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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

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sers Zug über die Alpen zuhindern; Luther hingegen und andere riethen zum Leiden und Gehorsame, welchem Rathe der Kurfürst folgte, wie dan auch jenes Gerücht vom Erfolge wiederleget wurde. Luther und seine Gehülfen erhielten Befel ein Glaubensbekäntnis aufzusezen, wozu mit weniger Veränderung die siebenzehn Schwobacher Lehrstükke genommen und dem Kurfürsten zu Torgau übergeben wurden, von wannen derselbe aufbrach, Luthern zu Koburg den 3 Apr. lies, mit Melanchthone aber und andern deßen Gehülfen den 2 Maj am ersten unter allen Fürsten zu Augsburg anlangete. Melanchthon, welcher behutsam war, eine deutlige Schreibart hatte und gern an der Schreibart künstelte, bekam den Auftrag die Ausdrükke des entworfenen Bekentnißes zubeßern, machte schon auf der Reise den Anfang und sezte zu Augsburg solche Arbeit fort, fand auch Zeit genug, weil des Kaisers Ankunft sich verzog, der Kurfürst aber ihn standhaft erwartete: Des Landgrafen wiederholte Bemühungen eine Vereinigung der Bekenner zustiften war vergebens. Endlig langte den 15 Jun. der Kaiser an. Auf ininständiges Anliegen des papistischen Theils verlangte er von den Fürsten der Wiedersteher, daß sie die öffentligen Reden ihrer Lehrer einstellen und am instehenden Fronleichnamstage den abgöttischen Umgang mit halten solten; deßen, des Lezteren sonderlig, sie

sers Zug über die Alpen zuhindern; Luther hingegen und andere riethen zum Leiden und Gehorsame, welchem Rathe der Kurfürst folgte, wie dan auch jenes Gerücht vom Erfolge wiederleget wurde. Luther und seine Gehülfen erhielten Befel ein Glaubensbekäntnis aufzusezen, wozu mit weniger Veränderung die siebenzehn Schwobacher Lehrstükke genommen und dem Kurfürsten zu Torgau übergeben wurden, von wannen derselbe aufbrach, Luthern zu Koburg den 3 Apr. lies, mit Melanchthone aber und andern deßen Gehülfen den 2 Maj am ersten unter allen Fürsten zu Augsburg anlangete. Melanchthon, welcher behutsam war, eine deutlige Schreibart hatte und gern an der Schreibart künstelte, bekam den Auftrag die Ausdrükke des entworfenen Bekentnißes zubeßern, machte schon auf der Reise den Anfang und sezte zu Augsburg solche Arbeit fort, fand auch Zeit genug, weil des Kaisers Ankunft sich verzog, der Kurfürst aber ihn standhaft erwartete: Des Landgrafen wiederholte Bemühungen eine Vereinigung der Bekenner zustiften war vergebens. Endlig langte den 15 Jun. der Kaiser an. Auf ininständiges Anliegen des papistischen Theils verlangte er von den Fürsten der Wiedersteher, daß sie die öffentligen Reden ihrer Lehrer einstellen und am instehenden Fronleichnamstage den abgöttischen Umgang mit halten solten; deßen, des Lezteren sonderlig, sie

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[709/0721] sers Zug über die Alpen zuhindern; Luther hingegen und andere riethen zum Leiden und Gehorsame, welchem Rathe der Kurfürst folgte, wie dan auch jenes Gerücht vom Erfolge wiederleget wurde. Luther und seine Gehülfen erhielten Befel ein Glaubensbekäntnis aufzusezen, wozu mit weniger Veränderung die siebenzehn Schwobacher Lehrstükke genommen und dem Kurfürsten zu Torgau übergeben wurden, von wannen derselbe aufbrach, Luthern zu Koburg den 3 Apr. lies, mit Melanchthone aber und andern deßen Gehülfen den 2 Maj am ersten unter allen Fürsten zu Augsburg anlangete. Melanchthon, welcher behutsam war, eine deutlige Schreibart hatte und gern an der Schreibart künstelte, bekam den Auftrag die Ausdrükke des entworfenen Bekentnißes zubeßern, machte schon auf der Reise den Anfang und sezte zu Augsburg solche Arbeit fort, fand auch Zeit genug, weil des Kaisers Ankunft sich verzog, der Kurfürst aber ihn standhaft erwartete: Des Landgrafen wiederholte Bemühungen eine Vereinigung der Bekenner zustiften war vergebens. Endlig langte den 15 Jun. der Kaiser an. Auf ininständiges Anliegen des papistischen Theils verlangte er von den Fürsten der Wiedersteher, daß sie die öffentligen Reden ihrer Lehrer einstellen und am instehenden Fronleichnamstage den abgöttischen Umgang mit halten solten; deßen, des Lezteren sonderlig, sie

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Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 709. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/721>, abgerufen am 22.11.2024.