Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

genommener Schiffe, ein Krieg ausgebrochen, welcher bald mit grössern Unruhen vermischet ward. Fridrich Wilhelm, König 1740von Preußen, starb 1740 den 31 Maj und sein Sohn Fridrich 2 folgte. Karl 6 starb den 20 Oct. und seine an Franzen von Lotharingen vermälte Tochter, Maria Theresia, trat über die sämtligen Erbländer die Herschaft an: es erneuerte aber der Kurfürst von Baiern seine alten und neuen Ansprüche auf diese Länder; auch der König von Preußen suchte einen alten Anspruch auf einige Theile von Schlesien hervor, rükte sogleich in dieses von Truppen entblöste Land und breitete sich in selbigem aus. Anna, Kaiserin aller Reußen, starb den 28 Oct: nachdem sie den kurz vorher zur Welt gekommenen Enkel ihrer Schwester zum Nachsolger ernant und, mit Ybergehung seiner Eltern, ihren Günstling, der durch sie aus niedrigem Stande bis zu der Würde eines Herzogs von Kurland erhoben war, nun auch zum Verweser des rußischen Reichs werender Minderjährigkeit bestimmet hatte: weil aber dieser durch seinen Stolz bald verhast wurde, nam der Feldoberst mit Hülfe eines Theils der Truppen ihn gefangen; worauf die Mutter des jungen Kaisers zur Verweserin des Reichs bessellet, er aber zur beständigen Gefangenschaft in die östligen wüsten Länder gebracht und erst nach zwanzig Jahren, bei sehr veränder-

genommener Schiffe, ein Krieg ausgebrochen, welcher bald mit grössern Unruhen vermischet ward. Fridrich Wilhelm, König 1740von Preußen, starb 1740 den 31 Maj und sein Sohn Fridrich 2 folgte. Karl 6 starb den 20 Oct. und seine an Franzen von Lotharingen vermälte Tochter, Maria Theresia, trat über die sämtligen Erbländer die Herschaft an: es erneuerte aber der Kurfürst von Baiern seine alten und neuen Ansprüche auf diese Länder; auch der König von Preußen suchte einen alten Anspruch auf einige Theile von Schlesien hervor, rükte sogleich in dieses von Truppen entblöste Land und breitete sich in selbigem aus. Anna, Kaiserin aller Reußen, starb den 28 Oct: nachdem sie den kurz vorher zur Welt gekommenen Enkel ihrer Schwester zum Nachsolger ernant und, mit Ybergehung seiner Eltern, ihren Günstling, der durch sie aus niedrigem Stande bis zu der Würde eines Herzogs von Kurland erhoben war, nun auch zum Verweser des rußischen Reichs werender Minderjährigkeit bestimmet hatte: weil aber dieser durch seinen Stolz bald verhast wurde, nam der Feldoberst mit Hülfe eines Theils der Truppen ihn gefangen; worauf die Mutter des jungen Kaisers zur Verweserin des Reichs bessellet, er aber zur beständigen Gefangenschaft in die östligen wüsten Länder gebracht und erst nach zwanzig Jahren, bei sehr veränder-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0882" n="870"/>
genommener Schiffe, ein Krieg                      ausgebrochen, welcher bald mit grössern Unruhen vermischet ward. Fridrich                      Wilhelm, König <note place="left">1740</note>von Preußen, starb 1740 den                      31 Maj und sein Sohn Fridrich 2 folgte. Karl 6 starb den 20 Oct. und seine an                      Franzen von Lotharingen vermälte Tochter, Maria Theresia, trat über die                      sämtligen Erbländer die Herschaft an: es erneuerte aber der Kurfürst von Baiern                      seine alten und neuen Ansprüche auf diese Länder; auch der König von Preußen                      suchte einen alten Anspruch auf einige Theile von Schlesien hervor, rükte                      sogleich in dieses von Truppen entblöste Land und breitete sich in selbigem aus.                      Anna, Kaiserin aller Reußen, starb den 28 Oct: nachdem sie den kurz vorher zur                      Welt gekommenen Enkel ihrer Schwester zum Nachsolger ernant und, mit Ybergehung                      seiner Eltern, ihren Günstling, der durch sie aus niedrigem Stande bis zu der                      Würde eines Herzogs von Kurland erhoben war, nun auch zum Verweser des rußischen                      Reichs werender Minderjährigkeit bestimmet hatte: weil aber dieser durch seinen                      Stolz bald verhast wurde, nam der Feldoberst mit Hülfe eines Theils der Truppen                      ihn gefangen; worauf die Mutter des jungen Kaisers zur Verweserin des Reichs                      bessellet, er aber zur beständigen Gefangenschaft in die östligen wüsten Länder                      gebracht und erst nach zwanzig Jahren, bei sehr veränder-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[870/0882] genommener Schiffe, ein Krieg ausgebrochen, welcher bald mit grössern Unruhen vermischet ward. Fridrich Wilhelm, König von Preußen, starb 1740 den 31 Maj und sein Sohn Fridrich 2 folgte. Karl 6 starb den 20 Oct. und seine an Franzen von Lotharingen vermälte Tochter, Maria Theresia, trat über die sämtligen Erbländer die Herschaft an: es erneuerte aber der Kurfürst von Baiern seine alten und neuen Ansprüche auf diese Länder; auch der König von Preußen suchte einen alten Anspruch auf einige Theile von Schlesien hervor, rükte sogleich in dieses von Truppen entblöste Land und breitete sich in selbigem aus. Anna, Kaiserin aller Reußen, starb den 28 Oct: nachdem sie den kurz vorher zur Welt gekommenen Enkel ihrer Schwester zum Nachsolger ernant und, mit Ybergehung seiner Eltern, ihren Günstling, der durch sie aus niedrigem Stande bis zu der Würde eines Herzogs von Kurland erhoben war, nun auch zum Verweser des rußischen Reichs werender Minderjährigkeit bestimmet hatte: weil aber dieser durch seinen Stolz bald verhast wurde, nam der Feldoberst mit Hülfe eines Theils der Truppen ihn gefangen; worauf die Mutter des jungen Kaisers zur Verweserin des Reichs bessellet, er aber zur beständigen Gefangenschaft in die östligen wüsten Länder gebracht und erst nach zwanzig Jahren, bei sehr veränder- 1740

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/882
Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 870. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/882>, abgerufen am 22.11.2024.