasser und Lande mange Verstärkungen nachgekommen, aber großen Theils geblieben, ohne das Heer zuerreichen: den Anfang des Zuges hatten zalreiche zusammen gelaufene Haufen gemacht, wovon kaum ein Mensch übrig blieben; den Schlus machte eine große Menge von Walbrüdern, die sich zwar anfangs nicht in große Heere zusammen thaten, aber doch so zahlreich waren, daß sie bei hunderttausenden zu Constantinopel übersezten, und auch von diesen sahen die wenigsten ihr Vaterland wieder. Es hat also der erste Kreuzzug mehr als 1000000 Menschen weggenommen, und war in der Offenbarung nicht ohne Ursach vom blutigen

hernach eine Grafschaft genant wurde. Das Heer lagerte sich vor Antiochien den 21 Oct. und erstieg solches endlig 1098 den 4 Jun. Boamund behielt es als ein Fürstenthum. (Es ist zweifelhaft, ob Jerusalem von dem ägyptischen Schah 1096 eingenommen worden, oder 1099 kurz vor der Eroberung durch die Franken.) Jerusalem wurde 1099 den 9 Jun. belagert und erobert den 5 Jul: zum Könige darüber erwelte man Gotfriden von Bouillon. Nachdem zulezt noch ein Sieg über die ägyptischen Völker gemeinschaftlig erfochten worden; theilte sich das Yberbleibsel des Kreuzheeres: Gotfrid behielt nicht mer als 2300 Man, 20000 ohngefer gingen wieder nach Hause. Dieses Heer war bei Nicäa 600000 stark gewesen; es waren auch noch zu Wasser und Lande mange Verstärkungen nachgekommen, aber großen Theils geblieben, ohne das Heer zuerreichen: den Anfang des Zuges hatten zalreiche zusammen gelaufene Haufen gemacht, wovon kaum ein Mensch übrig blieben; den Schlus machte eine große Menge von Walbrüdern, die sich zwar anfangs nicht in große Heere zusammen thaten, aber doch so zahlreich waren, daß sie bei hunderttausenden zu Constantinopel übersezten, und auch von diesen sahen die wenigsten ihr Vaterland wieder. Es hat also der erste Kreuzzug mehr als 1000000 Menschen weggenommen, und war in der Offenbarung nicht ohne Ursach vom blutigen

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[382/0394] hernach eine Grafschaft genant wurde. Das Heer lagerte sich vor Antiochien den 21 Oct. und erstieg solches endlig 1098 den 4 Jun. Boamund behielt es als ein Fürstenthum. (Es ist zweifelhaft, ob Jerusalem von dem ägyptischen Schah 1096 eingenommen worden, oder 1099 kurz vor der Eroberung durch die Franken.) Jerusalem wurde 1099 den 9 Jun. belagert und erobert den 5 Jul: zum Könige darüber erwelte man Gotfriden von Bouillon. Nachdem zulezt noch ein Sieg über die ägyptischen Völker gemeinschaftlig erfochten worden; theilte sich das Yberbleibsel des Kreuzheeres: Gotfrid behielt nicht mer als 2300 Man, 20000 ohngefer gingen wieder nach Hause. Dieses Heer war bei Nicäa 600000 stark gewesen; es waren auch noch zu Wasser und Lande mange Verstärkungen nachgekommen, aber großen Theils geblieben, ohne das Heer zuerreichen: den Anfang des Zuges hatten zalreiche zusammen gelaufene Haufen gemacht, wovon kaum ein Mensch übrig blieben; den Schlus machte eine große Menge von Walbrüdern, die sich zwar anfangs nicht in große Heere zusammen thaten, aber doch so zahlreich waren, daß sie bei hunderttausenden zu Constantinopel übersezten, und auch von diesen sahen die wenigsten ihr Vaterland wieder. Es hat also der erste Kreuzzug mehr als 1000000 Menschen weggenommen, und war in der Offenbarung nicht ohne Ursach vom blutigen

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Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/394>, abgerufen am 22.11.2024.