alle solche Beziehung fast gänzlich erloschen. Daher ver- fügt es nur über eine gleichartige und gleichgültige Menge von Möglichkeiten, die ihm gegenwärtig sind und zustehen, und bestimmt jedesmal so viel davon, wirklich zu werden, als gerade nothwendig scheint zur Hervorrufung einer vor- gestellten Wirkung. Eine Mehrheit von einzelnen mög- lichen Handlungen, welche als reale Objecte dem Denken- den vorzuschweben scheinen, wird gleichsam zusammen- gefügt und aufgestellt, um nicht mehr sein möglicher, son- dern sein wirklicher Wille zu heissen, welcher nunmehr zwischen ihm und den Dingen steht, aber als der seine ganz und gar, nämlich durchaus gegen ihn ohnmächtig und wesenlos, so dass der Urheber sein Werk ebenso leicht wiederum auflösen und vernichten kann. So lange aber, als es besteht, so vermag er damit die Dinge und Wesen anzufassen und sie zu behandeln durch seinen Willen, sofern dieser selbst auf die Dinge zu wirken gedacht wird, oder sofern das Subject als directe Causalität gedacht wird (auf physische Art), so mag es doch und muss nach seinem Willen sich richten, als nach einem Vorbild oder einer Vor- schrift, darinnen die allgemeinen Züge derjenigen Gestalt enthalten sind, welche durch das einzelne Geschehen ihre besonderen Umrisse empfängt. -- Was aber Belieben in Bezug auf Handlungen ist, das ist c) in Bezug auf das Denken selber Begriff: nämlich eine bindende Affirma- tion über den Gebrauch von Wörtern in bestimmtem Sinne, wonach der Denkende in den Sätzen seiner Rede sich richten kann und will und zugleich im Stande ist, für die Vergleichung und derselben angepasste Bezeichnung der realen Dinge und Verhältnisse solche Einheit als einen Maasstab anzuwenden. Denn der Begriff selber, z. E. eines Kreises, ist ein pures Gedankending, nach dessen Aehn- lichkeit aber Figuren in der Ebene, die entweder gegeben oder construirt worden sind, als Kreise gelten und behandelt werden. Hier ist das Denken in der ihm eigenthümlichen Leistung erkennbar, welche darin besteht, gegen die Viel- fachheit und Wandelbarkeit der Erfahrung einfache und constante Schemata auszubilden und festzuhalten, als wor- auf die mehreren Erscheinungen bezogen werden können,
alle solche Beziehung fast gänzlich erloschen. Daher ver- fügt es nur über eine gleichartige und gleichgültige Menge von Möglichkeiten, die ihm gegenwärtig sind und zustehen, und bestimmt jedesmal so viel davon, wirklich zu werden, als gerade nothwendig scheint zur Hervorrufung einer vor- gestellten Wirkung. Eine Mehrheit von einzelnen mög- lichen Handlungen, welche als reale Objecte dem Denken- den vorzuschweben scheinen, wird gleichsam zusammen- gefügt und aufgestellt, um nicht mehr sein möglicher, son- dern sein wirklicher Wille zu heissen, welcher nunmehr zwischen ihm und den Dingen steht, aber als der seine ganz und gar, nämlich durchaus gegen ihn ohnmächtig und wesenlos, so dass der Urheber sein Werk ebenso leicht wiederum auflösen und vernichten kann. So lange aber, als es besteht, so vermag er damit die Dinge und Wesen anzufassen und sie zu behandeln durch seinen Willen, sofern dieser selbst auf die Dinge zu wirken gedacht wird, oder sofern das Subject als directe Causalität gedacht wird (auf physische Art), so mag es doch und muss nach seinem Willen sich richten, als nach einem Vorbild oder einer Vor- schrift, darinnen die allgemeinen Züge derjenigen Gestalt enthalten sind, welche durch das einzelne Geschehen ihre besonderen Umrisse empfängt. — Was aber Belieben in Bezug auf Handlungen ist, das ist c) in Bezug auf das Denken selber Begriff: nämlich eine bindende Affirma- tion über den Gebrauch von Wörtern in bestimmtem Sinne, wonach der Denkende in den Sätzen seiner Rede sich richten kann und will und zugleich im Stande ist, für die Vergleichung und derselben angepasste Bezeichnung der realen Dinge und Verhältnisse solche Einheit als einen Maasstab anzuwenden. Denn der Begriff selber, z. E. eines Kreises, ist ein pures Gedankending, nach dessen Aehn- lichkeit aber Figuren in der Ebene, die entweder gegeben oder construirt worden sind, als Kreise gelten und behandelt werden. Hier ist das Denken in der ihm eigenthümlichen Leistung erkennbar, welche darin besteht, gegen die Viel- fachheit und Wandelbarkeit der Erfahrung einfache und constante Schemata auszubilden und festzuhalten, als wor- auf die mehreren Erscheinungen bezogen werden können,
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alle solche Beziehung fast gänzlich erloschen. Daher ver-
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von Möglichkeiten, die ihm gegenwärtig sind und zustehen,
und bestimmt jedesmal so viel davon, wirklich zu werden,
als gerade nothwendig scheint zur Hervorrufung einer vor-
gestellten Wirkung. Eine Mehrheit von einzelnen mög-
lichen Handlungen, welche als reale Objecte dem Denken-
den vorzuschweben scheinen, wird gleichsam zusammen-
gefügt und aufgestellt, um nicht mehr sein möglicher, son-
dern sein wirklicher Wille zu heissen, welcher nunmehr
zwischen ihm und den Dingen steht, aber als der seine
ganz und gar, nämlich durchaus gegen ihn ohnmächtig
und wesenlos, so dass der Urheber sein Werk ebenso leicht
wiederum auflösen und vernichten kann. So lange aber,
als es besteht, so vermag er damit die Dinge und Wesen
anzufassen und sie zu behandeln durch seinen Willen,
sofern dieser selbst auf die Dinge zu wirken gedacht wird,
oder sofern das Subject als directe Causalität gedacht wird
(auf physische Art), so mag es doch und muss nach seinem
Willen sich richten, als nach einem Vorbild oder einer Vor-
schrift, darinnen die allgemeinen Züge derjenigen Gestalt
enthalten sind, welche durch das einzelne Geschehen ihre
besonderen Umrisse empfängt. — Was aber Belieben in
Bezug auf Handlungen ist, das ist c) in Bezug auf das
Denken selber Begriff: nämlich eine bindende Affirma-
tion über den Gebrauch von Wörtern in bestimmtem Sinne,
wonach der Denkende in den Sätzen seiner Rede sich
richten kann und will und zugleich im Stande ist, für die
Vergleichung und derselben angepasste Bezeichnung der
realen Dinge und Verhältnisse solche Einheit als einen
Maasstab anzuwenden. Denn der Begriff selber, z. E. eines
Kreises, ist ein pures Gedankending, nach dessen Aehn-
lichkeit aber Figuren in der Ebene, die entweder gegeben
oder construirt worden sind, als Kreise gelten und behandelt
werden. Hier ist das Denken in der ihm eigenthümlichen
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fachheit und Wandelbarkeit der Erfahrung einfache und
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Tönnies, Ferdinand: Gemeinschaft und Gesellschaft. Berlin, 1887, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_gemeinschaft_1887/162>, abgerufen am 24.11.2024.
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