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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

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ter, nicht ewig, sondern sterblig, ihr könnet felen, irren, hintergangen und verleitet werden: eine Erinnerung, die, so einleuchtend sie war, doch von der Versamlung, wie sonst vom Papste, verkant wurde und von allen eigenmächtigen Gebietern verkant wird: es ward endlig beschlossen, daß er zuerst auf die vorgeworfenen Beschuldigungen antworten, hernach Erlaubnis haben solte nach Willen zureden: er antwortete jedesmal mit unglaubliger Genauigkeit und unerwarteten Gründen, daß nicht ein Vorwurf, vielweniger eine Ursach des Todes übrig blieb, beachte nichts vor, daß einem redligen Manne unanständig war, sagte von allen angeschuldigten Verbrechen, daß sie falsch und von seinen Feinden erdichtet wären. Beim zweiten Verhöre den 26 wurde dieses Fragen und Beantworten fortgesezet, hernach ihm erlaubet frei zureden: er fing an zubeten, daß Gott ihm Gedanken und Worte geben mögte, die heilsam wären; erzelete darauf Beispiele tugendhafter Leute, welche durch falsche Zeugen überwältiget und von ungerechten Richtern verurtheilet worden; zeigte, daß die Zeugniße wieder ihn aus Haße herrüreten, weil er nebst Huße dahin gearbeitet, daß der Teutschen gemisbrauchte Ybermacht bei der Hohenschule zu Prag aufgehoben worden, weil auch Huß, welchen er jederzeit für einen tüchtigen gerechten und heiligen Man gehalten, wieder die

ter, nicht ewig, sondern sterblig, ihr könnet felen, irren, hintergangen und verleitet werden: eine Erinnerung, die, so einleuchtend sie war, doch von der Versamlung, wie sonst vom Papste, verkant wurde und von allen eigenmächtigen Gebietern verkant wird: es ward endlig beschlossen, daß er zuerst auf die vorgeworfenen Beschuldigungen antworten, hernach Erlaubnis haben solte nach Willen zureden: er antwortete jedesmal mit unglaubliger Genauigkeit und unerwarteten Gründen, daß nicht ein Vorwurf, vielweniger eine Ursach des Todes übrig blieb, beachte nichts vor, daß einem redligen Manne unanständig war, sagte von allen angeschuldigten Verbrechen, daß sie falsch und von seinen Feinden erdichtet wären. Beim zweiten Verhöre den 26 wurde dieses Fragen und Beantworten fortgesezet, hernach ihm erlaubet frei zureden: er fing an zubeten, daß Gott ihm Gedanken und Worte geben mögte, die heilsam wären; erzelete darauf Beispiele tugendhafter Leute, welche durch falsche Zeugen überwältiget und von ungerechten Richtern verurtheilet worden; zeigte, daß die Zeugniße wieder ihn aus Haße herrüreten, weil er nebst Huße dahin gearbeitet, daß der Teutschen gemisbrauchte Ybermacht bei der Hohenschule zu Prag aufgehoben worden, weil auch Huß, welchen er jederzeit für einen tüchtigen gerechten und heiligen Man gehalten, wieder die

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[570/0582] ter, nicht ewig, sondern sterblig, ihr könnet felen, irren, hintergangen und verleitet werden: eine Erinnerung, die, so einleuchtend sie war, doch von der Versamlung, wie sonst vom Papste, verkant wurde und von allen eigenmächtigen Gebietern verkant wird: es ward endlig beschlossen, daß er zuerst auf die vorgeworfenen Beschuldigungen antworten, hernach Erlaubnis haben solte nach Willen zureden: er antwortete jedesmal mit unglaubliger Genauigkeit und unerwarteten Gründen, daß nicht ein Vorwurf, vielweniger eine Ursach des Todes übrig blieb, beachte nichts vor, daß einem redligen Manne unanständig war, sagte von allen angeschuldigten Verbrechen, daß sie falsch und von seinen Feinden erdichtet wären. Beim zweiten Verhöre den 26 wurde dieses Fragen und Beantworten fortgesezet, hernach ihm erlaubet frei zureden: er fing an zubeten, daß Gott ihm Gedanken und Worte geben mögte, die heilsam wären; erzelete darauf Beispiele tugendhafter Leute, welche durch falsche Zeugen überwältiget und von ungerechten Richtern verurtheilet worden; zeigte, daß die Zeugniße wieder ihn aus Haße herrüreten, weil er nebst Huße dahin gearbeitet, daß der Teutschen gemisbrauchte Ybermacht bei der Hohenschule zu Prag aufgehoben worden, weil auch Huß, welchen er jederzeit für einen tüchtigen gerechten und heiligen Man gehalten, wieder die

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Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 570. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/582>, abgerufen am 25.11.2024.