male, nachdem schon vor seiner Ankunft ein Versuch war gemacht worden, ihn durch Abgeordnete zum Wiederrufe zubewegen. Die bömischen Abgeordneten hatten oft um seine Befreiung angehalten mit Berufung auf den Sicherheitsbrief, aber vergebens: in dem ersten Verhöre nun war das Geschrei und die Unordnung sogros, daß Huß der Versamlung solches laut verwies, wobei er Belehrung verlangte, wen er irgend wo geirret hätte, jene aber verlangten, daß er zuvor wiederrufen solte; das zweite und dritte Verhör den siebten und achten Jun. waren von ähnliger Beschaffenheit, doch lies man Hussen seine Verteidigung vorbringen, der sich dabei des Wiederrufs beständig weigerte, zulezt auch die Stükke, deren er durch falsche Zeugen beschuldiget worden, oder die Säze, so er nicht schlechthin gänzlig für die seinigen erkennen konte, zu verschweren Bedenken trug, weil er fürchtete Gott zubeleidigen oder etwas wieder die Meinung der Heiligen zusagen, auch das Volk, welches er vorhin gelehret hatte zu ärgern und zuverleiten; welche Erklärung er noch bei seiner endligen Verurtheilung wiederholete. Es waren aber auch neuere Händel in Bömen angegangen; Jakob von Misa, ein Prediger zu Prag, hatte, wie vormals Matthias Janov, bald nach Hußens Abreise öffentlig wieder die Verstümmelung des heil. Abendmals geredet, auf deßen Volständigkeit gedrungen und
male, nachdem schon vor seiner Ankunft ein Versuch war gemacht worden, ihn durch Abgeordnete zum Wiederrufe zubewegen. Die bömischen Abgeordneten hatten oft um seine Befreiung angehalten mit Berufung auf den Sicherheitsbrief, aber vergebens: in dem ersten Verhöre nun war das Geschrei und die Unordnung sogros, daß Huß der Versamlung solches laut verwies, wobei er Belehrung verlangte, wen er irgend wo geirret hätte, jene aber verlangten, daß er zuvor wiederrufen solte; das zweite und dritte Verhör den siebten und achten Jun. waren von ähnliger Beschaffenheit, doch lies man Hussen seine Verteidigung vorbringen, der sich dabei des Wiederrufs beständig weigerte, zulezt auch die Stükke, deren er durch falsche Zeugen beschuldiget worden, oder die Säze, so er nicht schlechthin gänzlig für die seinigen erkennen konte, zu verschweren Bedenken trug, weil er fürchtete Gott zubeleidigen oder etwas wieder die Meinung der Heiligen zusagen, auch das Volk, welches er vorhin gelehret hatte zu ärgern und zuverleiten; welche Erklärung er noch bei seiner endligen Verurtheilung wiederholete. Es waren aber auch neuere Händel in Bömen angegangen; Jakob von Misa, ein Prediger zu Prag, hatte, wie vormals Matthias Janov, bald nach Hußens Abreise öffentlig wieder die Verstümmelung des heil. Abendmals geredet, auf deßen Volständigkeit gedrungen und
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male, nachdem schon vor seiner Ankunft ein Versuch war gemacht worden, ihn durch Abgeordnete zum Wiederrufe zubewegen. Die bömischen Abgeordneten hatten oft um seine Befreiung angehalten mit Berufung auf den Sicherheitsbrief, aber vergebens: in dem ersten Verhöre nun war das Geschrei und die Unordnung sogros, daß Huß der Versamlung solches laut verwies, wobei er Belehrung verlangte, wen er irgend wo geirret hätte, jene aber verlangten, daß er zuvor wiederrufen solte; das zweite und dritte Verhör den siebten und achten Jun. waren von ähnliger Beschaffenheit, doch lies man Hussen seine Verteidigung vorbringen, der sich dabei des Wiederrufs beständig weigerte, zulezt auch die Stükke, deren er durch falsche Zeugen beschuldiget worden, oder die Säze, so er nicht schlechthin gänzlig für die seinigen erkennen konte, zu verschweren Bedenken trug, weil er fürchtete Gott zubeleidigen oder etwas wieder die Meinung der Heiligen zusagen, auch das Volk, welches er vorhin gelehret hatte zu ärgern und zuverleiten; welche Erklärung er noch bei seiner endligen Verurtheilung wiederholete. Es waren aber auch neuere Händel in Bömen angegangen; Jakob von Misa, ein Prediger zu Prag, hatte, wie vormals Matthias Janov, bald nach Hußens Abreise öffentlig wieder die Verstümmelung des heil. Abendmals geredet, auf deßen Volständigkeit gedrungen und
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male, nachdem schon vor seiner Ankunft ein Versuch war gemacht worden, ihn durch Abgeordnete zum Wiederrufe zubewegen. Die bömischen Abgeordneten hatten oft um seine Befreiung angehalten mit Berufung auf den Sicherheitsbrief, aber vergebens: in dem ersten Verhöre nun war das Geschrei und die Unordnung sogros, daß Huß der Versamlung solches laut verwies, wobei er Belehrung verlangte, wen er irgend wo geirret hätte, jene aber verlangten, daß er zuvor wiederrufen solte; das zweite und dritte Verhör den siebten und achten Jun. waren von ähnliger Beschaffenheit, doch lies man Hussen seine Verteidigung vorbringen, der sich dabei des Wiederrufs beständig weigerte, zulezt auch die Stükke, deren er durch falsche Zeugen beschuldiget worden, oder die Säze, so er nicht schlechthin gänzlig für die seinigen erkennen konte, zu verschweren Bedenken trug, weil er fürchtete Gott zubeleidigen oder etwas wieder die Meinung der Heiligen zusagen, auch das Volk, welches er vorhin gelehret hatte zu ärgern und zuverleiten; welche Erklärung er noch bei seiner endligen Verurtheilung wiederholete. Es waren aber auch neuere Händel in Bömen angegangen; Jakob von Misa, ein Prediger zu Prag, hatte, wie vormals Matthias Janov, bald nach Hußens Abreise öffentlig wieder die Verstümmelung des heil. Abendmals geredet, auf deßen Volständigkeit gedrungen und
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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 560. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/572>, abgerufen am 25.11.2024.
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