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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

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Scheiterhaufen ging, sein Leib verbrant, indem er betend seine Sele den Händen Gottes übergab Ps. 51. 31, 6. seine Asche in den Rhein geworfen. Die 30 Säze, so man, wiewol nicht ganz treulig, aus seinen Büchern, sonderlig dem von der Kirche, gezogen hatte, waren meistens unmittelbar gegen des Papstes und seiner Geweiheten Gewalt und Hoheit gerichtet; es waren diese: Die einige heilige allgemeine Kirche bestehet aus der Gemeine der Auserwelten; Petrus ist nicht das Haupt der heiligen Gemeine und ist es nie gewesen; Niemand vertrit die Stelle des Gesalbten, wen er nicht in seinen Sitten ihm nachfolget; wen der Papst in Sitten und Leben den heiligen Peter entgegen ist, so ist er sein wahrer Nachfolger nicht; die Lehrer, welche sagen, man müße den, welcher sich durch die Kirchenzucht nicht ändern laße, dem weltligen Gerichte übergeben, gleichen den Schriftgelehrten nnd Pharisäern, welche sprachen, wir dürfen Niemand töten, und ärgere Mördet waren als Pilatus; wen einem, der nach dem Geseze des Gesalbten lebet und von der Schrift Einsicht hat, wem das Lehramt befolen ist, so mus er lehren, wen es auch der Papst oder ein ander Vorsteher verböte und ihn verbannete; durch Ban und Verbot

Scheiterhaufen ging, sein Leib verbrant, indem er betend seine Sele den Händen Gottes übergab Ps. 51. 31, 6. seine Asche in den Rhein geworfen. Die 30 Säze, so man, wiewol nicht ganz treulig, aus seinen Büchern, sonderlig dem von der Kirche, gezogen hatte, waren meistens unmittelbar gegen des Papstes und seiner Geweiheten Gewalt und Hoheit gerichtet; es waren diese: Die einige heilige allgemeine Kirche bestehet aus der Gemeine der Auserwelten; Petrus ist nicht das Haupt der heiligen Gemeine und ist es nie gewesen; Niemand vertrit die Stelle des Gesalbten, wen er nicht in seinen Sitten ihm nachfolget; wen der Papst in Sitten und Leben den heiligen Peter entgegen ist, so ist er sein wahrer Nachfolger nicht; die Lehrer, welche sagen, man müße den, welcher sich durch die Kirchenzucht nicht ändern laße, dem weltligen Gerichte übergeben, gleichen den Schriftgelehrten nnd Pharisäern, welche sprachen, wir dürfen Niemand töten, und ärgere Mördet waren als Pilatus; wen einem, der nach dem Geseze des Gesalbten lebet und von der Schrift Einsicht hat, wem das Lehramt befolen ist, so mus er lehren, wen es auch der Papst oder ein ander Vorsteher verböte und ihn verbannete; durch Ban und Verbot

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Scheiterhaufen ging, sein Leib verbrant, indem                      er betend seine Sele den Händen Gottes übergab Ps. 51. 31, 6. seine Asche in den                      Rhein geworfen. Die 30 Säze, so man, wiewol nicht ganz treulig, aus seinen                      Büchern, sonderlig dem von der Kirche, gezogen hatte, waren meistens unmittelbar                      gegen des Papstes und seiner Geweiheten Gewalt und Hoheit gerichtet; es waren                      diese: Die einige heilige allgemeine Kirche bestehet aus der Gemeine der                      Auserwelten; Petrus ist nicht das Haupt der heiligen Gemeine und ist es nie                      gewesen; Niemand vertrit die Stelle des Gesalbten, wen er nicht in seinen Sitten                      ihm nachfolget; wen der Papst in Sitten und Leben den heiligen Peter entgegen                      ist, so ist er sein wahrer Nachfolger nicht; die Lehrer, welche sagen, man müße                      den, welcher sich durch die Kirchenzucht nicht ändern laße, dem weltligen                      Gerichte übergeben, gleichen den Schriftgelehrten nnd Pharisäern, welche                      sprachen, wir dürfen Niemand töten, und ärgere Mördet waren als Pilatus; wen                      einem, der nach dem Geseze des Gesalbten lebet und von der Schrift Einsicht hat,                      wem das Lehramt befolen ist, so mus er lehren, wen es auch der Papst oder ein                      ander Vorsteher verböte und ihn verbannete; durch Ban und Verbot
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[562/0574] Scheiterhaufen ging, sein Leib verbrant, indem er betend seine Sele den Händen Gottes übergab Ps. 51. 31, 6. seine Asche in den Rhein geworfen. Die 30 Säze, so man, wiewol nicht ganz treulig, aus seinen Büchern, sonderlig dem von der Kirche, gezogen hatte, waren meistens unmittelbar gegen des Papstes und seiner Geweiheten Gewalt und Hoheit gerichtet; es waren diese: Die einige heilige allgemeine Kirche bestehet aus der Gemeine der Auserwelten; Petrus ist nicht das Haupt der heiligen Gemeine und ist es nie gewesen; Niemand vertrit die Stelle des Gesalbten, wen er nicht in seinen Sitten ihm nachfolget; wen der Papst in Sitten und Leben den heiligen Peter entgegen ist, so ist er sein wahrer Nachfolger nicht; die Lehrer, welche sagen, man müße den, welcher sich durch die Kirchenzucht nicht ändern laße, dem weltligen Gerichte übergeben, gleichen den Schriftgelehrten nnd Pharisäern, welche sprachen, wir dürfen Niemand töten, und ärgere Mördet waren als Pilatus; wen einem, der nach dem Geseze des Gesalbten lebet und von der Schrift Einsicht hat, wem das Lehramt befolen ist, so mus er lehren, wen es auch der Papst oder ein ander Vorsteher verböte und ihn verbannete; durch Ban und Verbot

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Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 562. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/574>, abgerufen am 25.11.2024.