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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

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Reichstage, wie gewönlig, berathschlaget und einige Hülfe bewilliget worden: Diese Sache war Ferdinande wichtig; der Kaiser, die zwistigen teutschen Stände und andere Mächte namen sich derselben wenig an: es hatte aber der verdrengte Zapolia sich in türkischen Schuz begeben, daher Soliman mit seiner Macht anrükte, ihn zu Ofen als König einfezte, weiter eindrang, den 22 Sept. vor Wien kam und solches belagerte; zum Entsaze waren keine Anstalten, aber die Besazung schlug alle Stürme zurük, bis die Türken in der Nacht vom 14. 15 Oct. abzogen. Der Kaiser Karl 5 war jezt ernstlig auf Beilegung der gottesdienstligen Streitigkeiten bedacht, wie er dem Papste bereits versprochen hatte: es herschten aber an seinem Hofe zwei Meinungen, der eine Theil rieth bloße Gewalt an, wie der Papst wünschte, welcher, wegen des Andenkens der Costnizer Versamlung, von keiner Versamlung hören mogte, nach welcher Meinung auch der Kaiser zu Parma geantwortet hatte, andere misbilligten gleichwol alles gewaltsame Verfaren in Glaubenssachen, hielten eine Versamlung für dienlig zu Abschaffung manges Irthums und Aberglaubens, zu welcher Meinung der Kaiser sich leztlig lenkte und, als er den 5 Nov. nach Bononien kommen war, dem Papste ernstlig anrieth eine Versamlung zuberufen, welcher doch solches ablenete und ihm solange anlag, bis er zusagte

Reichstage, wie gewönlig, berathschlaget und einige Hülfe bewilliget worden: Diese Sache war Ferdinande wichtig; der Kaiser, die zwistigen teutschen Stände und andere Mächte namen sich derselben wenig an: es hatte aber der verdrengte Zapolia sich in türkischen Schuz begeben, daher Soliman mit seiner Macht anrükte, ihn zu Ofen als König einfezte, weiter eindrang, den 22 Sept. vor Wien kam und solches belagerte; zum Entsaze waren keine Anstalten, aber die Besazung schlug alle Stürme zurük, bis die Türken in der Nacht vom 14. 15 Oct. abzogen. Der Kaiser Karl 5 war jezt ernstlig auf Beilegung der gottesdienstligen Streitigkeiten bedacht, wie er dem Papste bereits versprochen hatte: es herschten aber an seinem Hofe zwei Meinungen, der eine Theil rieth bloße Gewalt an, wie der Papst wünschte, welcher, wegen des Andenkens der Costnizer Versamlung, von keiner Versamlung hören mogte, nach welcher Meinung auch der Kaiser zu Parma geantwortet hatte, andere misbilligten gleichwol alles gewaltsame Verfaren in Glaubenssachen, hielten eine Versamlung für dienlig zu Abschaffung manges Irthums und Aberglaubens, zu welcher Meinung der Kaiser sich leztlig lenkte und, als er den 5 Nov. nach Bononien kommen war, dem Papste ernstlig anrieth eine Versamlung zuberufen, welcher doch solches ablenete und ihm solange anlag, bis er zusagte

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Reichstage, wie gewönlig,                      berathschlaget und einige Hülfe bewilliget worden: Diese Sache war Ferdinande                      wichtig; der Kaiser, die zwistigen teutschen Stände und andere Mächte namen sich                      derselben wenig an: es hatte aber der verdrengte Zapolia sich in türkischen                      Schuz begeben, daher Soliman mit seiner Macht anrükte, ihn zu Ofen als König                      einfezte, weiter eindrang, den 22 Sept. vor Wien kam und solches belagerte; zum                      Entsaze waren keine Anstalten, aber die Besazung schlug alle Stürme zurük, bis                      die Türken in der Nacht vom 14. 15 Oct. abzogen. Der Kaiser Karl 5 war jezt                      ernstlig auf Beilegung der gottesdienstligen Streitigkeiten bedacht, wie er dem                      Papste bereits versprochen hatte: es herschten aber an seinem Hofe zwei                      Meinungen, der eine Theil rieth bloße Gewalt an, wie der Papst wünschte,                      welcher, wegen des Andenkens der Costnizer Versamlung, von keiner Versamlung                      hören mogte, nach welcher Meinung auch der Kaiser zu Parma geantwortet hatte,                      andere misbilligten gleichwol alles gewaltsame Verfaren in Glaubenssachen,                      hielten eine Versamlung für dienlig zu Abschaffung manges Irthums und                      Aberglaubens, zu welcher Meinung der Kaiser sich leztlig lenkte und, als er den                      5 Nov. nach Bononien kommen war, dem Papste ernstlig anrieth eine Versamlung                      zuberufen, welcher doch solches ablenete und ihm solange anlag, bis er zusagte
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[706/0718] Reichstage, wie gewönlig, berathschlaget und einige Hülfe bewilliget worden: Diese Sache war Ferdinande wichtig; der Kaiser, die zwistigen teutschen Stände und andere Mächte namen sich derselben wenig an: es hatte aber der verdrengte Zapolia sich in türkischen Schuz begeben, daher Soliman mit seiner Macht anrükte, ihn zu Ofen als König einfezte, weiter eindrang, den 22 Sept. vor Wien kam und solches belagerte; zum Entsaze waren keine Anstalten, aber die Besazung schlug alle Stürme zurük, bis die Türken in der Nacht vom 14. 15 Oct. abzogen. Der Kaiser Karl 5 war jezt ernstlig auf Beilegung der gottesdienstligen Streitigkeiten bedacht, wie er dem Papste bereits versprochen hatte: es herschten aber an seinem Hofe zwei Meinungen, der eine Theil rieth bloße Gewalt an, wie der Papst wünschte, welcher, wegen des Andenkens der Costnizer Versamlung, von keiner Versamlung hören mogte, nach welcher Meinung auch der Kaiser zu Parma geantwortet hatte, andere misbilligten gleichwol alles gewaltsame Verfaren in Glaubenssachen, hielten eine Versamlung für dienlig zu Abschaffung manges Irthums und Aberglaubens, zu welcher Meinung der Kaiser sich leztlig lenkte und, als er den 5 Nov. nach Bononien kommen war, dem Papste ernstlig anrieth eine Versamlung zuberufen, welcher doch solches ablenete und ihm solange anlag, bis er zusagte

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Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 706. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/718>, abgerufen am 22.11.2024.