lichkeit, welche in Willkür enthalten ist: Seinendes als Zukünftiges, Unwirkliches. Jenes kann durch alle Arten der Empfindung erfahren, gewusst werden, indem Erkanntes und Erkennendes Eines und dasselbe, jenes so real als dieses ist. Das Zukünftige aber, nur durch Denken er- kannt, gewusst, steht ihm wie ein Object, von der Thätig- keit selber verschieden und ablösbar, gegenüber; Object wie ein Producirtes, Gebildetes, Fingirtes, aber in einem minderen und allgemeineren Sinne, als die Gebilde, welche ferner aus solchem imaginären Stoff durch Denken gemacht werden mögen; und wiederum, was dort als Pro- duction begriffen wird, ist, wenn auch unter schaffender Mitthätigkeit des Subjectes, Bewegung der organisirten Materie selber, deren Vollendung schon in ihrem Anfange enthalten ist; so dass immer aus Demselbigen Unbestimmten Dasselbe Bestimmtere wird. Hier aber ist zuerst Auflösung in (so sehr als möglich) gleiche Elemente nothwendig, um diese in beliebigen Formen und beliebiger Menge zusammen- zusetzen. Und so gilt denn für den Begriff des Wesen- willens dieses. Alles Können involvirt ein (nicht gedachtes, sondern reales) Müssen, und (davon nicht verschiedenes) Geschehen, als seine Entelechie und Ergebniss einer Ent- wicklung, unter gegebenen Bedingungen. Gleichwie die Frucht aus der Blüthe sich ergibt, und animal ex ovo. Es ist Eines und dasselbe, in verwandeltem Zustande. Und so verhält sich Anfang und Mitte aller Arbeit zu ihrer Voll- endung, dem Werke. Hier ist nicht das Hingegebene das Eine, und das Empfangene ein Anderes, so dass sie sonst nichts mit einander zu thun haben, als dass Eines der Preis des Anderen ist -- wie denn die blosse Formgebung an einen fremden Stoff so verstanden werden kann, dass die fertige Sache durch solche Arbeit erkauft wurde --; sondern die in Wahrheit immer in irgendwelchem Maasse lebendige Materie wird ergriffen, und durch eine wechsel- seitige Assimilirung strömen die Kräfte des eigenen Wesens darin über, werden und bleiben darin lebendig; wie im Acte der Zeugung und alles künstlerischen Schaffens und Denkens. Diese Auffassung beruhet auf dem allgemein- bedeutenden Gesetze: dass jede organische Modification, als
lichkeit, welche in Willkür enthalten ist: Seinendes als Zukünftiges, Unwirkliches. Jenes kann durch alle Arten der Empfindung erfahren, gewusst werden, indem Erkanntes und Erkennendes Eines und dasselbe, jenes so real als dieses ist. Das Zukünftige aber, nur durch Denken er- kannt, gewusst, steht ihm wie ein Object, von der Thätig- keit selber verschieden und ablösbar, gegenüber; Object wie ein Producirtes, Gebildetes, Fingirtes, aber in einem minderen und allgemeineren Sinne, als die Gebilde, welche ferner aus solchem imaginären Stoff durch Denken gemacht werden mögen; und wiederum, was dort als Pro- duction begriffen wird, ist, wenn auch unter schaffender Mitthätigkeit des Subjectes, Bewegung der organisirten Materie selber, deren Vollendung schon in ihrem Anfange enthalten ist; so dass immer aus Demselbigen Unbestimmten Dasselbe Bestimmtere wird. Hier aber ist zuerst Auflösung in (so sehr als möglich) gleiche Elemente nothwendig, um diese in beliebigen Formen und beliebiger Menge zusammen- zusetzen. Und so gilt denn für den Begriff des Wesen- willens dieses. Alles Können involvirt ein (nicht gedachtes, sondern reales) Müssen, und (davon nicht verschiedenes) Geschehen, als seine Entelechie und Ergebniss einer Ent- wicklung, unter gegebenen Bedingungen. Gleichwie die Frucht aus der Blüthe sich ergibt, und animal ex ovo. Es ist Eines und dasselbe, in verwandeltem Zustande. Und so verhält sich Anfang und Mitte aller Arbeit zu ihrer Voll- endung, dem Werke. Hier ist nicht das Hingegebene das Eine, und das Empfangene ein Anderes, so dass sie sonst nichts mit einander zu thun haben, als dass Eines der Preis des Anderen ist — wie denn die blosse Formgebung an einen fremden Stoff so verstanden werden kann, dass die fertige Sache durch solche Arbeit erkauft wurde —; sondern die in Wahrheit immer in irgendwelchem Maasse lebendige Materie wird ergriffen, und durch eine wechsel- seitige Assimilirung strömen die Kräfte des eigenen Wesens darin über, werden und bleiben darin lebendig; wie im Acte der Zeugung und alles künstlerischen Schaffens und Denkens. Diese Auffassung beruhet auf dem allgemein- bedeutenden Gesetze: dass jede organische Modification, als
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lichkeit, welche in Willkür enthalten ist: Seinendes als
Zukünftiges, Unwirkliches. Jenes kann durch alle Arten
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und Erkennendes Eines und dasselbe, jenes so real als
dieses ist. Das Zukünftige aber, nur durch Denken er-
kannt, gewusst, steht ihm wie ein Object, von der Thätig-
keit selber verschieden und ablösbar, gegenüber; Object
wie ein Producirtes, Gebildetes, Fingirtes, aber in einem
minderen und allgemeineren Sinne, als die Gebilde, welche
ferner aus solchem imaginären Stoff durch Denken
gemacht werden mögen; und wiederum, was dort als Pro-
duction begriffen wird, ist, wenn auch unter schaffender
Mitthätigkeit des Subjectes, Bewegung der organisirten
Materie selber, deren Vollendung schon in ihrem Anfange
enthalten ist; so dass immer aus Demselbigen Unbestimmten
Dasselbe Bestimmtere wird. Hier aber ist zuerst Auflösung
in (so sehr als möglich) gleiche Elemente nothwendig, um
diese in beliebigen Formen und beliebiger Menge zusammen-
zusetzen. Und so gilt denn für den Begriff des Wesen-
willens dieses. Alles Können involvirt ein (nicht gedachtes,
sondern reales) Müssen, und (davon nicht verschiedenes)
Geschehen, als seine Entelechie und Ergebniss einer Ent-
wicklung, unter gegebenen Bedingungen. Gleichwie die
Frucht aus der Blüthe sich ergibt, und animal ex ovo. Es
ist Eines und dasselbe, in verwandeltem Zustande. Und so
verhält sich Anfang und Mitte aller Arbeit zu ihrer Voll-
endung, dem Werke. Hier ist nicht das Hingegebene das
Eine, und das Empfangene ein Anderes, so dass sie sonst
nichts mit einander zu thun haben, als dass Eines der
Preis des Anderen ist — wie denn die blosse Formgebung
an einen fremden Stoff so verstanden werden kann, dass
die fertige Sache durch solche Arbeit erkauft wurde —;
sondern die in Wahrheit immer in irgendwelchem Maasse
lebendige Materie wird ergriffen, und durch eine wechsel-
seitige Assimilirung strömen die Kräfte des eigenen Wesens
darin über, werden und bleiben darin lebendig; wie im
Acte der Zeugung und alles künstlerischen Schaffens und
Denkens. Diese Auffassung beruhet auf dem allgemein-
bedeutenden Gesetze: dass jede organische Modification, als
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Tönnies, Ferdinand: Gemeinschaft und Gesellschaft. Berlin, 1887, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_gemeinschaft_1887/184>, abgerufen am 21.11.2024.
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