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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

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walt und Kosten dergleichen wieder zusammen brachten; theils verschwendeten die Fürsten das geraubte Vermögen der Unterthanen mit Yppigkeit, mit Schauspielen, mit Unvernunft, u. d. gl. beloneten die Schmeichler und andere Leute, indem die Verdientesten darben musten, verwandten an eine Sängerin oder anders Weibsbild mer, als an eine ganze Geseischaft gelehrter Männer; ein alles verwaltender Beamter, auch nach Umständen andere Räthe und Beamte, waren den Fürsten änlig, bereicherten sich, versorgten ihre Angehötigen und Günstlinge, sezten Kinder in AEmter, die verdienten Männer gehöreten, Unwißende zu Geschäften, die Verstand, Wißenschaft und Redligkeit erforderten, dan waren sie sparsam für den Fürsten, wen Redlige bei treuen Dienste und Fleiße solten belonet, oder nur nothdürftig versorget werden. Keiner gedachte, daß er Gotte Rechenschaft geben solte. Laster, die durch das Ansehen des Fürsten und seiner Grossen angepriesen wurden, wurden leicht algemein: man hielt für anständig und gros außer und in der Ehe unzüchtig zulegen; man hielt für nothwendig durch Pracht und Anfwand sich vorzuthun, machte daher Schulden und bezalte sie nicht, schlug wol Gelder unter, die den Armen bestimt waren oder veruntrenete gemeines Gut; und solches alles schändete nicht, machte zu keiner Würde unfähig,

walt und Kosten dergleichen wieder zusammen brachten; theils verschwendeten die Fürsten das geraubte Vermögen der Unterthanen mit Yppigkeit, mit Schauspielen, mit Unvernunft, u. d. gl. beloneten die Schmeichler und andere Leute, indem die Verdientesten darben musten, verwandten an eine Sängerin oder anders Weibsbild mer, als an eine ganze Geseischaft gelehrter Männer; ein alles verwaltender Beamter, auch nach Umständen andere Räthe und Beamte, waren den Fürsten änlig, bereicherten sich, versorgten ihre Angehötigen und Günstlinge, sezten Kinder in AEmter, die verdienten Männer gehöreten, Unwißende zu Geschäften, die Verstand, Wißenschaft und Redligkeit erforderten, dan waren sie sparsam für den Fürsten, wen Redlige bei treuen Dienste und Fleiße solten belonet, oder nur nothdürftig versorget werden. Keiner gedachte, daß er Gotte Rechenschaft geben solte. Laster, die durch das Ansehen des Fürsten und seiner Grossen angepriesen wurden, wurden leicht algemein: man hielt für anständig und gros außer und in der Ehe unzüchtig zulegen; man hielt für nothwendig durch Pracht und Anfwand sich vorzuthun, machte daher Schulden und bezalte sie nicht, schlug wol Gelder unter, die den Armen bestimt waren oder veruntrenete gemeines Gut; und solches alles schändete nicht, machte zu keiner Würde unfähig,

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[901/0913] walt und Kosten dergleichen wieder zusammen brachten; theils verschwendeten die Fürsten das geraubte Vermögen der Unterthanen mit Yppigkeit, mit Schauspielen, mit Unvernunft, u. d. gl. beloneten die Schmeichler und andere Leute, indem die Verdientesten darben musten, verwandten an eine Sängerin oder anders Weibsbild mer, als an eine ganze Geseischaft gelehrter Männer; ein alles verwaltender Beamter, auch nach Umständen andere Räthe und Beamte, waren den Fürsten änlig, bereicherten sich, versorgten ihre Angehötigen und Günstlinge, sezten Kinder in AEmter, die verdienten Männer gehöreten, Unwißende zu Geschäften, die Verstand, Wißenschaft und Redligkeit erforderten, dan waren sie sparsam für den Fürsten, wen Redlige bei treuen Dienste und Fleiße solten belonet, oder nur nothdürftig versorget werden. Keiner gedachte, daß er Gotte Rechenschaft geben solte. Laster, die durch das Ansehen des Fürsten und seiner Grossen angepriesen wurden, wurden leicht algemein: man hielt für anständig und gros außer und in der Ehe unzüchtig zulegen; man hielt für nothwendig durch Pracht und Anfwand sich vorzuthun, machte daher Schulden und bezalte sie nicht, schlug wol Gelder unter, die den Armen bestimt waren oder veruntrenete gemeines Gut; und solches alles schändete nicht, machte zu keiner Würde unfähig,

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Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 901. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/913>, abgerufen am 26.06.2024.