Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

ihm nach Oesterreich kam, die Vortheile, die er vormals dem Ziska geboten hatte, auch den sämtligen Hussiten 1429 die vier Prager1429 Bedingungen, ohne welche sie entschlossen waren ihn für ihren König nie zuerkennen: sie namen daher sämtlig Prokoprum zu ihrem Heerfürer an und sezten die Einfälle in die benachbarten Länder fort: ihre Lehren bekamen bereits in Teutschlande und Polen hin und wieder Beifal; der König Wladlslav Jagello veranstaltete 1430 eine1430 Unterredung zu Krakau mit den Hussiten, deren Lehrsäze Prokopius Rasus, Perrus aus Engelland, Bederik und Wilhelm Kostka so wohl vertheidigten, daß dem Könige die päpstligen Erfindungen verdächtig wurden, daher er anfing der Warheit mit Eifer nachzuspüren und einem hußitischen Lehrer aus Bömen kommen lies, mit welchem er zum öftern, doch heimlich, sich erbaulich unterredete; seine jezige lezte Gemalin Sophie verschafte, daß die heiligen Schriften ins Polnische übersezet wurden, welche sie dan mit allem Fleiße las, auf ihr Anhalten wurde sogar durch bömische Lehrer in verständliger slavischer Sprache der Gottesdienst angestellet in der Kreuzkirche zu Krakau. Papst Martin 5 fertigte 1431 den Cardinal Julian1431 mit einer Volmacht vom 1 Febr. nach Teutschland ab, auf der nach Basel angesezten Versamlung, deren bestimte Zeit herannahete, stat seiner den Vorsiz zufüren und

ihm nach Oesterreich kam, die Vortheile, die er vormals dem Ziska geboten hatte, auch den sämtligen Hussiten 1429 die vier Prager1429 Bedingungen, ohne welche sie entschlossen waren ihn für ihren König nie zuerkennen: sie namen daher sämtlig Prokoprum zu ihrem Heerfürer an und sezten die Einfälle in die benachbarten Länder fort: ihre Lehren bekamen bereits in Teutschlande und Polen hin und wieder Beifal; der König Wladlslav Jagello veranstaltete 1430 eine1430 Unterredung zu Krakau mit den Hussiten, deren Lehrsäze Prokopius Rasus, Perrus aus Engelland, Bederik und Wilhelm Kostka so wohl vertheidigten, daß dem Könige die päpstligen Erfindungen verdächtig wurden, daher er anfing der Warheit mit Eifer nachzuspüren und einem hußitischen Lehrer aus Bömen kommen lies, mit welchem er zum öftern, doch heimlich, sich erbaulich unterredete; seine jezige lezte Gemalin Sophie verschafte, daß die heiligen Schriften ins Polnische übersezet wurden, welche sie dan mit allem Fleiße las, auf ihr Anhalten wurde sogar durch bömische Lehrer in verständliger slavischer Sprache der Gottesdienst angestellet in der Kreuzkirche zu Krakau. Papst Martin 5 fertigte 1431 den Cardinal Julian1431 mit einer Volmacht vom 1 Febr. nach Teutschland ab, auf der nach Basel angesezten Versamlung, deren bestimte Zeit herannahete, stat seiner den Vorsiz zufüren und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0607" n="595"/>
ihm nach Oesterreich kam, die Vortheile, die er vormals dem Ziska                      geboten hatte, auch den sämtligen Hussiten 1429 die vier Prager<note place="right">1429</note> Bedingungen, ohne welche sie entschlossen                      waren ihn für ihren König nie zuerkennen: sie namen daher sämtlig Prokoprum zu                      ihrem Heerfürer an und sezten die Einfälle in die benachbarten Länder fort: ihre                      Lehren bekamen bereits in Teutschlande und Polen hin und wieder Beifal; der                      König Wladlslav Jagello veranstaltete 1430 eine<note place="right">1430</note> Unterredung zu Krakau mit den Hussiten, deren Lehrsäze Prokopius                      Rasus, Perrus aus Engelland, Bederik und Wilhelm Kostka so wohl vertheidigten,                      daß dem Könige die päpstligen Erfindungen verdächtig wurden, daher er anfing der                      Warheit mit Eifer nachzuspüren und einem hußitischen Lehrer aus Bömen kommen                      lies, mit welchem er zum öftern, doch heimlich, sich erbaulich unterredete;                      seine jezige lezte Gemalin Sophie verschafte, daß die heiligen Schriften ins                      Polnische übersezet wurden, welche sie dan mit allem Fleiße las, auf ihr                      Anhalten wurde sogar durch bömische Lehrer in verständliger slavischer Sprache                      der Gottesdienst angestellet in der Kreuzkirche zu Krakau. Papst Martin 5                      fertigte 1431 den Cardinal Julian<note place="right">1431</note> mit                      einer Volmacht vom 1 Febr. nach Teutschland ab, auf der nach Basel angesezten                      Versamlung, deren bestimte Zeit herannahete, stat seiner den Vorsiz zufüren und
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[595/0607] ihm nach Oesterreich kam, die Vortheile, die er vormals dem Ziska geboten hatte, auch den sämtligen Hussiten 1429 die vier Prager Bedingungen, ohne welche sie entschlossen waren ihn für ihren König nie zuerkennen: sie namen daher sämtlig Prokoprum zu ihrem Heerfürer an und sezten die Einfälle in die benachbarten Länder fort: ihre Lehren bekamen bereits in Teutschlande und Polen hin und wieder Beifal; der König Wladlslav Jagello veranstaltete 1430 eine Unterredung zu Krakau mit den Hussiten, deren Lehrsäze Prokopius Rasus, Perrus aus Engelland, Bederik und Wilhelm Kostka so wohl vertheidigten, daß dem Könige die päpstligen Erfindungen verdächtig wurden, daher er anfing der Warheit mit Eifer nachzuspüren und einem hußitischen Lehrer aus Bömen kommen lies, mit welchem er zum öftern, doch heimlich, sich erbaulich unterredete; seine jezige lezte Gemalin Sophie verschafte, daß die heiligen Schriften ins Polnische übersezet wurden, welche sie dan mit allem Fleiße las, auf ihr Anhalten wurde sogar durch bömische Lehrer in verständliger slavischer Sprache der Gottesdienst angestellet in der Kreuzkirche zu Krakau. Papst Martin 5 fertigte 1431 den Cardinal Julian mit einer Volmacht vom 1 Febr. nach Teutschland ab, auf der nach Basel angesezten Versamlung, deren bestimte Zeit herannahete, stat seiner den Vorsiz zufüren und 1429 1430 1431

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/607
Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 595. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/607>, abgerufen am 28.06.2024.