weniger ausgerichtet worden: er änderte schleunig viele seiner Meinungen in den ersten Jahren und in den leztern keine, wie viele Mühe sich auch Melanchrhon gab ihn wegen der Lehre vom Abendmale auf andere Gedanken zubringen, doch bekante er diesen zulezt, daß in dem Streite über diese Lehre zuviel geschehen sei, wolte aber solches nicht öffentlig anzeigen, aus Besorgnis die ganze Lehre mögte dadurch vielen verdächtig werden. Philip von Heßen besas Klugheit, aber keine Ränke: als er auf geschehene Einladung den 27 März den Kaiser zu Speier gesprochen, und selbiger sich sehr freundlig bewiesen hatte, war er so treuherzig solches für gute Gesinnung anzunemen und seinen Bundesgenoßen, die den 1 Apr. zu Worms zusammen kamen, überschrieb, daher sie nichts beschloßen, sondern den 23 von da nach Regensburg zum Reichstage gingen. Des Kaisers Absicht war den Kurfürsten von Sachsen zuerst anzugreifen, daher er bei dem Landgrafen anhielt selbst auf den Reichstag zukommen um ihn vom Kurfürsten abzuziehen, wozu Moriz gern Unterhändler geworden wäre, mit welchem zu Regensburg, wo er den 25 Maj ankam, viel geheime Berathschlagungen gepflogen wurden: auf dem Reichstage daselbst sonderten sich die Kurfürsten von Meinz und Trier von den vier andern ab, die nun alle die Warheit bekanten. Ehe man etwas be-
weniger ausgerichtet worden: er änderte schleunig viele seiner Meinungen in den ersten Jahren und in den leztern keine, wie viele Mühe sich auch Melanchrhon gab ihn wegen der Lehre vom Abendmale auf andere Gedanken zubringen, doch bekante er diesen zulezt, daß in dem Streite über diese Lehre zuviel geschehen sei, wolte aber solches nicht öffentlig anzeigen, aus Besorgnis die ganze Lehre mögte dadurch vielen verdächtig werden. Philip von Heßen besas Klugheit, aber keine Ränke: als er auf geschehene Einladung den 27 März den Kaiser zu Speier gesprochen, und selbiger sich sehr freundlig bewiesen hatte, war er so treuherzig solches für gute Gesinnung anzunemen und seinen Bundesgenoßen, die den 1 Apr. zu Worms zusammen kamen, überschrieb, daher sie nichts beschloßen, sondern den 23 von da nach Regensburg zum Reichstage gingen. Des Kaisers Absicht war den Kurfürsten von Sachsen zuerst anzugreifen, daher er bei dem Landgrafen anhielt selbst auf den Reichstag zukommen um ihn vom Kurfürsten abzuziehen, wozu Moriz gern Unterhändler geworden wäre, mit welchem zu Regensburg, wo er den 25 Maj ankam, viel geheime Berathschlagungen gepflogen wurden: auf dem Reichstage daselbst sonderten sich die Kurfürsten von Meinz und Trier von den vier andern ab, die nun alle die Warheit bekanten. Ehe man etwas be-
<TEI><text><body><div><p><pbfacs="#f0749"n="737"/>
weniger ausgerichtet worden: er änderte schleunig viele seiner Meinungen in den ersten Jahren und in den leztern keine, wie viele Mühe sich auch Melanchrhon gab ihn wegen der Lehre vom Abendmale auf andere Gedanken zubringen, doch bekante er diesen zulezt, daß in dem Streite über diese Lehre zuviel geschehen sei, wolte aber solches nicht öffentlig anzeigen, aus Besorgnis die ganze Lehre mögte dadurch vielen verdächtig werden. Philip von Heßen besas Klugheit, aber keine Ränke: als er auf geschehene Einladung den 27 März den Kaiser zu Speier gesprochen, und selbiger sich sehr freundlig bewiesen hatte, war er so treuherzig solches für gute Gesinnung anzunemen und seinen Bundesgenoßen, die den 1 Apr. zu Worms zusammen kamen, überschrieb, daher sie nichts beschloßen, sondern den 23 von da nach Regensburg zum Reichstage gingen. Des Kaisers Absicht war den Kurfürsten von Sachsen zuerst anzugreifen, daher er bei dem Landgrafen anhielt selbst auf den Reichstag zukommen um ihn vom Kurfürsten abzuziehen, wozu Moriz gern Unterhändler geworden wäre, mit welchem zu Regensburg, wo er den 25 Maj ankam, viel geheime Berathschlagungen gepflogen wurden: auf dem Reichstage daselbst sonderten sich die Kurfürsten von Meinz und Trier von den vier andern ab, die nun alle die Warheit bekanten. Ehe man etwas be-
</p></div></body></text></TEI>
[737/0749]
weniger ausgerichtet worden: er änderte schleunig viele seiner Meinungen in den ersten Jahren und in den leztern keine, wie viele Mühe sich auch Melanchrhon gab ihn wegen der Lehre vom Abendmale auf andere Gedanken zubringen, doch bekante er diesen zulezt, daß in dem Streite über diese Lehre zuviel geschehen sei, wolte aber solches nicht öffentlig anzeigen, aus Besorgnis die ganze Lehre mögte dadurch vielen verdächtig werden. Philip von Heßen besas Klugheit, aber keine Ränke: als er auf geschehene Einladung den 27 März den Kaiser zu Speier gesprochen, und selbiger sich sehr freundlig bewiesen hatte, war er so treuherzig solches für gute Gesinnung anzunemen und seinen Bundesgenoßen, die den 1 Apr. zu Worms zusammen kamen, überschrieb, daher sie nichts beschloßen, sondern den 23 von da nach Regensburg zum Reichstage gingen. Des Kaisers Absicht war den Kurfürsten von Sachsen zuerst anzugreifen, daher er bei dem Landgrafen anhielt selbst auf den Reichstag zukommen um ihn vom Kurfürsten abzuziehen, wozu Moriz gern Unterhändler geworden wäre, mit welchem zu Regensburg, wo er den 25 Maj ankam, viel geheime Berathschlagungen gepflogen wurden: auf dem Reichstage daselbst sonderten sich die Kurfürsten von Meinz und Trier von den vier andern ab, die nun alle die Warheit bekanten. Ehe man etwas be-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:
Anmerkungen zur Transkription:
Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
Ligaturen werden aufgelöst.
Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.
Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 737. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/749>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.